Das Gehirn wiegt kaum mehr als 1,5 Kilogramm, es verbraucht jedoch 20–25 % der täglichen Energie, die der Mensch im Ruhezustand umsetzt. Es ist nachts sogar aktiver als untertags, wenn die Inhalte des Tages gleichsam wie auf eine Festplatte gespeichert und verarbeitet werden. Was man täglich zu sich nimmt, hat natürlich auch auf das Geschehen in den grauen Zellen Einfluss.
Reichlich Gemüse und Obst mit hohem antioxidativen Potenzial, ungesättigte Fettsäuren und eine geringe Schwermetallbelastung können, wenn die Gene entsprechend mitspielen, den geistigen Gesundheitszustand bis ins hohe Alter positiv beeinflussen – soweit ist man sich in der Wissenschaft einig. Eine Anti-Demenz-Formel über die Nahrung hat man bisher noch nicht gefunden. Zu komplex ist das Geschehen im Gehirn, zu viele Faktoren spielen eine Rolle. Dennoch lohnt es sich, die Kost entsprechend zusammenzustellen, um das Gehirn und alle kognitiven Funktionen zu unterstützen.
Besonders wichtig für das Gehirn sind die B-Vitamine. So sollte ein Mangel an Vitamin B12 unbedingt vermieden werden. Es ist am Aufbau des gesamten Nervensystems beteiligt und sorgt für einen geregelten Hirnstoffwechsel. Es ist auch wichtig für den Abbau der Aminosäure Homocystein. Diese Substanz gelangt über dieselben Wege ins Gehirn wie Selen und kann dann auch das Spurenelement aus seinen funktionellen Verbindungen verdrängen. Gerade Selen jedoch ist essenziell für kognitive Funktionen. Außerdem führt ein Selenmangel zu Plaquebildung und einer Schädigung der Neurofibrillen.
Gehemmt wird der Abbau des Homocysteins auch durch Quecksilber.1 Leider sind viele Meeresfische mit Quecksilber belastet. Süßwasserfische sind hier klar im Vorteil. Wichtig für den Hirnstoffwechsel sind auch Zink und Eisen. Interessante Zusammenhänge ergaben sich aus Studien zum Folatspiegel. Patienten mit diagnostizierter Demenz und Morbus Alzheimer hatten häufig verminderte Folat- und erhöhte Homocysteinspiegel. Postmortale Untersuchungen an Ordensschwestern zeigten, dass es eine signifikant negative Korrelation zwischen der Folatkonzentration im Serum und der Schwere atrophischer Veränderungen im Gehirn gab. Außerdem dürfte die Gehirnleistung im Alter nachlassen, wenn man nicht ausreichend mit Folat versorgt ist.2
Um auf die B-Vitamine zurückzukommen: Vitamin B6 hilft ebenfalls dabei, den Homocysteinspiegel zu kontrollieren. Außerdem ist es an der Serotonin-Synthese beteiligt. Ein Mangel an Serotonin im Gehirn führt – neben anderen Folgeerscheinungen – auch zu kognitivenBeeinträchtigungen wie Vergesslichkeit und verminderter Lernfähigkeit.3
Das Risiko für ein Abnehmen der kognitiven Fähigkeiten ist bei Personen mit Diabetes Typ 2 höher als bei Nichtdiabetikern. Ein permanent hoher Blutzuckerspiegel führt zu einer geringeren Sensibilität der insulinproduzierenden Betazellen, es wird weniger Insulin ausgeschüttet. Eine Folge davon: Der oxidative Stress im Gehirn steigt, und „Advanced Glycation Endproducts“ (AGE) lagern sich ab.1 Diese Verbindungen sind quasi Abfallprodukte aus Proteinen und Zucker, konkret entstehen sie durch eine irreversible Glykosylierung von Proteinen. Untersuchungen haben bereits ergeben, dass sie in Plaques von Alzheimer-Patienten in hoher Konzentration auftreten. Auch während des normalen Alterungsprozesses wird eine verstärkte Bildung beobachtet.4 Eine These könnte somit lauten: Wer Demenz vorbeugen will, sollte mit der Diabetes-Typ-2-Vorbeugung beginnen.
Literatur:
1 Martin HH, Watzinger C, UGBforum 1/2016
2 Hahn A et al., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2016
3 University Health News, Jan 2016
4 Bierhaus A, Nawroth P, Universität Heidelberg 2002