Im Impfplan Österreich ist schon seit vielen Jahren eine Reihe von speziellen Empfehlungen für ältere Erwachsene enthalten. Details zu Empfehlungen für Erwachsene mit Grunderkrankungen finden sich ebenfalls im Impfplan, sind jedoch nicht Gegenstand dieser Übersicht.
Die Inzidenz vieler Infektionen und das Risiko für einen schweren Verlauf steigen mit dem Alter. Die Folgen von Infektionen bei älteren Personen sind außerdem oftmals weitreichender als nur die akute Erkrankung. Bestehende Grunderkrankungen können sich im Zuge einer Infektion verschlechtern, und das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie z.B. Herzinfarkt und Schlaganfall ist in den Wochen nach einer Infektion deutlich erhöht. Oftmals erholen sich ältere Patient:innen nach einer Infektion auch nicht mehr vollständig, was zu einem Verlust der Selbständigkeit führen kann. Ältere Personen haben außerdem bei Infektionen, speziell wenn sie zur Hospitalisierung führen, ein hohes Risiko ein Delir und der Folge potentiell eine Demenz zu entwickeln.
Die jährliche Impfung gegen Influenza ist für alle Erwachsenen empfohlen, ihre Bedeutung für Senior:innen wird im Impfplan jedoch besonders hervorgehoben. Für diese Altersgruppe wurden spezielle, besser wirksame Impfstoffe entwickelt. Es handelt sich dabei um einen Hochdosis-Impfstoff und um einen adjuvantierten Impfstoff. Diese beiden Impfstoffe sind seit 2021/22 erhältlich, und der Impfplan empfiehlt explizit die Verwendung dieser Impfstoffe für Senior:innen. Im Rahmen des öffentlichen Impfprogramms war in der Saison 2023/24 nur ein kleiner Selbstbehalt zu entrichten, für die Saison 2024/25 wird die Influenza-Impfung kostenlos erhältlich sein.
Erstmalig standen für die Saison 2023/24 Impfstoffe gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) zur Verfügung, die auch für die Saison 2024/25 voraussichtlich wieder empfohlen sein werden.
Die Impfung gegen Streptococcus pneumoniae ist für Personen über 60 Jahre schon seit vielen Jahren empfohlen. Der bisher verwendete 13-valente Konjugatimpfstoff wurde kürzlich von 15- bzw. 20-valenten Konjugatimpfstoffen abgelöst. Nach wie vor wird eine Impfung mit dem 23-valenten Polysaccharidimpfstoff 1 Jahr später empfohlen.
Die Impfung gegen Herpes Zoster ist ab dem 50. Lebensjahr vorgesehen. Aufgrund der besseren Wirksamkeit wird statt des bis 2021 eingesetzten Lebendimpfstoffes seit einigen Jahren ein adjuvantierter Proteinimpfstoff empfohlen, der eine sehr hohe Wirksamkeit gegen Herpes Zoster bei allen Altersgruppen und für mindestens 10 Jahre zeigt.
Die Impfung gegen SARS-CoV-2 wurde vom Nationalen Impfgremium 2023 erstmals im regulären Impfplan integriert. Aktuell wird davon ausgegangen, dass Erwachsene mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits Kontakt mit SARS-CoV-2 (Impfungen und/oder Infektionen) hatten und daher keine Grundimmunisierung mehr benötigen. Eine einmalige Impfung im Herbst ist für Personen über 60 Jahre empfohlen. Im April erfolgte von Seiten der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) eine Empfehlung, dass Impfstoffe für die Saison 2024/25 gegen die Variante JN.1 gerichtet sein sollen. Dies wird sich in den Empfehlungen für den Herbst 2024 widerspiegeln.
Neben diesen speziellen Empfehlungen für ältere Erwachsene dürfen auch regelmäßige Auffrischungsimpfungen nicht vergessen werden. Steigende Zahlen von Pertussis-Fällen, besonders auch bei Erwachsenen, zeigen die Wichtigkeit kontinuierlicher Impfungen. Die Abstände für die regelmäßigen Auffrischungsimpfungen gegen Tetanus/Diphtherie/Pertussis sind für Personen über 60 Jahre von 10 auf 5 Jahre verkürzt. Ähnliches gilt für die Auffrischungen der FSME-Impfung (3 statt 5 Jahre).