Die Beschwerden treten vor allem zwischen der sechsten und zwölften Schwangerschaftswoche (SSW) auf und klingen im Normalfall vor der 20. SSW wieder ab. Eine „normale“ Schwangerschaftsübelkeit ist zwar unangenehm, aber keine Krankheit. Viele betroffene Frauen leiden unter Übelkeit, Erbrechen, flauem Magen oder Appetitlosigkeit. Die Symptome treten verstärkt am Morgen auf (Morgenübelkeit), da zu diesem Zeitpunkt die Hormonkonzentration am höchsten ist. Es hat sich aber gezeigt, dass vielen Frauen nicht nur in der Früh, sondern den ganzen Tag über übel ist.
In 0,2–3,6 % der Fälle kann jedoch eine schwere Verlaufsform vorliegen, bei der es zu starkem Erbrechen oder über einen längeren Zeitraum anhaltendem Erbrechen kommen kann (Hyperemesis gravidarum). Diese Form des Schwangerschaftserbrechens kann unter anderem zu Gewichtsverlust, Störungen des Elektrolythaushaltes und Nährstoffmangel führen und gehört unbedingt ärztlich abgeklärt (evtl. Klinikeinweisung, intravenöse Rehydratation, parenterale Ernährung notwendig).
Die Auslöser von Übelkeit und Erbrechen sind noch nicht ausreichend geklärt, aber eine Rolle spielen wahrscheinlich erhöhte hCG-Werte (humanes Choriongonadotropin) und ein veränderter Östrogenspiegel. Als weitere Auslöser werden eine genetische Disposition, Infektionen mit Helicobacter pylori, Blutzuckerschwankungen, Vitalstoffmangel (z. B. Vitamin B6, Zink) und Stress angenommen.
Bereits beim ersten Auftreten von Symptomen wie ständiges Gefühl von Übelkeit und tägliches Erbrechen sollte die Betroffene über nichtmedikamentöse Maßnahmen beraten werden. Einfache Lebensstiländerungen können helfen, die Beschwerden zu lindern. Es ist ratsam, mehrmals täglich kleine Mahlzeiten zu essen und auf kohlenhydrat- und fettreiche Lebensmittel zu verzichten. Morgens, am besten noch vor dem Aufstehen, trockene Kekse, Knäckebrot oder Zwieback knabbern, damit der Magen gleich etwas „Arbeit“ bekommt. Auch vor dem Schlafengehen sollte noch eine Kleinigkeit gegessen werden.
Starke Gewürze, Geruchstoffe und sehr süße Speisen sollten vermieden werden. Als Getränke eignen sich vor allem kalte, klare Getränke. Gerade bei Frauen, die nichts bei sich behalten können, hilft oft das Lutschen von Eiswürfeln bzw. von Apfelsaft und Brühe gefroren in Würfelform. Auf diese Art werden Flüssigkeit und Elektrolyte in kleinen Mengen zugeführt. Aber auch Entspannungs- und Atemübungen und Bewegung an der frischen Luft können gute und wirkungsvolle Maßnahmen bei leichten Formen von Schwangerschaftsübelkeit sein.
Die Informationsseite des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie (www.embryotox.de, App „Embryotox“) gibt Auskunft über die Anwendung von Medikamenten während der Schwangerschaft und der Stillzeit.
Zubereitungen mit Ingwer (Zingiber officinale) zeigen bei leichten Formen von Schwangerschaftsübelkeit und -erbrechen eine gute Wirkung. Laut Embryotox darf Ingwer bei Schwangerschaftsübelkeit in üblicher Dosierung eingenommen werden, d. h. im Idealfall als Fertigpräparat.
Durch die Einnahme von Vitamin B6 soll eine überschießende Hormonproduktion eingedämmt werden. Vitamin B6 wird vor allem in Kombination mit Antihistaminika (in Österreich keine Zulassung für die Anwendung bei Schwangerschaftsübelkeit) eingenommen.
Wenn nichtmedikamentöse Maßnahmen keinen Erfolg zeigen, kann sich die/der behandelnde Ärzt:in für den Off-Label-Einsatz von klassischen älteren Antihistaminika (in Kombination mit B6) entscheiden. Nach jahrzehntelanger Anwendung konnte bei den Antihistaminika der 1. und 2. Generation keine teratogene Wirkung festgestellt werden. Laut Embryotox sind die Erfahrungen mit den betreffenden Antihistaminika in der Schwangerschaft sehr hoch. Ein Nachteil ist die stark sedierende Wirkung, die bei den schwangeren Frauen Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Appetitlosigkeit auslösen kann.