Der Beginn einer neuen Sportsaison bringt für viele (Hobby-)Sportler:innen nicht nur Freude, sondern auch ein erhöhtes Verletzungsrisiko mit sich.
Vor allem der Bewegungsapparat ist bei hoher Belastung anfällig für Muskelkrämpfe, Zerrungen, Stauchungen und Prellungen. Diese Verletzungen sind zwar meist nicht schwerwiegend, können aber die Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität der Sportler:innen beeinträchtigen. Neben akuten Verletzungen führt die Belastung durch einseitige Sportarten oder durch falsch ausgeführte Bewegungsabläufe zu erhöhter Abnutzung der Gelenke, der Wirbelsäule und der Bandscheiben.
Der menschliche Bewegungsapparat besteht aus ca. 200 Knochen und 400 Muskeln, wobei ein:e durchschnittlich trainierte:r Erwachsene:r einen Muskelanteil von ca. 40–45 % aufweist. Je nach individuellem Trainingsstatus kann der Anteil der Muskelmasse auf bis zu 65 % ansteigen.
Unter „Muskelkrämpfen“ versteht man unwillkürliche, spontan auftretende und schmerzhafte Kontraktionen der Muskulatur, die im Regelfall nur kurz andauern. Sie treten häufig unter Belastung und während intensiver Trainingseinheiten auf. Betroffen sind meist die Waden, die Fußsohlen und die Zehen. Die häufigste Ursache für Muskelkrämpfe, die nicht mit Muskelspasmen im Zuge eines epileptischen Anfalls verwechselt werden dürfen, sind Störungen im Elektrolythaushalt. Um Muskelkrämpfen effektiv vorzubeugen, ist vor allem die Einnahme von Mineralstoffen wie z. B. Magnesium und Kalzium hilfreich. Ein Elektrolytmangel wird u. a. durch starkes Schwitzen, Durchfall, Erbrechen oder Alkoholkonsum ausgelöst. Weiters steigt die Krampfneigung mit zunehmendem Alter an, da ältere Menschen tendenziell weniger Flüssigkeit aufnehmen und die Muskulatur sich zunehmend verkürzt. Durch die Einnahme bestimmter Arzneimittel, unter anderem Diuretika, Betablocker, ACE-Hemmer, Statine und Neuroleptika steigt ebenso die Wahrscheinlichkeit, Muskelkrämpfe zu entwickeln. Zudem begünstigen einige chronische Erkrankungen, wie z. B. Diabetes oder Schilddrüsen- und Nierenfunktionsstörungen sowie Neuropathien, Muskelkrämpfe. Als Therapie in der akuten Krampfphase hilft das sanfte Dehnen des Muskels, wodurch über reflektorische Bahnen eine ZNS-vermittelte Entspannung des betroffenen Muskels erzwungen wird. Ebenso helfen Massagen, Wärmeanwendungen, das Hochlagern des betroffenen Muskels und die (vorbeugende) Einnahme von Magnesium (300 mg/Tag), am besten in Kombination mit Kalium, das die Magnesiumaufnahme beschleunigt. Werden Kalzium und Magnesium gleichzeitig eingenommen, so ist auf ein einigermaßen physiologisches Verhältnis (2–3 Teile Kalzium und 1 Teil Magnesium) zu achten. Zusätzlich ist die Einnahme eines Vitamin-B-Komplexes (v. a. die Vitamine B1, B2, B6 und B12) ebenso wie von Coenzym Q10 sinnvoll. Besonders kaliumreiche Nahrungsmittel sind Obst und Gemüse, Trockenfrüchte und Kartoffeln. Kalzium und Magnesium kommen vermehrt in Milchprodukten, Gemüse und Obst vor.
Die meisten Sportverletzungen entstehen, wenn der Körper vor der Belastungsphase nicht ausreichend oder überhaupt nicht aufgewärmt wurde. Am häufigsten sind die Beine (Verstauchungen, Kreuzband- oder Meniskusriss und Prellungen) von Sportverletzungen betroffen, gefolgt von Verletzungen an den Armen (Gelenkentzündungen, Verstauchungen). Rumpf und Kopf sind seltener betroffen, wobei die Verletzungen je nach Sportart variieren. Bei einer Prellung (Kontusion) kommt es zur Einwirkung von hohem Druck (Aufprall, Stoß, Sturz) auf ein Gewebe oder einen Knochen, wobei dieser gequetscht wird. Die Verstauchung (Distorsion) entsteht durch die Verdrehung bzw. Überdrehung eines Gelenkes, wobei auch umliegende Muskeln und Sehnen betroffen sein können. Bei einer übermäßigen Dehnung von Sehnen, Muskeln und Bändern spricht man von einer „Zerrung“ (Distension).
Für akute Verletzungen gilt die PECH-Regel:
Nach Anwendung der PECH-Maßnahmen und abhängig vom Schweregrad der Verletzung kommen lokale Schmerzmittel in Form von Salben, Cremes, Gelen, Pflastern oder Umschlägen zur Anwendung. Die meisten Präparate enthalten entzündungshemmende, schmerzstillende und abschwellende Arzneistoffe, wie zum Beispiel Diclofenac, Ibuprofen, Heparin, Methylsalicylat . Das in einigen Präparaten enthaltene DMSO (Dimethylsulfoxid) dient als Penetrationsförderer für die enthaltenen Arzneistoffe, wodurch eine bessere und raschere Wirkstoffaufnahme ins Gewebe erreicht wird. Zusätze wie Menthol, Kampfer, Rosmarin, Latschenkiefer, Fichte und Wacholder haben einen durchblutungsfördernden Effekt und wirken somit entspannend und lockernd auf die Muskulatur.
Im Bereich der Phytotherapie sind es vor allem Arnika und Beinwell, deren Wirkung bei Sportverletzungen wissenschaftlich gut belegt ist. Arnikatinktur wird aufgrund ihrer entzündungshemmenden und schmerzlindernden Wirkung bereits seit vielen Jahrhunderten bei Muskel- und Gelenkbeschwerden, Blutergüssen sowie Schwellungen eingesetzt. Ebenfalls beliebt ist die Anwendung von Beinwell, der aufgrund der enthaltenen Glykopeptide und Rosmarinsäure entzündungshemmend und schmerzstillend wirkt. Die im Beinwell enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide wirken leberschädigend, wodurch dieser ausschließlich äußerlich und nur auf intakter Haut angewendet werden sollte.
Neben definierten und kräftigen Muskeln sind funktionsfähige, bewegliche Gelenke und starke Knochen für einen gesunden, verletzungsfreien Bewegungsablauf essenziell. Neben Kalzium, Vitamin D3 und Vitamin K2 empfiehlt sich die präventive Einnahme von gelenkschützenden Mikronährstoffen, wie zum Beispiel Glucosamin, Chondroitin und Hyaluronsäure. Glucosamin ist als essenzieller Bestandteil des Gelenkknorpels und der Gelenkschmiere für den Erhalt der Gleitfähigkeit und Beweglichkeit der Gelenke wichtig. Chondroitin zeichnet sich durch seine besonders hohe Wasserbindungskapazität aus und bewahrt die Elastizität des Gelenkknorpels. Hyaluronsäure ist ein Bestandteil der Gelenkflüssigkeit und ein natürlicher Feuchthaltefaktor, der die Reibung innerhalb des Gelenkes herabsetzt. Methylsulfonylmethan (MSM) dient Knorpeln und Bändern als wichtige Quelle für biologisch aktiven Schwefel.