Blasenentleerungsstörungen sind für Männer ab dem 80. Lebensjahr keine Seltenheit, schließlich sind mehr als 90 % von einer benignen Prostatahyperplasie (BPH) betroffen. Allerdings kann die gutartige Vergrößerung der Prostata schon ab dem 40. Lebensjahr beginnen und bereits erste unangenehme Symptome wie Nykturie, unvollständige Blasenentleerung mit schwachem Harnstrahl und Restharngefühl, einen verzögerter Beginn beim Harnlassen und gehäuft auftretende Harnwegsinfektionen verursachen.
Ausgelöst wird die BPH wahrscheinlich durch ein altersbedingt verändertes Gleichgewicht der Sexualhormone, insbesondere des Dihydrotestosterons. Da es sich um einen progredienten Erkrankungsverlauf handelt, sollten die Symptome genau beobachtet werden und regelmäßige Kontrollen durch den Urologen erfolgen. Unterstützend hilft es, zu enge Hosen, Kälte sowie Alkohol und Koffein zu reduzieren bzw. zu vermeiden. Neben den verschreibungspflichtigen Alphablockern und 5-α-Reduktase-Hemmern gibt es eine Reihe pflanzlicher Arzneimittel, die zur Stärkung der Prostata und zur Milderung der Symptomatik beitragen.
Die wahrscheinlich bekannteste Arzneipflanze rund um das Thema Prostata ist sicherlich der Kürbis bzw. Kürbissamen aus Cucurbita pepo. Diese enthalten unter anderem fettes Öl, mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren, Phytosterole und Cucurbitin. Die für Prostata und Blase relevanten Inhaltsstoffe sind hauptsächlich in der wässrigen Phase zu finden. Die Phytosterole sind dem Dihydrotestosteron strukturell ähnlich und bewirken im Prostatagewebe eine Abnahme der sauren Phosphatase und des prostataspezifischen Antigens (PSA). Kürbisextrakte verbessern speziell Symptome wie nächtlichen Harndrang, schwachen Harnstrahl und Nachtröpfeln des Harns.
Die in den Früchten der Sägepalme (Serenoa repens) enthaltenen Phytosterole (β-Sitosterol, Campesterol und Stigmasterol) hemmen die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron und verhindern dessen Bindung an Androgenrezeptoren. Eine ähnliche Wirkung zeigt auch die Brennnessel (Urtica dioica), wobei diese, durch ihre harntreibenden Eigenschaften, das Miktionsvolumen erhöht und der Restharnbildung entgegenwirkt. Weiters kommen neben den erwähnten Phytopharmaka auch noch Extrakte aus Roggenpollen zum Einsatz. Diese sollen neben ihrer Phytosterolwirkung noch antiphlogistische Effekte aufweisen, wodurch es zur Abschwellung des periurethralen Gewebes kommt. Allerdings ist hier die Studienlage nicht sehr ausgeprägt. Weiters sind Roggenpollen nicht für Allergiker geeignet. Auch Extrakte aus Afrikanischer Pflaumenbaumrinde und Granatapfel werden gern bei Prostatabeschwerden eingesetzt.