Fast jede fünfte Person ab einem Alter von 60 Jahren ist von Arthrose betroffen. Doch auch jüngere Menschen können durch sportliche oder berufliche Belastung bereits Abnützungserscheinungen haben. Begünstigt wird dieser fortschreitende Prozess, bei dem meist die Knie (Gonarthrose) oder die Hüfte (Coxarthrose) betroffen sind, durch schlecht verheilte Gelenkverletzungen. Durch die Abnützung wird der Knorpel rau und rissig, wodurch die Gelenkinnenhaut gereizt und ein Entzündungsprozess ausgelöst wird. Der Abbau von Gelenkknorpel verläuft meist unbemerkt, bis nach einer starken Beanspruchung plötzlich Schmerzen auftreten. Typisch sind Anlaufschmerzen, z. B. beim Aufstehen, erst später kommt es dann auch zu Belastungsschmerzen. Schmerzhafte und beschwerdefreie Phasen wechseln sich ab, bei einer aktivierten Arthrose ist das Gelenk geschwollen, warm und schmerzt stark. Mit der Zeit entwickelt sich ein Dauerschmerz, und der Knorpel wird so weit abgebaut, dass die Knochenenden aneinander reiben und sich verformen. In weiterer Folge wird das Gelenk langsam instabil und unbeweglich.
Um ein Fortschreiten der Abnützung zu vermeiden, ist es deshalb besonders wichtig, frühzeitig zu reagieren. Essenziell ist, dass das Gelenk trotz Schmerzen regelmäßig bewegt wird, weil das Knorpelgewebe wie ein Schwamm aufgebaut und nicht durchblutet ist. Durch das Zusammendrücken werden Abfallstoffe aus dem Knorpel gedrückt, und beim anschließenden Entlasten wird er mit den Nährstoffen aus der Gelenkflüssigkeit versorgt. Außerdem wird die Gelenkinnenhaut besser durchblutet, und es kommt zu weniger Muskelverspannungen. Nicht zuletzt wird natürlich durch eine bessere Muskulatur und ein normales Körpergewicht das Gelenk zusätzlich entlastet. Neben der Physiotherapie eignen sich besonders Sportarten mit fließenden Bewegungen, wie z. B. Radfahren, Schwimmen, Wassergymnastik, oder auch Wandern auf der Ebene. Sinnvolle Übungen für zu Hause bietet auch die Dresdner Gelenkschule des Universitätsklinikum Carl Gustav Caro.
Um trotz Schmerzen in Bewegung zu bleiben, können entzündungshemmende Schmerzmittel angewendet werden. Aufgrund der besseren Verträglichkeit wird von den Leitlinien die topische Anwendung empfohlen. Zu beachten ist jedoch, dass das Gelenk mit ausreichend Wirkstoff versorgt wird. Das funktioniert beim Knie sehr gut, bei Hüftbeschwerden allerdings leider weniger. Zur Selbstmedikation stehen die Wirkstoffe Diclofenac, Ibuprofen, Salicylsäure und Derivate, Indometacin oder Dimethylsulfoxid, in unterschiedlichen Zubereitungen zur Verfügung, welche sich gut im Gewebe anreichern können. Wichtig ist jedenfalls, dass das Präparat flächig aufgetragen wird, um ein Wirkstoffdepot zu erzeugen. Dazu wird mehrmals täglich ein 3–5 cm langer Salbenstrang auf die Haut aufgetragen und einmassiert. Wo es möglich ist, können auch Schmerzpflaster mit Diclofenac oder Ibuprofen angewendet werden. Die Wirkstofffreisetzung erfolgt konstant, und die Anwendung ist somit noch effektiver. Bei stärkeren Schmerzen können kurzfristig auch orale NSAR eingenommen werden, wenn die gastrointestinalen Komplikationen berücksichtigt werden.
Manche Patienten bevorzugen phytotherapeutische Präparate. Hier können Umschläge oder mindestens 20%ige Zubereitungen aus Arnika angewendet werden, um deren entzündungshemmenden Effekt auszunützen. Auch Beinwell-Präparate wirken abschwellend, antiphlogistisch und schmerzstillend. Ein relativ neuer Ansatz ist die Anwendung von cetylierten Fettsäuren. Diese natürlich vorkommenden Fette wurden bei Mäusen entdeckt, bei welchen in der Folge im Labor keine Arthritis ausgelöst werden konnte. Nach der topischen Anwendung können sich diese Fettsäuren in beschädigte Zellmembranen einbauen, wodurch Entzündungserscheinungen reduziert und Schmerzen gelindert werden. Zusätzlich wird die Beweglichkeit und Regeneration des Gelenks verbessert.
Auch die Ernährung kann bei Arthrose optimiert werden, um einer Aktivierung vorzubeugen. Empfohlen wird eine pflanzenbasierte, mediterrane Kost mit wenig Fleisch und Milchprodukten. Zusätzlich sollte diese durch Omega-3-Fettsäuren, z. B. aus fettem Fisch, Leinöl, und frische Kräuter, Kurkuma sowie Nüsse und Samen ergänzt werden. Außerdem kann auch die Einnahme von physiologischen Knorpelsubstanzen wie Chondroitin- und Glucosaminsulfat versucht werden. Ihre Wirksamkeit ist zwar nicht zweifelsfrei belegt, allerdings zeigen Anwendungsbeobachtungen weniger Schmerzen und eine verbesserte Beweglichkeit. Diese Präparate sollten über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten eingenommen werden.
Auch homöopathische Komplexmittel können das Schmerzgeschehen reduzieren und somit die Beweglichkeit erhalten. Ein positiver Einfluss auf den Säure-Basen-Haushalt hilft zudem, entzündliche Prozesse hintanzuhalten.
Eine weitere alternativmedizinische Möglichkeit ist die Einnahme von Schüßler-Salzen. Ferrum phosphoricum (Nr. 3) ist das Akutmittel für entzündliche Prozesse und Schmerzen. Calcium phosphoricum (Nr. 2) und Kalium chloratum (Nr. 4) sind wichtig für den Aufbau und die Funktion der Muskeln. Zur Unterstützung der Regulation des Säuren-Basen-Haushalts können Silicea (Nr. 11) und Natrium phosphoricum (Nr. 9) eingesetzt werden, da diese Säuren freisetzen und reduzieren. Bei sehr starker Übersäuerung unterstützt zusätzlich die Einnahme von Calcium sulfuricum (Nr. 12).