Nach welchen Kriterien klassifiziert man die unipolare Depression? Sie verläuft typischerweise episodisch, die Krankheitsphasen sind zeitlich begrenzt, und sie klingen häufig auch ohne Therapie ab. Der Verlauf depressiver Störungen ist individuell sehr unterschiedlich (siehe Tabelle).
Vielfach wenden sich Patienten nur mit den Nebensymptomen einer Depression an die Apotheker (weiter unten bold markiert sind Symptome, bei denen ein Arztbesuch empfohlen ist):
Da depressive Patienten selten spontan über die typischen depressiven Hauptsymptome berichten und eher unspezifischen Beschwerden wie Schlafstörungen, Müdigkeit et cetera in den Vordergrund stellen, bietet sich bei Verdacht auf Vorliegen einer Depression zwei Schlüsselfragen an.
Eine Möglichkeit der schnellen Erfassung einer unipolaren depressiven Störung bieten die zwei Testfragen die mit einer Sensitivität von 96 % und einer Spezifität von 57 % ein sehr zeitökonomisches Hilfsmittel darstellt:
Die Fragen 1 und 2 weisen bei der Bestätigung auf eine zugrundeliegende Depression hin. Kommen dabei Suizidgedanken zum Vorschein, ist ein dringender Arztbesuch zu empfehlen.
Eine unbehandelte depressive Episode dauert im Schnitt vier bis zwölf Monate. In einer aktuellen Metaanalyse zeigte sich, dass 35 bis 65 % der Patienten nur einmal eine depressive Episode in ihrem Leben entwickeln und 30 bis 65 % der Patienten ein Rezidiv oder mehrere erleiden. Mit jeder erneuten Episode steigt die Wahrscheinlichkeit des Rückfalls. Bei 10 bis 20 % der Patienten wird die Depression chronisch.
Bei einer leichten depressiven Episode kann laut geltender S3-Leitlinie mit dem Beginn der medikamentösen Behandlung abgewartet werden, wenn zum Beispiel die Patienten eine Behandlung ablehnen, nicht vertragen, oder davon auszugehen ist, dass sich die depressive Symptomatik auch ohne Therapie zurückbildet („watchful waiting“ – ähnlich wie bei der benignen Prostatahyperplasie).
Bei einer Dysthymie handelt es sich um eine lang anhaltende und gewöhnlich fluktuierende depressive Stimmungsstörung, bei der einzelne depressive Episoden selten – wenn überhaupt – ausreichend schwer sind, um sie mit herkömmlichen Antidepressiva zu behandeln. Die Dysthymie beginnt gewöhnlich früh im Erwachsenenleben. Im höheren Lebensalter tritt diese Störung häufig nach einem Trauerfall oder einer anderen Belastung auf.
Phytopharmaka aus Safran (mehr siehe Kasten), Lavendel, Johanniskraut, Griffonia, Passionsblume, Hopfen(zapfen), Baldrianwurzel und Melisse sowie ausgewählte Nahrungsergänzungen haben ein überschaubares Nebenwirkungsspektrum und eine eindeutig positive Nutzen-Risiko-Bilanz. Sie sind für leichte Fälle von depressiven Störungen geradezu indiziert, insbesondere für die Dysthymie und für leichte depressive Episoden.
Die Lichttherapie kommt nur bei den saisonalen Depressionen zum Einsatz. Hierbei ist es wichtig, dass eine sehr starke Lampe mit 2.500 bis 10.000 Lux verwendet wird. Die Schlafentzugstherapie (kein Mittagsschlaf!) ist eine kurzfristige Maßnahme, um dem Patienten zu zeigen, dass sich seine Symptomatik bessern kann. Ungefähr 40 bis 60 % der Patienten profitieren vom Schlafentzug.