Unliebsame Gäste

Zecken leben in allen Entwicklungsstadien parasitär und finden ihren Wirt, indem sie sich im Vorbeigehen von niedriger Vegetation abstreifen lassen und festklammern.
Auf der Suche nach einer geeigneten Einstichstelle wandern sie Haut oder Haare entlang, führen dann gehäuft im Kopf-, Hals- und Brustbereich ihren Stechapparat ein und beginnen zu saugen. Eine adulte Zecke kann dabei mehrere Milliliter Blut aufnehmen und bis zu 1 cm anwachsen, bevor sie wieder abfällt. Der Blutverlust ist aber höchstens bei stark geschwächten Tieren mit massivem Befall in Relation zur Körpergröße ein Problem. Auch lokale Entzündungen durch in der Haut verbliebene Teile des Stechapparates klingen in der Regel nach kurzer Zeit wieder ab.

Was wird übertragen?

Größere Relevanz haben Erkrankungen, die durch Zecken übertragen werden können – wie die Borreliose durch den Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus), der zu über 30 % mit Borrelia burgdorferi, einer Spirochäte, infiziert ist. Allerdings entwickeln nur 5 % der seropositiven Hunde Polyarthritiden, Entzündungen innerer Organe oder Paresen bzw. Paralysen. Davon zu unterscheiden ist die Zeckenparalyse, bei der v. a. durch weibliche Buntzecken (Dermacentor reticulatus) gebildete Neurotoxine eine aufsteigende Parese der hinteren Extremitäten verursachen. In Anbetracht der hohen Seroprävalenz weisen Hunde eine hohe Resistenz gegen FSME-Viren auf, können aber selten auch an FSME erkranken. Bei einem akuten Verlauf kommt es durch multifokale Läsionen im ZNS zu progressiven neurologischen Symptomen. Anaplasmose, Ehrlichiose und Rickettsiose werden durch obligat intrazelluläre, gramnegative ­Bakterien hervorgerufen. Vor allem mit der Anaplasmose – Hauptvektor ist ebenfalls der Gemeine Holzbock – sind viele Hunde latent infiziert. Im seltenen Erkrankungsfall kommt es zu perakuten Verläufen mit unspezifischen Symptomen. Die ­Babesiose ist eine hauptsächlich durch Bunt­zecke und Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) übertragene Protozoenerkrankung, die akut zu Fieber, hämolytischer Anämie und Schock führen kann. Schlussendlich wird auch die Tularämie (Hasenpest) durch Zecken übertragen, infizierte Jagdhunde ­spielen aber eher als Zwischenwirt für den Menschen eine Rolle.

Prophylaxe

Abhängig von Zeckendichte, Temperaturbedingungen und Lebensstil der Hunde ist Zeckenprophylaxe ganzjährig empfehlenswert. Da die Krankheitserreger unterschiedlich schnell übertragen werden (FSME-Viren kurz nach dem Stich, Ehrlichien nach einigen Stunden, Borrelien nach bis zu 2 Tagen), bleibt die wichtigste Maßnahme, den Tieren eine Streicheleinheit zu gönnen und sie nach dem Ausgang nach Zecken abzusuchen. Unter den Repellents wirken vor allem die in Spot-ons und Halsbändern enthaltenen Pyrethroide (Permethrin, Deltamethrin, Flumethrin) zuverlässig, sind für Hunde mit MDR1-Gendefekt aber toxisch. Als systemische Insektizide bzw. Akarizide werden Isoxazoline eingesetzt.