Zahlreiche Infekte sorgen derzeit für volle Wartezimmer. Das Immunsystem vieler Personen ist durch das mehrjährige Tragen von Schutzmasken unzureichend trainiert und kann daher den in der heurigen Wintersaison kursierenden Keimen wenig entgegensetzen. Umso wichtiger ist es daher, das Immunsystem mit zahlreichen Maßnahmen effektiv zu unterstützen.
Für ein gut funktionierendes Immunsystem sind mehrere Faktoren von Bedeutung. Eine ausgewogene Ernährung mit einem hohen Anteil an frischem Gemüse, Salaten und Vollkornprodukten versorgt den Körper mit wichtigen Mikro- und Makronährstoffen. Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft hält fit, fördert die Durchblutung und wirkt sich somit ebenfalls positiv auf das Immunsystem aus. Insbesondere Ausdauersportarten wie etwa Langlaufen, Eislaufen oder Schneeschuhwandern sind zu dieser Jahreszeit eine gute Möglichkeit, das Herz-Kreislauf-System zu trainieren und gleichzeitig Stress abzubauen. Auch ausreichend Schlaf ist von großer Bedeutung für unser Immunsystem. Im Schlaf erfolgen die Zellregeneration sowie physische und psychische Erholung vom stressigen Alltag. Ein gelegentlicher Saunabesuch hilft dem Körper, Schadstoffe besser auszuscheiden.
Leider ist es nicht immer möglich, dem Körper mit der Ernährung alle nötigen Vitamine und Mineralstoffe in der richtigen Menge zuzuführen. Lange Transportwege und Lagerung bewirken einen wesentlich niedrigeren Vitamingehalt zahlreicher Lebensmittel, als man vermuten würde. Auch besteht in Zeiten stärkerer Beanspruchung des Immunsystems ein erhöhter Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen. Eine Substitution ist daher insbesondere in der kalten Jahreszeit jedenfalls empfehlenswert, um Mängel auszugleichen bzw. zu verhindern. Multivitaminpräparate sind eine gute Möglichkeit, um eine große Palette an Vitaminen und Mineralstoffen regelmäßig zu ergänzen. Zusätzlich können einzelne Vitamine in höherer Dosierung bestimmte Defizite ausgleichen bzw. das Immunsystem effektiv unterstützen.
Zur Gruppe der Antioxidanzien zählen beispielsweise die Vitamine C und E, Betacarotin, Selen und Coenzym Q10. Sie neutralisieren freie Radikale im Körper und sollten immer in Kombination gegeben werden. Vitamin C (Ascorbinsäure) kann bis zu 1.000 mg/Tag bedenkenlos eingenommen werden. Es spielt im Rahmen der humoralen und zellulären Immunantwort eine bedeutende Rolle. Vitamin C kann sowohl prophylaktisch als auch therapiebegleitend bei Erkältungskrankheiten eingesetzt werden. Für eine bessere Verfügbarkeit wird die Dosis am besten über den Tag verteilt oder in Form von Retardpräparaten gegeben. Magenempfindlichen Personen kann gepufferte Ascorbinsäure angeboten werden. Natürliche Vitamin-C-Quellen sind beispielsweise Beerenfrüchte wie etwa Johannisbeeren, die Acerolakirsche, Hagebutten, Holunderbeeren, Sanddornfrüchte und viele andere Obstarten wie Kiwis und Zitrusfrüchte.
Eine besonders wichtige Rolle kommt in unseren Breiten der Substitution von Vitamin D3 zu, da in den Monaten von Oktober bis März auf Grund der geringen Sonneneinstrahlung eine körpereigene Synthese nahezu unmöglich ist. Ein Mangel an Vitamin D3 wird u. a. mit der Entstehung von kardiovaskulären Erkrankungen, autoimmunologischen Prozessen und Krebserkrankungen in Verbindung gebracht und besitzt somit auch innerhalb des Immunsystems eine wichtige Funktion.
Zink ist ein wichtiger Mineralstoff mit vielfältigen Funktionen im Körper. Das zweiwertige Kation ist an zahlreichen Abwehrleistungen des Immunsystems beteiligt. Es besitzt antioxidative Eigenschaften und ist u. a. an der Phagozytose, der Lymphozytenproliferation und der Komplementaktivierung beteiligt. Zink kann prophylaktisch, evtl. in Kombination mit Vitamin C, empfohlen werden oder aber in höherer Dosierung bei bereits bestehenden Infekten. Auch bei dermatologischen Beschwerden wird Zink äußerlich und innerlich erfolgreich angewandt.
Traditionell werden in Österreich gerne und erfolgreich pflanzliche Präparate zur Stärkung des Immunsystems verwendet. Seit langem wird beispielsweise die immunstärkende Wirkung von Echinacea-Arten genutzt, wobei in Europa v. a. Echinacea purpurea angebaut und verarbeitet wird. Das Extrakt wirkt als unspezifisches Immunstimulans. Beobachtet wurde u. a. eine verstärkte Phagozytose von Granulozyten und Makrophagen, eine Hemmung der Virusreproduktion, Aktivierung von Zytokinen und ein Anstieg der T-Lymphozyten. Von einer lange Zeit propagierten prophylaktischen Einnahme wird derzeit eher abgeraten. Bei beginnenden Beschwerden kann der rote Sonnenhut jedoch sehr hilfreich sein. Auch in homöopathischer Verarbeitung ist Echinacea empfehlenswert und kann in Form von Globuli bereits Kleinkindern gegeben werden.
In Kombination mit Echinacea, aber auch einzeln, werden der Wilde Indigo (Baptisia tinctoria) und der Lebensbaum (Thuja) verwendet. Beide sind in Nordamerika heimisch und wirken als unspezifische Immunstimulanzien.
Aus dem mediterranen Bereich stammt die graubehaarte Zistrose (Cistus incanus). Das wässrige Extrakt besitzt einen hohen Gehalt an Polyphenolen, welche als starke Antioxidanzien gelten. Diskutiert wird auch ein antivirales Potenzial. Ebenfalls antiviral wirkt das Extrakt der Kapland-Pelargonie (Pelargonium sidoides). Neueste Studien weisen sogar auf einen antiviralen Effekt gegen SARS-CoV-2 hin.
Ein bekanntes Adaptogen ist die nordostasiatische Taigawurzel (Eleutherococcus senticosus). Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen zählen Saponine, Lignane, Sterole, Triterpene, Cumarine etc., welche unter der Bezeichnung Eleutheroside zusammengefasst werden.
Heilpilze wie beispielsweise Austernpilz, Reishi oder Shiitake unterstützen das Immunsystem u. a. auf Grund ihres Gehaltes an Betaglucanen. Diese hochmolekularen β-D-Polysaccharide wirken immunmodulatorisch und sind daher hilfreich in Zeiten stärkerer Belastung.