Nichts geht mehr …? (Teil 1)

Chronische Obstipation kann unterschiedliche Ursachen haben, meist liegt es jedoch am Lebensstil. Mangelnde Bewegung und ungünstige Ernährungsmuster führen zu einer Verhärtung des Stuhls und lassen den Darm träge werden. Auch Stress führt mitunter zu Verstopfung, da dem Körper nicht ausreichend Zeit für eine Entleerung gegeben wird.

Bestimmte Arzneimittel wie etwa Opioidanalgetika, Kodein, einige Antidepressiva, Eisenpräparate oder Anticholinergika rufen Obstipation als häufige Nebenwirkung hervor. Auch eine veränderte hormonelle Situation, wie sie beispielsweise während der Schwangerschaft oder bei Hypothyreose auftritt, geht oft mit Verstopfung einher. Absichtliches Unterdrücken des Stuhlentleerungsreflexes kann ebenfalls zu Verstopfung führen, da der Stuhl somit länger im Darm verbleibt und durch Wasserentzug noch weiter verhärtet. Dieses Problem des Stuhlverhaltens trifft man häufig bei Kleinkindern oder bei Patienten mit Hämorrhoiden an. Da die Entleerung des harten Stuhls schmerzhaft sein kann, ist es oft schwierig, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.

Weiters tritt Obstipation häufig bei bettlägerigen bzw. in ihrer Bewegung eingeschränkten Personen auf. Sehr verbreitet ist das Problem der Obstipation auch auf Reisen. Nicht zuletzt kann auch eine Dysbalance des Darmmikrobioms zu Verstopfung führen.

Prophylaxe

Eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung ist die beste Möglichkeit, einer Obstipation vorzubeugen. Empfehlenswert sind reichlich Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukte und nur mäßiger Fleischkonsum. Außerdem sollte reichlich alkoholfreie Flüssigkeit getrunken werden, idealerweise 2 bis 3 Liter täglich. Regelmäßige Bewegung hält nicht nur den Bewegungsapparat und das Herz-Kreislauf-System gesund, sondern unterstützt auch die Darmmotilität.

Besteht trotz der genannten Maßnahmen eine chronische funktionelle Obstipation, können Quellstoffe eine gute Hilfe darstellen. Diese enthalten entweder nicht resorbierbare Ballaststoffe, wie etwa Leinsamen, Flohsamen und Weizenkleie, oder die löslichen Ballaststoffe Inulin, Oligofructose, Pektin und Guar. Sie lassen sich meist problemlos in die gewohnte Nahrung integrieren und sind auch langfristig bedenkenlos anwendbar. Lösliche Ballaststoffe dienen außerdem als wertvolle Nährstoffe für die Darmflora und begünstigen durch das saure Milieu das Wachstum von nützlichen Bifidobakterien und Laktobazillen. Dabei ist es wichtig, viel zu trinken, da sich die Obstipation sonst weiter verstärkt. Papaya-Extrakt unterstützt mit dem Enzym Papain die Verdauung und wirkt einer Obstipation entgegen. Empfehlenswert sind weiters Probiotika, um die Darmflora ins Gleichgewicht zu bringen.

Eine weitere Option sind Stuhlweichmacher wie beispielsweise Macrogol 4000. Der Wirkstoff ist als lösliches Pulver oder als bereits trinkfertige Lösung erhältlich und kann auch in der Schwangerschaft bzw. bei Babys ab dem 6. Lebensmonat verwendet werden. Macrogol 4000 wirkt ausschließlich im Darm und führt innerhalb von 24 bis 72 Stunden zu einer Erweichung des Stuhls, wodurch dieser leichter transportiert werden kann. Eine regelmäßige Anwendung ist bedenkenlos möglich.

Manchmal sind Laxanzien nötig

Der Laxanzieneinsatz ist grundsätzlich unterschiedlich zu beurteilen. Wirkliche Indikationen für Laxanzien sind prä- und postoperative Entleerungen, Erweichung des Stuhls bei Hämorrhoiden oder Analfissuren sowie medikamentöse bzw. neurogene Obstipation. Der kurzfristige Einsatz von Laxanzien ist bei vorübergehender Verstopfung, z. B. während des Urlaubes, unbedenklich. Bei der Einnahme einiger Laxanzien ist zu beachten, dass sie einerseits eine Wirkungsverminderung gleichzeitig verabreichter Arzneistoffe verursachen können (z. B. orale Kontrazeptiva), dass es andererseits aber auch zu einer Wirkungsverstärkung von beispielsweise Digitalispräparaten kommen kann.

Laxanzien – ein Überblick

Ist die Gabe eines Abführmittels erforderlich, so sollten zunächst milde Laxanzien empfohlen werden. Bleibt der gewünschte Effekt aus, so kann kurzfristig auf stärker wirkende Substanzen gewechselt werden.

  • Osmolaxanzien etwa sind milde Zucker bzw. Zuckeralkohole (Lactose, Lactulose), die auch über längere Zeit bedenkenlos eingesetzt werden können.
  • Salinische Osmolaxanzien wie Bitterund Glaubersalz führen zu einer sehr raschen Entleerung. Dem Körper werden dabei jedoch wichtige Nähr- und Mineralstoffe entzogen, was die Darmträgheit wiederum verstärkt.
  • Antiresorptiv und hydragog wirkende Arzneistoffe eignen sich ebenfalls zur kurzfristigen Anwendung. Die Wirkung beruht auf einer Blockade der NatriumKalium-ATPase, wodurch die Natriumund Wasserresorption aus dem Darm verhindert wird (antiresorptiv). Gleichzeitig wird der Wassereinstrom in den Darm gefördert (hydragog). Am häufigsten kommen Bisacodyl und Natriumpicosulfat zum Einsatz, welche nach oraler Gabe nach etwa 6–8 Stunden ihre Wirkung zeigen.
  • Zu den pflanzliche Laxanzien zählen beispielsweise Sennesblätter und -früchte, Aloe, Faulbaumrinde und Rhabarberwurzel. Die enthaltenen Anthrachinone haben ebenfalls eine antiresorptive und hydragoge Wirkung und sind beliebte Bestandteile von Abführtees. Zu beachten ist allerdings ein möglicher Gewöhnungseffekt bei chronischem Gebrauch. Die langfristigen Nebenwirkungen reichen über Kaliummangel bis hin zu Herzrhythmusstörungen.
  • Rektal applizierbare Laxanzien lösen den Defäkationsreflex aus und können auch bedenkenlos während der Schwangerschaft oder – in geringerer Dosierung – bei Kleinkindern angewendet werden. Zu den Wirkstoffen zählt z. B. Hydrogencarbonat, das im Rektum zu CO2 umgewandelt wird. Das Gas bewirkt mechanisch eine Spannung der Rektumwand und löst somit den Defäkationsreflex aus. Auch Sorbitol und Glycerol werden rektal in Form von Zäpfchen oder Klistieren verwendet. Ein Wirkungseintritt ist hier bereits nach 10 bis 30 Minuten zu erwarten.