Vor allem zu Beginn einer akuten Atemwegsinfektion sind Halsschmerzen ein häufiges Symptom.
Laut Halsschmerz-Leitlinie1 sind meist Viren – vor allem Rhinoviren, Adenoviren oder Coronaviren – für die Krankheitsbilder Pharyngitis, Rhinopharyngitis und akute Tonsillitis bzw. Tonsillopharyngitis verantwortlich. Weiters können Halsschmerzen durch Influenzaviren, das Epstein-Barr-Virus, β-hämolysierende Streptokokken (z. B. Scharlach) oder Infektionen mit Pilzen ausgelöst werden.
In den meisten Fällen haben Halsschmerzen einen selbstlimitierenden Verlauf, mit einer Beschwerdedauer von ca. 1 Woche. Die eingedrungenen Keime greifen zuerst an den Schleimhäuten der Nasen- und Rachenschleimhaut an und verursachen dort eine lokale Entzündung mit Schmerzen, die häufig von Rötung und Heiserkeit begleitet sind.
Bei akuten Halsschmerzen sind in der Leitlinie1 8 Red Flags erwähnt: Scharlach-Exanthem, Mononukleose, Infektionen mit anderem Fokus (Pneumonie, Bronchitis, Otitis, Sinusitis), Immunsuppression, Chemotherapie, orale Kortikoid-Therapie, schwere Komorbiditäten und ein erhöhtes Risiko für akutes rheumatisches Fieber. Weitere Warnzeichen sind hohes Fieber und Atemnot.
Starke und langanhaltende Halsschmerzen gehören unbedingt ärztlich abgeklärt. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen ist Vorsicht geboten, da andere Erkrankungen die Ursache für die Schmerzen im Hals sein können. Bei Kindern unter 6 Jahren, Schwangeren und Stillenden sollten immer ein Arztbesuch und eine Abklärung empfohlen werden. Dies gilt auch bei starken Begleitsymptomen wie Fieber (≥ 39 °C), starken, einseitigen Halsschmerzen, vergrößerten oder eitrigen Mandeln, starker Heiserkeit und Atembeschwerden.
Eine Selbstmedikation ist dann möglich, wenn die Ursache der Beschwerden bekannt ist, z. B. Erkältung. Das Therapieziel ist ein rascher Rückgang der Entzündung und eine effektive Schmerztherapie sowie eine Befeuchtung und Beruhigung der Rachenschleimhaut. Bei Halsschmerzen kommen in der Selbstmedikation vor allem Präparate zur lokalen Therapie zum Einsatz, zum Beispiel Lutschtabletten, Sprays oder Gurgellösungen. Bei der Auswahl der richtigen Arzneiform sollte man sich nicht nur an den Vorlieben der Kund:innen orientieren, sondern auch an der Lokalisation der Halsschmerzen.
Zur kurzzeitigen symptomatischen Therapie von starken Halsschmerzen sind orale NSAR wie Ibuprofen oder Naproxen Mittel der ersten Wahl (laut Leitlinie). Flurbiprofen ist ein topisches NSAR, das in Form von Lutschtabletten ab einem Alter von 12 Jahren angewendet werden kann, als Spray erst ab 18 Jahren. Bei der Abgabe von Flurbiprofen sollte auf bekannte Unverträglichkeiten gegen NSAR, auf Patient:innen mit Allergien oder mit allergischem Asthma geachtet werden, da Hypersensitivitätsreaktionen möglich sind. Die überschießende Reaktion tritt vor allem in der ersten Behandlungsphase auf. Auch bei älteren Personen (> 75) sollte Flurbiprofen nur mit Vorsicht angewendet werden. Weiters sollte auf potenzielle Wechselwirkungen mit Antikoagulantien und auf eine erhöhte Gefahr von Nebenwirkungen bei gleichzeitiger Einnahme mit anderen NSAR und Erkältungskombinationen hingewiesen werden.
Das lokale Antiphlogistikum Benzydamin wird zwar zu den NSAR gezählt, wirkt aber nicht über eine Hemmung der Prostaglandin-Synthese. Lokalanästhetika wie Benzocain und Lidocain (häufig in Kombination mit antiseptischen Wirkstoffen) eignen sich zur Linderung von leichten bis mittelstarken Halsschmerzen. Sie blockieren spannungsabhängige Natriumkanäle und unterbinden somit eine Reizweiterleitung.
Substanzen, welche die gereizte Rachenschleimhaut mit einem Schutzfilm überziehen, sind eine weitere Therapieoption, z. B. Isländisch-Moos-Extrakt, Hyaluronsäure oder Gelbildner wie Carbomer und Xanthan. Gerade am Beginn einer Erkältung, wenn der Hals noch nicht schmerzt, sondern nur unangenehm kratzt, beruhigen Salztabletten die geplagten Schleimhäute. Das in den Tabletten enthaltene Quellsalz fördert die natürliche Feuchtigkeitsbildung auf den Schleimhäuten des Mund- und Rachenraumes. Auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, eine hohe Luftfeuchtigkeit der Raumluft und das Lutschen von „Kräuterzuckerln“ beruhigen eine raue Kehle.
Bei Gurgellösungen ist in der Beratung darauf hinzuweisen, diese lang genug im Mund- und Rachenraum zu behalten, damit die entsprechenden Wirkstoffe auch ausreichend lang mit der Schleimhaut in Kontakt kommen. Grundsätzlich sollten alle Rachentherapeutika gleichmäßig über den Tag verteilt und bevorzugt nach den Mahlzeiten eingenommen bzw. angewendet werden, um eine ausreichend lange Einwirkzeit der Wirkstoffe zu gewährleisten.Für Kinder sind Halssprays aufgrund der einfachen Handhabung besonders gut geeignet. Zu beachten ist aber, dass die Sprays die Gaumenmandeln und die Rachenhinterwand meist nicht gut erreichen.
Lutschtabletten regen den Speichelfluss an, die Schleimhäute werden befeuchtet und gereinigt. Der jeweilige Arzneistoff – Lokalanästhetikum, Antiseptikum, Antiphlogistikum oder Lokalantibiotikum – steht lokal zur Verfügung und kann direkt am Ort des Entzündungsgeschehens seine Wirkung entfalten. Lutschtabletten stellen somit eine optimale und effektive Therapieform bei Halsschmerzen dar. Zusätzlich werden durch eine vermehrte Produktion von Abwehrstoffen wie Lysozym und Immunglobulinen die Krankheitserreger direkt „bekämpft“. Der/Die Kund:in sollte darauf aufmerksam gemacht werden, dass es besser wäre, Lutschpastillen einfach unter die Zunge oder in die Wangentasche zu legen und langsam zergehen zu lassen, denn dies gewährleistet eine längere Einwirkzeit und damit eine bessere Wirksamkeit. Schnelles Lutschen, Kauen oder Zerbeißen schwächt die Wirkung erheblich ab.