Das fortgeschrittene Prostatakarzinom wird aufgrund der zahlreichen neuen und von den Patienten sehr gut tolerierten Therapien (Abirateron, MDV 3100, Denosumab etc.) noch mehr und länger in der urologischen Praxis therapierbar sein. Die neuen Therapien werden der Chemo- und Strahlentherapie zunehmend den Rang ablaufen.
In Zukunft werden vermutlich nicht alle zufällig entdeckten Nierentumoren, insbesondere bei älteren Patienten, sofort entfernt werden müssen. Dazu wird es notwendig sein, moderne Biomarker und zellgenetische Untersuchungen in die pathohistologische Aufarbeitung von Biopsaten zu implementieren (Multicolor Fluorescence in situ Hybridisation, FISH).
In der Praxis gibt es nach wie vor keine relevanten Tests bzw. Marker für die Diagnose von Harnblasenkarzinomen als Alternative zur Zystoskopie und Harnzytologie. Verbesserungen in der Diagnostik von flachen Läsionen könnten durch Anwendung des NBI (Narrow Band Imaging) erzielt werden. Unverändert gilt, dass muskelinvasive Karzinome möglichst früh einer radikalen Zystektomie unterzogen werden. Die Ergebnisse sind auch für ältere Patienten nicht nur hinsichtlich des Gesamtüberlebens, sondern auch hinsichtlich der Lebensqualität deutlich günstiger als bei Strahlentherapie (mit und ohne Chemotherapie).
Nachdem die risikoadaptierte Therapie bei den malignen Hodentumoren eine in den EAU-Leitlinien anerkannte Strategie ist, stellt nicht nur die leitliniengerechte Tumornachsorge in der urologischen Praxis eine Herausforderung dar, sondern auch das Monitoring der Patienten hinsichtlich Spätfolgen (erhöhte kardiovaskuläre Morbidität, Testosteronmangel und metabolisches Syndrom, erhöhtes Risiko für Zweitmalignome etc.) nach Chemo- und Strahlentherapie.
Das Peniskarzinom ist zwar ein sehr seltenes urologisches Malignom, gerade deshalb ist aber die Früherkennung besonders wichtig, da nur dadurch lokale Therapiemaßnahmen mit möglichst geringer Beeinträchtigung der Organintegrität gewährleistet werden können.
Dass Krebspatienten, v. a. nach Chemo- und Strahlentherapie, über die „Heilungsfrist“ ihres Malignoms hinaus regelmäßigen Kontrollen unterzogen werden sollten, ist nicht neu. In der urologischen Praxis werden in vermehrtem Ausmaß Hodentumorpatienten gesehen, die nach Chemo-, Strahlen- und/oder retroperitonealer Lymphadenektomie zwar als geheilt gelten, jedoch unter Spätkomplikationen der mitunter nun schon Jahrzehnte zurückliegenden Therapien leiden. Darüber hinaus kommen metachrone Mehrfachmalignome auch bei uroonkologischen Patienten gehäuft vor.
In der Praxis sehen Ärzte sehr häufig Männer mit LUTS, obstruktiver Prostatahyperplasie und gleichzeitig bestehender erektiler Dysfunktion.
In diesen Fällen könnte möglicherweise Tadalafil in Kombination mit einem uroselektiven Alphablocker auch eine Verbesserung des LUTS herbeiführen. Realistischerweise ist jedoch mit einer Kassenrefundierung von Tadalafil nicht zu rechnen und bei der kostenbedingt eher sporadischen Verwendung dieser Medikamente von einem durchgehenden Erfolg nicht auszugehen.
Die Entwicklung neuer Medikamente und Therapieansätze ist für die Tätigkeit in der urologischen Praxis ungeheuer wichtig, da Urologen häufig die hohen Erwartungen ihrer Patienten mit der sehr quälenden OAB- (overactive bladder syndrome)-Symptomatik nicht erfüllen können.
Ein neues M3-Subtyp-selektives Anticholinergikum, Imidafenacin, wird vermutlich auch in Europa das Spektrum der verfügbaren Substanzen ergänzen. Beta-3-Agonisten (Mirabegron) könnten bei Patienten nach Abschluss des fortpflanzungsfähigen Alters eine vielversprechende Alternative für Therapieversager werden.
PDE-5-Inhibitoren sind eventuell als Adjuvans in der LUTS-(lower urinary tract syndrome)-Therapie bei Männern hilfreich. Weiters gibt es immer bessere Daten zum Einsatz von Onabotulinumtoxin A sowohl bei neurogen verursachter als auch bei idiopathischer Detrusorüberaktivität.