Mit der Entdeckung von Mutationen im Filaggrin-Gen auf Chromosom 1 im Jahr 2006 bei PatientInnen mit Ichthyosis vulgaris (Verhornungsstörungen der Haut) waren einerseits die klinischen Ähnlichkeiten von Ichthyosis vulgaris und Neurodermitis geklärt, andererseits auch die wesentliche Ursache der Barrierefunktionsstörung bei der Neurodermitis gefunden. Sowohl der erhöhte transepidermale Wasserverlust als auch die simultan verminderte Produktion des körpereigenen „natural moisturising factor“ sind durch Mutationen im Filaggrin-Gen bedingt. Durch die Austrocknung der Haut und die damit verbundene Beeinträchtigung der schützenden Hautbarriere kommt es – wie schon lange bekannt – zur erhöhten Keimbesiedelung der Haut mit Staphylococcus aureus, mit Hefepilzen (Malassezia furfur) und viralen Infektionen mit Herpes, Papillom- und Poxviren. Neben einem strukturellen Defekt kann Filaggrin auch durch das im Rahmen der atopischen Entzündung reichlich freigesetzte Interleukin-17 erheblich funktionell beeinträchtigt werden – daher der hohe Stellenwert der raschen und adäquaten Behandlung der Entzündung!
Glücklicherweise wurden parallel zu den – und infolge der – Ergebnisse(n) der Grundlagenforschung neue Ansätze für Pflege- und Therapiekonzepte entwickelt. Das 3-Stufen-Schema der stadienabhängigen Therapie der Neurodermitis ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit in den dermatologischen Fachgremien, das auch in die neueste Leitlinie zur Behandlung der atopischen Dermatitis vom European Dermatology Forum (EDF) eingeflossen ist. Die Basis jeder effizienten Therapie – und das muss mit aller gebotenen Dringlichkeit und Geduld den PatientInnen bzw. deren Eltern erklärt werden! – ist die blande, großzügige Hautpflege mit rückfettenden Emollenzien und Moisturisern (den „Weich-„ und „Feuchtmachern“). Neben den lokalen Kortikosteroiden für den akuten entzündlichen Schub der atopischen Dermatitis, der zumeist mit einem quälenden Juckreiz verbunden ist, haben Kalzineurininhibitoren heute einen fixen Platz in der „proaktiven“ Therapie des atopischen Ekzems, d. h. in der Schubprävention im klinisch erscheinungsfreien Zustand.
Berechtigterweise besteht ein hoher Informationsbedarf bei NeurodermitispatientInnen bzw. bei deren Eltern zu Entstehung, Erscheinungsformen und Behandlung der Erkrankung, nicht zuletzt, um den „Graubereich“ des alternativ- und paramedizinischen „Dschungels“ zu erhellen. Schulungsprogramme für PatientInnen und Eltern – von erfahrenen FachärztInnen und PsychologInnen gemeinsam mit ErnährungsspezialistInnen bestritten – können gerade bei der Neurodermitis wesentlich zur Beherrschung und Abmilderung der Krankheit beitragen und eine wertvolle Anleitung zum „Selbstmanagement“ der Krankheit darstellen.