Richtige vaginale Pflege als Prophylaxe

Das normale Scheidenmilieu setzt sich aus über 500 verschiedenen Bakterienarten zusammen, die antimikrobielle und antiinflammatorische Produkte freisetzen. Endogene Faktoren wie Hormonstatus, Alter und Immunsystem oder exogene Faktoren wie Antibiotikatherapie oder Infektionen können das Gleichgewicht stören. Bei einer Dysbalance der Scheidenflora sind Krankheiten durch Bakterien oder Pilze oft vorprogrammiert. Für den gesunden Erhalt der Scheidenflora ist vor allem die Gruppe der Laktobazillen von Bedeutung. Sie bilden unter anderem Wasserstoffperoxid und Milchsäure. Letztere ist für den Erhalt des vaginalen pH-Wertes unter 4,5 unabdingbar. Weiters werden Bakteriozine abgesondert, welche die Epithelzellen besiedeln und somit fremde Erreger von einer Adhäsion abhalten.1

Bakterielle Vaginose

Mit einer weltweiten Prävalenz von etwa 30 % ist die bakterielle Vaginose eine der häufigsten Infektionen des weiblichen Genitaltraktes. Als Ursache gilt der Rückgang der Laktobazillen mit der gleichzeitig verstärkten Besiedelung durch fakultativ oder obligat anaerobe Bakterienarten, vor allem Gardnerella spp. mit dem höchsten Virulenzpotenzial. Symptome wie homogener, milchartiger vaginaler Fluor (mit oder ohne „fischigem“ Amingeruch), Brennen, Rötung, Juckreiz, Dyspareunie oder Dysurie können auftreten. Für die richtige Behandlung ist bei der Diagnostik eine Abgrenzung zur Vulvovaginalkandidose essenziell.

Die Behandlung erfolgt oral oder topisch mit Clindamycin oder Metronidazol. Lokale Antiseptika können ebenfalls angewendet werden. Darüber hinaus kann die Gabe von Probiotika, insbesondere Laktobazillen, nach der antibiotischen bzw. antiseptischen Therapie zum Wiederaufbau der natürlichen Vaginalflora beitragen. Probiotika finden sich in oral einzunehmenden Präparaten sowie in lokal anzuwendenden Cremes und Zäpfchen wieder. Vorteilhaft ist ihr prophylaktischer Schutz vor rezidivierenden Infekten.2

Scheidentrockenheit

Obwohl vaginale Trockenheit Frauen aller Altersgruppen betreffen kann, findet man in der Literatur kaum Studien, die sich mit prämenopausaler vaginaler Trockenheit befassen. Die Veränderung des Hormonhaushaltes, insbesondere der Abfall des Östrogenlevels, ist die am besten erforschte Ursache der Scheidentrockenheit. Bei peri- und postmenopausalen Frauen ist die vaginale Trockenheit meist ein Symptom der durch den Östrogenabfall bedingten vaginalen und urogenitalen Atrophie. Die S3-Leitlinie „Peri- und Postmenopause“ empfiehlt zur Symptombekämpfung Befeuchtungs- und Gleitmittel, die auch mit einer Östrogentherapie kombiniert werden können. Hormontherapien sind etwa bei Frauen mit höhergradigen Leberfunktionstherapien kontraindiziert. Vorsicht ist bei Frauen mit Herz- oder Niereninsuffizienz, Asthma oder Migräne geboten.3

Bei prämenopausalen Frauen können die Einnahme von Medikamenten wie hormonellen Kontrazeptiva oder Antidepressiva, Dehydrierung, Vasokonstriktion (etwa durch Rauchen), psychische Faktoren wie Stress oder Angstzustände oder eine übertriebene Intimhygiene ausschlaggebend sein.4

Zur lokalen Therapie der vaginalen Trockenheit eignen sich sowohl Cremes, Salben und Gele als auch Vaginalzäpfchen. Präparate auf Hyaluronsäurebasis sind empfehlenswert – diese spendet Feuchtigkeit und wirkt darüber hinaus antiinflammatorisch, immunmodulierend, antiproliferativ, antidiabetisch, wundheilend und gewebsregenerierend.5

Aufrechterhaltung der gesunden Vaginalflora

Schon in jungen Jahren ist es wichtig, die richtige Intimhygiene zu erlernen, um das Mikrobiom in Balance zu halten. Die positive Wirkung von Vaginalduschen ist bislang nicht belegt. Zur einmal täglichen Reinigung des Intimbereiches eignen sich pH-neutrale, unparfümierte Seifen. Sie können mit pflanzlichen Extrakten oder Milchsäure angereichert sein, sollten jedoch eine möglichst milde Zusammensetzung aufweisen. Slipeinlagen und Binden sollten nicht zur täglichen Routine gehören. Auch das komplette Entfernen der Intimbehaarung kann die Haut reizen. In einer 2014 veröffentlichten Studie führte die Intimrasur aller Haare bei über der Hälfte der Frauen zu Komplikationen. Am besten trägt man nicht zu enge Unterwäsche aus atmungsaktiven Stoffen wie etwa Baumwolle. Das schonende Waschen des Intimbereiches vor und nach dem Geschlechtsverkehr kann nicht nur zum Erhalt des Mikrobioms beitragen, sondern auch Harnwegsinfekten vorbeugen.6