Der Hals-Nasen-Ohren-Bereich kommt in den nächsten Monaten wieder verstärkt unter viralen und bakteriellen Beschuss. Ein Überblick zu bewährten Optionen für die Selbstbehandlung des Kunden.
Leichtes Kratzen, Trockenheitsgefühl, Brennen im Hals oder ein schmerzhafter Schluckvorgang sind mögliche Varianten von Halsschmerzen und beruhen bei bis zu 80 % aller Fälle auf viralen Ursachen. In der Selbstmedikation kommen diverse Arzneiformen mit unterschiedlichen Wirkstoffen zum Einsatz, wobei neben Gurgellösungen und Rachensprays die Lutschtablette ein beliebtes und bewährtes Therapeutikum darstellt.
In der Behandlung steht außer den rezeptfreien systemischen Analgetika Paracetamol, Ibuprofen, Acetylsalicylsäure und Naproxen eine Reihe von Wirkstoffen speziell für den Rachenraum zur Verfügung.
Dazu sind einige Hinweise für die Beratung wichtig:
- Lokalanästhetisch wirksame Substanzen wie Benzocain, Lidocain, Ambroxol und Benzydamin können vorübergehende Beeinträchtigung der Geschmackswahrnehmung und reversibles Taubheitsgefühl der Zunge hervorrufen. Der Wirkstoff Ambroxol verfügt über zusätzliche expektorierende Effekte.
- Die antiseptischen Arzneistoffe Chlorhexidin, Cetylpyridiniumchlorid, Dequaliniumchlorid, Hexetidin, Benzalkoniumchlorid, Benzydamin, Povidon-Jod sind oberflächlich wirksame kationische Substanzen bei denen eine Inaktivierung durch Eiweiß, Eiter oder Serum möglich ist. Zu beachten sind außerdem Zahn-/Zungenverfärbungen (Chlorhexidin-Präparate).
- Natriumhyaluronat, Isländisch-Moos-Extrakte, Carrageen und Eibisch verfügen als klassische Muzilaginosa über lindernde Wirkungen auf die irritierte Rachenschleimhaut aufgrund des Hydrogelkomplexes, der eine Schutzfilmfunktion hat und Feuchtigkeit spendet.
- Salzhaltige Pastillen befeuchten ebenfalls den gereizten Rachenraum und helfen bei kratzigem Empfinden sowie Reizhusten.
Akuter Husten
Beim akuten Husten dauern die Beschwerden maximal 2 Wochen an, wobei es sich in den allermeisten Fällen um den klassischen, viral bedingten „Erkältungshusten“ handelt.
Medikamentös wird Husten mit pro- oder antitussiven Präparaten therapiert. Bei der protussiven Behandlung kommt es zur Linderung des Hustenreizes, indem die Hustenrezeptoren durch Elimination des Sekrets entlastet werden.
- Chemisch definierte Expektoranzien wie Ambroxol, N-Acetylcystein, Guaifenesin und Kaliumjodid erleichtern durch Erhöhung des Sekretvolumens und Herabsetzung der Viskosität die bronchiale Reinigung. Die meisten Expektoranzien zeigen in präklinischen Studien auch antientzündliche, antioxidative, lokalanästhetische und antivirale Effekte, welche die Wirksamkeit positiv unterstützen.
- Auch protussive Phytotherapeutika aus Efeu, Cineol, Myrtol, Pelargonium sidoides sowie die Kombinationen Thymian-Efeu, Thymian-Primel kommen zum Einsatz und verfügen zusätzlich über komplexe, in präklinischen Studien geprüfte sekretolytische, antientzündliche, antitussive und antivirale Wirkungen.
- In der antitussiven Behandlung haben sich Sirupe – mit Spitzwegerich, Eibischwurzel und Isländisch Moos – sowie Lutschtabletten, Honig und Hustenpastillen bewährt. Zucker und die weiteren darin enthaltenen Schleimstoffe hüllen die Hustenrezeptoren im Rachen ein und bewirken so eine Linderung des Hustenreizes. Die Wirkdauer lässt jedoch nach 20 bis 30 Minuten wieder nach.
- Weiters kommt auch das nichtopioide synthetische Antitussivum Pentoxyverin zum Einsatz.
- Das in Form von Hustensäften rezeptfrei erhältliche, antitussiv wirksame Dextromethorphan ist in der Selbstmedikation auf 5 Tage zu begrenzen und für Kinder unter 6 Jahren kontraindiziert. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Müdigkeit, Schwindelgefühl, Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden sowie Erbrechen.
Rhinitis und Rhinusinusitis
Eine Entzündung der Nasennebenschleimhaut ist meist an eine Nasenschleimhautentzündung gekoppelt, weist neben dem verstopften Riechorgan zusätzliche Symptome wie Kopfschmerzen oder Fieber auf und heilt in den meisten Fällen innerhalb von 2 Wochen wieder vollständig ab.
- Zur lokalen nasalen Therapie eignen sich Sprays, Tropfen und Gele mit den abschwellenden Wirkstoffen Xylometazolin, Oxymetazolin und Tramazolin, die idealerweise frei von Benzalkoniumchlorid sind. Die Anwendung ist auf 10 Tage zu beschränken, um die reflektorische Anschwellung der Schleimhaut (Arzneimittelschnupfen) zu verhindern.
- Für die systemische Behandlung kommen Alpha-Sympathomimetika (Pseudoephedrin) zum Einsatz, die über Vasokonstriktion die Nasenschleimhaut abschwellen lassen und somit die Atmung erleichtern. Weiters stehen Kombinationen mit den Antiphlogistika Acetylsalicylsäure sowie Ibuprofen zur Verfügung.
- Als pflanzliche Sekretolytika haben sich Eisenkraut, Enzianwurzel, Sauerampferkraut, Holunder- und Schlüsselblumenblüten bewährt. Pelargonium-sidoides-Extrakte sowie Myrtol, Cineol verfügen über antiseptische sowie sekretolytische Effekte.
- Isotone Salzlösungen, beispielsweise mit Dexpanthenol, halten die Nasenschleimhaut feucht und gepflegt.
Ohrenschmerzen
Ohrenschmerzen können in jedem Lebensalter auftreten, sind jedoch häufiger bei Kindern zu beobachten. Während die jüngeren Patienten oft von einer Mittelohrentzündung geplagt werden, ist bei Erwachsenen nicht selten eine Entzündung des Gehörgangs für die Schmerzen verantwortlich. Zu Beginn einer akuten Otitis media steht meistens eine virale Rhinitis oder Nasopharyngitis, die auf die Schleimhaut im Mittelohr übergreift.
- Zur Therapie eignen sich aus diesem Grund Alpha-Sympathomimetika in Form von Nasentropfen oder -sprays, welche die Schleimhaut in Nase und Ohrtrompete abschwellen lassen und dadurch die Belüftung des Mittelohrs verbessern.
- Paracetamol und Ibuprofen entfalten systemisch eingenommen eine hervorragende analgetische Wirkung, wobei letztgenannter Wirkstoff aufgrund seiner antiphlogistischen Effekte häufiger zum Einsatz kommt.
- Ohrenschmerzen bedingt durch Entzündungen des äußeren Gehörgangs können mittels einer speziellen Formulierung aus Glycerin und Lidocain therapiert werden.
Bei den erwähnten erkältungsbedingten Erkrankungen empfiehlt sich zusätzlich eine ausreichende Versorgung mit Flüssigkeit (Kräutertees), körperliche Schonung, Reduktion von psychischem und physischem Stress sowie genügend Schlaf.
Arztverweis
Eine Selbstmedikation von Erkrankungen im HNO-Trakt ist bei folgenden Symptomen nicht angezeigt, da eine ärztliche Abklärung dringend erforderlich ist:
- hohes Fieber, länger als 3 Tage anhaltend, bzw. Fieberkrämpfe
- länger als 10 Tage andauernde Symptome
- eitrige, stark geschwollene Tonsillen
- sehr starke über einen längeren Zeitraum bestehende Heiserkeit
- himbeerrote Zunge
- Säuglinge und Kleinkinder
- starke Schmerzen
- schlechter Allgemeinzustand, Teilnahmslosigkeit
- gelber/grüner/blutiger Auswurf beim Abhusten
- Atemgeräusche (Pfeifen, Giemen), Atembeschwerden, Atemnot
- bestehende Grunderkrankungen (Herzinsuffizienz …)
- zusätzlich heftige Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen, Schwindelgefühl