Während neben Drogeriekette dm in ihrem Kampf um den Verkauf rezeptfreier Medikamente Unterstützung vom mächtigen Handelsverband, in dem alle Handelsunternehmen vertreten sind, bekommt, droht nun auch Ungemach bei den ärztlichen Hausapotheken. „Der Handelsverband kann den Schritt von dm zum Verfassungsgerichtshof sehr gut nachvollziehen. Eine mögliche rechtliche Ungleichbehandlung muss, im Sinne eines gerechten Marktes, geprüft werden. Ein positiver Bescheid darf aber nicht von einer willkürlichen Beschränkung auf Apotheken zur nächsten Einschränkung auf Drogisten führen. Wir sprechen uns deshalb für gleiches Recht für alle aus“, sagt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes. Eine Abschaffung des Apothekenvorbehalts wäre für ihn im Sinne der Konsumenten. „Insbesondere in ländlichen Gebieten mit weniger gut ausgebauter Infrastruktur könnte der hohe Filialisierungsgrad der Supermärkte einen wertvollen Beitrag zur Verfügbarkeit von rezeptfreien, nicht beratungsintensiven Medikamenten leisten.“
Genau dort – im ländlichen Raum – gibt es nun auch Gegenwind für die Apotheken durch Hausapotheken. Die Regierung hat sich kurz vor Redaktionsschluß überraschend auf eine Neuregelung für die ärztlichen Hausapotheken verständigt. Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) und Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer betonten, dass damit 130 Hausapotheken gesichert werden sollen. Konkret ist geplant, dass in flächenmäßig großen Gemeinden, in denen jetzt schon eine Apotheke vorhanden ist, in Zukunft ein Arzt dann eine Hausapotheke betreiben darf, wenn die Apotheke mehr als sechs Kilometer entfernt ist. Die zweite Neuerung betrifft die Nachfolgeregelung für Hausapotheken. Für bestehende Hausapotheken von Ärzten gilt künftig, dass sie in einem Abstand von vier Kilometern zu einer öffentlichen Apotheke bestehen bleiben können. Bisher lag die Entfernung bei sechs Kilometern. Davon sollen rund 115 Hausapotheken profitieren. Die Apothekerkammer kritisierte die Pläne umgehend. Der Regierungsplan sichere nicht nur bestehende ärztliche Hausapotheken, sondern ermögliche auch die Bewilligung weiterer. Damit gefährde die Initiative bestehende Apotheken auf dem Land, fürchtet Kammerpräsident Mag. Pharm. Max Wellan.
Im Kampf gegen dm, Billa und Co bekommen die Apotheken indess Rückendeckung. Im Interview mit der Apotheker Krone bremst die Vorstandsvorsitzende des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, Ulrike Rabmer-Koller. Die Beratung sei, selbst wenn ein Medikament rezeptfrei ist, sehr wichtig, betont sie. „Ich denke, die Apotheken sollten die Abgabe von Medikamenten vornehmen. Es ist im Hinblick auf Nebenwirkungen einfach heikel. Apotheken sind oft Erstanlaufstelle für Patienten, deshalb ist die Beratung sehr wichtig. Sie sind ein ganz wichtiger Partner im gesamten Gesundheitssystem.“ Der Präsident der Österreichischen Apothekerkammer, Mag. pharm. Max Wellan, warnt ebenfalls eindringlich vor einer „Ausfransung der Vertriebswege“ auf Supermärkte. Offen ist neben der Entscheidung der Gerichte allerdings auch, ob die Konsumenten und die Hersteller bei den Plänen von dm mitmachen. In Deutschland hat die Kette gerade eine empfindliche Schlappe im Hinblick auf apothekenexklusive Kosmetika hinnehmen müssen. dm hatte mit großem Werbeaufwand Eucerin, Vichy, Avène, Eubos, Medipharma, Bepanthol und Co billig angeboten. Der Warenfluss aus dem Graumarkt war aber offenbar nicht immer zuverlässig. dm hat deshalb angekündigt, künftig keine Apothekenkosmetik mehr zu verkaufen. „Hintergrund für diese Entscheidung ist, dass wir die Warenpräsenz nicht in allen dm-Märkten gewährleisten und unserem Anspruch an eine attraktive Warenpräsentation nicht gerecht werden können“, sagte Geschäftsführer Christoph Werner in deutschen Medien.