Arzneimittel und Nahrungsaufnahme

Nahrung kann die Bioverfügbarkeit von Medikamenten sowohl in der pharmakokinetischen Phase der Absorption als auch bei der Metabolisierung beeinflussen. In den meisten Fällen verzögert ein „voller Magen“ die Absorption von Medikamenten, da Nahrung zu einer verlangsamten Entleerung des Magens führt. Neben diesem physikalisch-mechanischen Grund beeinflussen auch andere Mechanismen die Bioverfügbarkeit. So verringert die durch Nahrung hervorgerufene pH-Wert-Änderung die Aufnahme von Penicillinen. In der Nahrung vorhandenes Kalzium führt zur Chelatbildung mit Tetrazyklinen und zur Komplexierung von Eisensalzen.

Nahrung kann die präsystemische Clearance erhöhen und sie bei der Verstoffwechselung durch Enzyminduktion beschleunigen. Dies geschieht u. a. bei Indolen und Benzpyren. Bei anderen Pharmaka wird das Gegenteil erreicht: Werden die Betablocker Metoprolol oder Propranolol zusammen mit einem leckeren Steak eingenommen, nehmen der Blutfluss und die Proteinbindung zu, die präsystemische Clearance wird verringert.

Einnahme von Diabetes-Medikamenten

Diabetiker sollten Glibenclamid, Repaglinid, Glimepirid oder Glisoxepid 15 Minuten nach oder kurz vor dem Essen einnehmen. Mit dem ersten Bissen der Mahlzeit hingegen sollten Acarbose und Miglitol geschluckt werden, damit sie gemeinsam mit den Mehrfachzuckern der Nahrung in den Magen gelangen. Wegen der besseren Verträglichkeit nimmt man Metformin nach dem Essen.

Vorsicht bei Gerinnungshemmern

Lange Zeit wurde propagiert, dass Betroffene kein oder wenig grünes Gemüse essen dürfen; das ist jedoch überholt. Richtig ist: In jedem grünen Gemüse ist Vitamin K enthalten. Phenprocoumon ist als Antagonist aber deutlich stärker als Vitamin K. Es sind aber größere Mengen und/oder eine Einnahme über längere Zeit notwendig, um die Wirkung des Medikaments relevant abzuschwächen.
Die NOAK wirken nicht auf Vitamin K, weshalb Nahrungsmittel ihre Wirkung nicht beeinflussen können. Lediglich auf Tonic Water sollten die Patienten verzichten. Das darin enthaltene Chinin hemmt den Abbau und steigert die Wirkung.

Lange Zeit wurde Patienten mit einer Therapie mit Phenprocoumon empfohlen, den Verzehr von Lebensmitteln, die reich an Vitamin K sind, einzuschränken bzw. auf sie zu verzichten. Eine solche Diät ist schwer zu befolgen, bedeutet für viele Patienten eine deutliche Einschränkung ihrer Lebensqualität – und ist außerdem unnötig. Die Deutsche Herzstiftung formuliert eindeutig: „Es gibt keinen Grund, auf Vitamin-K-reiche Lebensmittel wie z. B. Spinat, Brokkoli oder verschiedene Kohlsorten zu verzichten. Diese Nahrungsmittel gehören zu einer gesundheitsfördernden Ernährung und bereichern den Genuss des Essens.“

Vitamin K auch für den Knochen gut

Patienten, die regelmäßig dieselben Mengen Vitamin K zu sich nehmen, liegen häufiger im INR-Zielbereich als Patienten, welche die Empfehlungen erhielten, Vitamin K zu meiden, so eine Studie von Sconce et al. Eine Reduktion der Vitamin-K-Zufuhr steigert das Risiko für Osteoporose, da Vitamine der K-Gruppe, u. a. auch K2, den Knochen mineralisieren.