Versandhandel und Onlinestrategien sind für Apotheken eine nahezu unendliche Geschichte. Immer wieder gab es Anläufe und Konzepte, immer wieder Rückschläge. Zuletzt wurde vor knapp zwei Jahren die Plattform APOdirekt.at eingestellt. Das vor etwa fünf Jahren gestartete Konzept einer Bestell- und Reservierungsplattform mit Abholmöglichkeit in der Wunschapotheke wurde von den Apotheken und Konsumenten nicht angenommen.
Nun soll ein neuer Versuch einer österreichweiten Lösung unternommen werden. Doch auch hier zeigen sich schon zu Beginn Hürden. Das Konzept unter dem Titel „ApoOnline“ wurde der Apotheker Krone anonym zugespielt, die Echtheit der Unterlagen wurde vom Apothekerverband bestätigt. Hintergrund für die ungewöhnliche Information: Innerhalb des Verbandsvorstandes ist das Konzept offenbar nicht unumstritten. Bei einer Abstimmung über das Projekt gab es demnach etwa 40 % Gegenstimmen. Während die Befürworter darauf drängen, dass es angesichts der wachsenden Konkurrenz durch Onlineapotheken eine entsprechende Gegenstrategie brauche, sind die Kritiker der Meinung, dass das vorliegende Konzept genau diese Gegenstrategie nicht darstellt und nur eine Weiterentwicklung von APOdirekt.at ist.
Kern des Konzeptes ist eine sogenannte „Landingpage“ im Internet für Apothekenkunden. „Angezeigt werden alle apothekenüblichen Produkte aus den Warenverzeichnissen I, II, III, Piktogramme und Beipackzettel. Optional können einzelne Produkte aus dem Ergänzungssortiment (zum Beispiel Schüßler-Salze) dazugeschaltet werden. Die Produkte werden ohne Preise angezeigt“, heißt es im Papier. Vor dort sollen die Kunden dann mittels Geolokalisation zur nächstgelegenen Apotheke und deren Webauftritt gelotst werden. Die Apotheke vor Ort soll dann auch die Möglichkeit zur Zustellung haben und nach Servicegrad oder entsprechenden Angeboten und deren Lieferfähigkeit gescreent werden können. Kunden können also suchen, wo die nächstgelegene Apotheke ist, die gerade geöffnet und entsprechende Produkte oder Lösungen für Beschwerden (wie Husten, Allergie und so weiter) verfügbar hat. „Der Verband unterstützt das ‚Gefundenwerden‘ von österreichischen Apotheken und deren Produkten im Internet durch massive Bewerbung einer Landingpage, welche auf unsere Apotheken weiterverweist“, steht im Konzept. Und weiter: „Kunden, die im Internet nach Apothekenprodukten suchen, sollen möglichst viele Einstiegspunkte geboten werden, um über das allgemeine Produktschaufenster schlussendlich ihre Apotheke zu finden.“
Kosten soll das Konzept den Apothekerverband einmalig maximal 700.000 Euro sowie im laufenden Betrieb pro Jahr maximal 360.000 Euro. AGES-Gebühren und der Betrieb des jeweiligen Sub-Webshops zahlen die Teilnehmer selbst. Die teilnehmenden Apotheken müssen so mit Kosten von 1.748 Euro für die Startinvestition einer eigenen Unterseite im Internet sowie 6.380 Euro an laufenden Kosten inklusive Personalaufwand rechnen. Umgesetzt wird das Projekt nur, wenn mindestens 300 Mitglieder zusagen und diese Mitglieder in zwei Drittel der Bundesländer mehr als 20 % der Apotheken repräsentieren. „Nach einem Jahr sollen durchschnittlich 100.000 dezidierte Besucher pro Monat in den letzten vier Monaten erreicht werden. Nach zwei Jahren 200.000“, heißt es im Papier. Kritiker halten nicht zuletzt diese Einschätzung für unwahrscheinlich.
Das Konzept sei ein Kompromiss und ist sicherlich keine Lösung, die alle Probleme mit der Onlinekonkurrenz löse, räumt Mag. pharm. Robert Welzel ein – einer der Mitglieder der Arbeitsgruppe, die das Konzept entwickelt hat: „Man sollte das nicht so schwarzmalen, wie es manche Kritiker sehen wollen. Es ist aber sicher auch nicht so hellgelb, wie es andere darstellen.“ Im Grunde sei das Konzept eine Weiterentwicklung der APO-App, bei der Anfragen durch eine Geolokalisation zur nächsten teilnehmenden Apotheke geleitet werden. Hintergrund sei, dass vor dem Zukunftskongress im Vorjahr in Krems bereits eine Arbeitsgruppe ein Konzept vorgelegt hat. Das sei aber genauso abgelehnt worden wie eine später entwickelte Zentralapothekenlösung. Nun habe man mit dem dritten Vorschlag eine Lösung gesucht, die mehrheitsfähig sei. Dass es dem gescheiterten APOdirekt.at-Konzept ähnlich sieht, will Welzel nicht bestätigen. „Es ist nicht vergleichbar.
Es hat sich in den vergangenen fünf Jahren auch die Onlinewelt komplett geändert. Wir brauchen aber eine Lösung, denn der Onlinehandel kostet die heimischen Apotheken bereits rund 120 Millionen Euro im Jahr.“ Dazu gehöre, dass Kunden online zur Apotheke vor Ort finden und dort auch wählen können, ob sie die Produkte abholen wollen oder diese zugestellt werden.
Verbandspräsident Mag. pharm. Jürgen Rehak will die Debatte nicht kommentieren, bestätigt aber, dass die Abstimmung zum Projekt im Verbandsvorstand recht knapp war. „Das Präsidium und ich haben den Auftrag, diesen Vorstandsbeschluss umzusetzen.“ Es würden nun die Details ausgearbeitet und dann im Spätherbst den Apotheken im Rahmen einer Roadshow vorgestellt. So sollen die für eine Flächendeckung nötigen mindestens 300 Mitgliedsapotheken gefunden werden, sagt Rehak. Hintergrund ist nicht zuletzt, dass aufgrund der Neuwahl des Nationalrates die gewünschte Novelle des Apothekengesetzes mit einer Lockerung der Zustellung durch die Vor-Ort-Apotheke auf absehbare Zeit nicht kommt und man die Zeit nutzen will, schon erste Schritte zu setzen.
Das Konzept unter dem Titel „ApoOnline“ wurde der Apotheker Krone anonym zugespielt, die Echtheit der Unterlagen wurde vom Apothekerverband bestätigt.