Eva Untersmayr-Elsenhuber: Man hat die Fäzes von gesunden und von milchallergischen Kindern auf Mäuse übertragen und festgestellt, dass es zur Veränderung in der Neigung zu Allergien kommt. Die auf diese Weise kolonisierten Mäuse waren durch die Fäzes der gesunden Kinder besser vor schweren Nahrungsmittelallergien geschützt als jene, die die Proben der allergischen Kinder erhalten hatten.
Mikroben aus dem Darm interagieren mit dem Immunsystem, es handelt sich dabei um ein fein abgestimmtes Gleichgewicht. Sofern diese Balance gewährleistet ist, neigt das Immunsystem nicht zur Allergie. Wichtige Bakterien für diese Balance sind bestimmte Clostridia-Stämme.
Ja, aber es gibt auch wichtige Clostridia-Bakterien, die ja eine sehr große Bakterien-Klasse darstellen. Allerdings sind verschiedene Bakterienarten für diese Balance wichtig, nicht nur Clostridia. Ein gut ausbalanciertes Gleichgewicht zwischen Firmicutes und Bacteroidetes scheint eine wichtige Voraussetzung zu sein.
Mit einer gesunden Ernährung, die reich ist an Ballaststoffen. Eine fettreiche, ballaststoffarme Kost, wie sie oft in den westlichen Ländern üblich ist, sorgt für ein Ungleichgewicht der Mikroben. Wichtig ist aber auch die erste Phase des Lebens und sogar schon die Phase im Mutterleib. Die mikrobielle Diversität der Mutter scheint Einfluss auf die Zusammensetzung des Mikrobioms und das spätere Allergiegeschehen zu haben. Gleiches gilt für die frühkindliche Ernährung, etwa ob gestillt wird oder nicht oder ob eine Antibiotikatherapie im Rahmen eines Erkrankungsgeschehens notwendig ist.
Ja, das ist erwiesen. Sofern keine medizinische Notwendigkeit besteht, ist – aus allergologischer Sicht – ein Kaiserschnitt nicht zu befürworten.
Es handelt sich hier um eine höchst interessante Untersuchung, weil durch die willkürliche Grenzziehung zwischen Russland und Finnland nach dem Zweiten Weltkrieg zum Teil sogar Familien getrennt wurden. Das heißt, dass der genetische Faktor wegfällt. Es gibt deutliche Unterschiede zwischen dem Darm-Mikrobiom von finnischen Kindern beziehungsweise Jugendlichen und jenen in Russland. Dies steht auch in Zusammenhang mit einem geringeren Allergieauftreten der russischen Kinder. Interessanterweise hat auch die Erde, mit der man in Kontakt ist, Einfluss auf das Mikrobiom und das Allergierisiko. Erde aus ländlichen Gegenden unterscheidet sich deutlich von urbaner Erde und scheint, wie wieder eine Maus-Studie gezeigt hat, dem Allergierisiko entgegenzuwirken.
* Vatanen T et al., Variation in Microbiome LPS Immunogenicity Contributes to Autoimmunity in Humans. Cell. 2016 Jun 2; 165(6):1551, DOI: 10.1016/j.cell.2016.05.056