Welche Medikamente nicht fehlen dürfen

Die Medikamente für die Reiseapotheke sollten am besten in Österreich und nicht erst im Zielland erworben werden. Manche Pharmazeutika sind im Ausland schwer erhältlich, außerdem besteht in einigen Ländern ein erhöhtes Risiko für Arzneimittelfälschungen. Die Ausstattung der Reiseapotheke hängt vom Urlaubsland sowie von den mitreisenden Personen (ältere Personen, chronisch Kranke, Kinder) ab.

Dauermedikation

Neben einer vernünftigen Basisausstattung, die jede Reiseapotheke beinhalten sollte (Kasten), muss sie auch eine etwaig benötigte Bedarfs- und Dauermedikation beinhalten. Im Prinzip darf auf Reisen die Menge an Medikamenten mitgeführt werden, die für den persönlichen Bedarf für die Dauer der Reise benötigt wird. Die Mitnahme von Arzneimitteln ist aber nicht in alle Länder uneingeschränkt möglich, speziell bei Reisen in Länder außerhalb der EU können unterschiedliche Bestimmungen gelten. Informationen über die Einfuhrregelungen sind bei den jeweiligen Länderinformationen des Außenministeriums zu finden.

Sind aufgrund einer (chronischen) Erkrankung verschreibungspflichtige Medikamente oder Spritzen und Nadeln mitzuführen, sollte ein ärztliches Attest – am besten in Deutsch und Englisch verfasst – nicht fehlen. Damit lassen sich Unannehmlichkeiten bei Einreise und Zoll vermeiden. Neben dem Handelsnamen sollte unbedingt auch der Wirkstoffname angeführt werden, falls die benötigte Menge nicht ausreicht und im Ausland ein neues Medikament besorgt werden muss.

Allergiker:innen auf Reisen

Auch Menschen mit Allergien sollten ihre benötigte Medikation immer bei sich tragen. Bei der Wahl des Urlaubsziels sollten Allergiker:innen auf die unterschiedlichen Blühzeiten von Gräsern, Bäumen und Getreide achten. Im Norden Europas ist die Blütezeit der meisten Pflanzen im Vergleich zu unseren Breiten um ein paar Wochen verzögert. Ein internationaler Pollenflugkalender kann hier hilfreich sein. Im Hochgebirge ist ab Juli mit Pollenfreiheit zu rechnen. Das trockene und milde Mittelmeerklima ist für Asthmatiker:innen besonders gut.

Nasale Kortikosteroide

Bei der allergischen Rhinitis („Heuschnupfen“) kommt es zu saisonal oder ganzjährig auftretendem Niesen, verstopfter Nase und manchmal auch Konjunktivitis, verursacht durch Pollen oder andere Allergene. Die Therapie der ersten Wahl sind nasale Kortikosteroide (mit oder ohne orales bzw. nasales Antihistaminikum) oder eine Kombination aus oralem Antihistaminikum und einem Medikament mit abschwellender Wirkung, wodurch sich die Symptomatik meist gut in den Griff bekommen lässt.

Orale Antihistaminika

Antihistaminika besetzen die Histamin-Rezeptoren und haben dadurch antiallergische, juckreizstillende und entzündungshemmende Eigenschaften. Zur Behandlung allergischer Beschwerden wie Juckreiz, Hautrötungen, Heuschnupfen und der saisonalen Konjunktivitis werden H1-Antihistaminika eingesetzt. Die heute zur Symptombekämpfung von Allergien verwendeten Substanzen der 2. Generation verursachen im Gegensatz zu den H1-Rezeptorantagonisten der 1. Generation keine Müdigkeit. Aufgrund ihrer antiemetischen Wirkung werden Letztere zur Behandlung von Reiseübelkeit und Hyperemesis gravidarum eingesetzt.

Topische Cremes und Salben

Zur Behandlung von akuten Hautirritationen bei Sonnenallergie, „Mallorca-Akne“ sowie bei entzündeten Insektenstichen und starkem Juckreiz stehen kortisonhaltige Cremes und Salben zur Verfügung. Sie wirken antiinflammatorisch, antiallergisch und kühlend und sind in niedriger Dosierung auch rezeptfrei erhältlich. Ein entsprechender Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor ist bei empfindlichen Personen sowie Kindern obligat.

Reisediarrhö

Der Reisedurchfall zählt zu den häufigsten Reisekrankheiten und ist durch klassische Symptome einer Gastroenteritis wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfe, Durchfall und mitunter auch Fieber charakterisiert. Die Erkrankung wird durch den Kontakt mit unbekannten Erregern (Bakterien, Viren oder seltener Parasiten) verursacht, die in der Regel über die Nahrung oder das Trinkwasser (auch über das Waschen von Lebensmitteln) aufgenommen werden. Daher tritt die Reisediarrhö in Ländern mit unzureichender Trinkwasseraufbereitung gehäuft auf.

Vorbeugung

Wasser sollte nur abgekocht oder aus Flaschen getrunken werden, idealerweise sollte dieses Wasser auch zum Zähneputzen verwendet werden. Roher Fisch und rohes Fleisch, Eiswürfel, Salate und Street Food sollten vermieden werden, auch Buffets und Fast-Food-Restaurants erhöhen das Infektionsrisiko. Gekochte, gut durcherhitzte Gerichte sind üblicherweise unbedenklich, genauso wie Obst, das sich schälen lässt. Besonders aufpassen sollten Personen, die Antazida, H2-Blocker oder Protonenpumpenhemmer einnehmen. Diese Arzneimittel verringern die Magensäure und erhöhen das Risiko, schwerer zu erkranken.

Verhaltensmaßnahmen im Erkrankungsfall

Meistens ist die Erkrankung selbstlimitierend, und die Symptome vergehen innerhalb von wenigen Tagen. Am wichtigsten ist es, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten, um den Verlust von Wasser und Elektrolyten auszugleichen. Hier können Lösungen zur oralen Rehydratation behilflich sein. Für Säuglinge, Kleinkinder und Patient:innen mit chronischen Erkrankungen kann der Flüssigkeitsverlust rasch gefährlich werden. Wenn der Flüssigkeitshaushalt durch verstärktes Trinken nicht wiederhergestellt werden kann, so ist eine ärztliche Infusion indiziert. Auch bei Blut oder Schleim im Stuhl, hohem Fieber und starken Schmerzen ist ein Arztbesuch erforderlich. Hinsichtlich Ernährung ist auf eine leichte Kost zu achten; schwere, scharfe und fetthaltige Speisen sollten gemieden werden, um den Darm nicht zusätzlich zu belasten.

Antidiarrhoika

Medikamente, die den Durchfall unterdrücken, wie z. B. der Wirkstoff Loperamid, gehören in jede Reiseapotheke. Oftmals sind trotz (leichter) Erkrankung längere Fahrten erforderlich, wo nicht immer eine Toilette verfügbar ist. Da dadurch die Motilität des Darms lahmgelegt wird, dürfen diese Arzneimittel nicht länger als 2 Tage genommen werden; für Kinder unter 12 Jahren sind sie außerdem nicht geeignet. Auch der Gerbstoff Tanninalbuminat kann zur Behandlung der Reisediarrhö eingesetzt werden. Beim Einsatz von Antidiarrhoika ist jedoch zu beachten, dass sie zwar die Symptomatik bessern, aber die Ausscheidung der Erreger verlangsamen. Sie sollten daher eher sparsam eingesetzt werden.

Transport und Lagerung

Die Dauermedikation sollte stets im Handgepäck transportiert werden, da das Aufgabegepäck verloren gehen kann. Die Flüssigkeitsvolumenbeschränkung von 100 ml gilt nicht für flüssige Medikamente; ein ärztliches Attest für die Sicherheitskontrolle ist auch in diesem Fall zu empfehlen. Am Urlaubsort sollte die Medikation nach Möglichkeit kühl, trocken und lichtgeschützt gelagert werden. Auch wenn die Reiseapotheke hoffentlich nur kaum gebraucht wird, ist eine gute Vorbereitung im Krankheitsfall unentbehrlich. Damit einem entspannten Reisevergnügen nichts im Wege steht!