Die empfindliche Schleimhaut von Vagina und Vulva ist täglichen Herausforderungen ausgesetzt, schon allein durch die mechanische Beanspruchung bei Koitus, Geburt und Sport, aber auch durch falsche Intimpflege oder Chlorwasser. Ihre natürliche Durchfeuchtung, die Lubrikation, ist dagegen ein zentraler Schutzmechanismus: Sie hält die Haut geschmeidig und unterstützt sie in ihrer Barrierefunktion gegen Krankheitserreger.
Allerdings besitzt die vulvovaginale Schleimhaut keine eigenen Drüsen und ist hinsichtlich ihrer Durchfeuchtung auf das sensible Zusammenspiel mehrerer Faktoren angewiesen. So ist sie von einem unverhornten, mehrschichtigen Plattenepithel bedeckt, das aufgrund seiner durchlässigen Struktur den Durchtritt von Transsudat aus den Kapillaren in das Scheidenlumen ermöglicht, besonders kurz vor der Ovulation und bei sexueller Erregung. Östrogen sorgt für die Proliferation und Erneuerung dieses Epithels, für die Produktion von Glykogen, Kollagen und Hyaluronsäure sowie eine ausreichende Durchblutung. Außerdem stimuliert es am Gebärmutterhals die Drüsen des Zylinderepithels, die ein dünnflüssiges Sekret abgeben und damit ihren Beitrag zum „Vaginalsekret“ leisten. Im Scheidenvorhof an der Innenseite der kleinen Schamlippen wird es schließlich durch das Sekret der paarigen Bartholin-Drüse ergänzt.
Obwohl der häufigste Grund für Scheidentrockenheit der Östrogenabfall in der Peri- und Postmenopause bleibt, bietet das komplexe System auch andere Angriffspunkte, welche die Lubrikation beeinträchtigen können. Östrogen- und Progesteronschwankungen in beide Richtungen können hier eine Rolle spielen. Bei Östrogenmangel wird jedenfalls die Schleimhautregeneration unterdrückt und durch die geringere Durchblutung der Mukosa weniger Transsudat an das Vaginallumen abgegeben. Das Plattenepithel wird dünner und kann weniger Feuchtigkeit aufnehmen, der schützende Feuchtigkeitsfilm geht verloren.
Auch ein dauerhaft erhöhter Kortisolspiegel, etwa durch anhaltenden Stress sowie psychische Belastungen, hemmt die Östrogenproduktion, zusätzlich wirkt er direkt vasokonstriktorisch und verstärkt so die verminderte Durchblutung der Schleimhaut. Mit einer Vasokonstriktion in der Peripherie lässt sich auch das Auftreten von Scheidentrockenheit bei Hypertonie sowie übermäßigem Alkohol- und Nikotinkonsum erklären. Dazu kommen chronische Erkrankungen, die allgemein mit trockener Haut in Zusammenhang stehen – wie Neurodermitis, Psoriasis und Diabetes mellitus – oder die Funktion exokriner Drüsen beeinträchtigen, wie das Sjögren-Syndrom. Zytostatika im Rahmen einer Chemotherapie unterdrücken wiederum die Proliferation der Vaginalschleimhaut. Weitere iatrogene Ursachen, die Einfluss auf die Lubrikation nehmen, wären die Einnahme von Antihistaminika oder Antikonzeptiva, Hysterektomie, Ovariektomie und Strahlentherapie – oder schlicht Dehydratation, die ebenfalls zu Scheidentrockenheit führen kann.