Schwangerschaftsübelkeit an der Tara

50 bis 90 % der schwangeren Frauen leiden an Schwangerschaftsübelkeit bzw. -erbrechen (Emesis gravidarum), das zumeist spätestens in der zweiten Schwangerschaftshälfte verschwindet, häufig aber ­bereits nach der 12.–14. Schwangerschaftswoche. In aller Regel sind keine gesundheitlichen Auswirkungen auf Mutter und Kind zu erwarten. Schwangerschaftsübelkeit und -erbrechen korrelieren mit dem Anstieg des β-HCG und sind bei Vorliegen einer Mehrlingsschwangerschaft oder einer Blasenmole stärker ausgeprägt. Zudem dürfte häufig eine zusätzliche psychovegetative Komponente mit im Spiel sein. Die gute Nachricht in diesem Zusammenhang lautet: Frauen mit unkomplizierter Emesis gravidarum haben eine bessere fetale Prognose als die normale Kohorte, einschließlich einer geringeren Tendenz zu Fehlgeburten, verzögertem intrauterinem Wachstum und Frühgeburt.

Die Hyperemesis gravidarum kommt glücklicherweise nur bei 0,5–1 % der von der Schwangerschaftsübelkeit betroffenen Frauen vor. Sie kann eine stationäre Aufnahme mit Volumen- und Elektrolytsubstitution erfordern. Allerdings sind die Übergänge zwischen „normal ausgeprägter“ Schwangerschaftsübelkeit und -erbrechen und der Hyperemesis gravidarum fließend: Etwa ab 5-mal täglichem dauerhaftem Erbrechen kann man von pathologischem Schwangerschaftserbrechen ausgehen.

Medikamentöse Behandlung

Schwangere Frauen, die auf eine konservative Behandlung (Änderung der Lebensweise, Ernährung – siehe Kasten) nicht an-s­prechen, können auf ärztliche Verordnung H1-Antihistaminika (z. B. Doxylamin) erhalten. In Österreich sind in dieser Indikation Kombinationspräparate mit Doxylamin und Pyridoxin (Vitamin B6) zugelassen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang der Hinweis, dass grundsätzlich – je nach ­Formulierung – keine sofortige Wirkung zu erwarten ist, sondern die Präparate üblicherweise bereits am Vortag und laufend einzunehmen sind. Die genauen Dosierungen sind den jeweiligen Fachinformationen zu entnehmen. Aufgrund der anticholinergen Eigenschaften von Doxylamin kann als Nebenwirkung Schläfrigkeit auftreten.

Eine weitere Möglichkeit ist die Einnahme von Pyridoxin als Monopräparat. Vitamin B6 ist auch in vielen Multivitaminpräparaten (auch in solchen für Schwangere) enthalten, allerdings in zu geringer Dosierung. Es sind Dosen von 10–25 mg 3-mal tägl. zur Lin­derung von Schwangerschaftsübelkeit nötig. In Österreich ist kein speziell für diese Indika­tion zugelassenes ­Monopräparat (als ­Arzneispezialität) in Verkehr, in diese Richtung erhältliche Nahrungsergänzungsmittel enthalten meist auch andere (B-)Vitamine. Laut ­Embryotox-Datenbank sollte zur ­Therapie einer Hyperemesis eine Tagesdosis von 80 mg Pyridoxin/Tag nicht dauerhaft ­überschritten werden.

Eine gute Alternative für die Selbstmedikation ist Ingwer, egal, ob frisch, als Tee oder in verkapselter Form als Arzneispezialität oder Nahrungsergänzungsmittel. Ingwer kann in allen Phasen der Schwangerschaft in üblicher Dosierung eingenommen werden (Embryotox).

Beratungstipps

  • Akupunktur, Akupressur (P6, Armbänder erhältlich)
  • psychotherapeutische bzw. -soziale Unterstützung suchen
  • mehrere kleinere Mahlzeiten am Tag
  • ausreichend trinken, um Dehydratation zu vermeiden
  • koffein- und kohlensäurehaltige Getränke meiden
  • kohlenhydratreiche und fettarme Kost
  • stark gewürztes und stark riechendes Essen meiden
  • unangenehme Gerüche meiden, z. B. bestimmte Lebensmittel
  • häufige Ruhepausen einplanen

ärztliche Konsultation nötig:

  • sehr häufiges und andauerndes Erbrechen (öfter als 3–4-mal tägl.)
  • Zeichen der Dehydrierung (wenn z. B. Hautfalten nach dem Zusammendrücken „stehenbleiben“ oder sehr geringe Urinmenge)
  • fruchtig-alkoholischer Mundgeruch (Zeichen von Ketoazidose)
  • Gewichtsverlust über 5 %
  • blutiges Erbrochenes oder Erbrochenes, das wie Kaffeesatz aussieht
  • Verdacht auf andere zugrunde liegende Ursachen