Eine Übersichtsarbeit1 kommt zum Schluss, dass kein Unterschied in der Häufigkeit des Auftretens von akuten respiratorischen Infekten (ARI) zwischen sportlich aktiven und nicht aktiven Personen besteht. Sehr intensives Training oder Wettbewerbsbedingungen (Profi- und Extremsportler) führen unmittelbar sogar häufiger zu ARI, wie zahlreiche ältere Studien herausstrichen. Durch die Hochregulierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse in derlei Extremsituationen kommt es kurzfristig zu einer Immunsuppression, was gegebenenfalls zum Wiederaufflammen bestehender Infektionen führt. Noch wahrscheinlicher handelt es sich bei den Symptomen um lokale Entzündungsreaktionen.
Eingangs erwähnte Arbeit deutet jedoch insgesamt darauf hin, dass regelmäßige körperliche Aktivität die Schwere der Symptome von ARI reduziert. Körperliche Inaktivität hat jedenfalls in einer retrospektiven Studie2 mit Daten von knapp 50.000 Patienten zu signifikant schwereren COVID-19-Verläufen geführt.
Als gesichert gilt, dass regelmäßige körperliche Aktivität antiinflammatorische sowie gewisse antioxidative Effekte entfaltet, wenngleich die zugrundeliegenden Prozesse noch intensiver erforscht werden müssen (als wahrscheinlich gilt beispielsweise ein Einfluss auf verschiedene Typen von Toll-like-Rezeptoren). Chronische Entzündungsprozesse spielen insbesondere im Zusammenspiel mit Übergewicht eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Krankheiten wie Diabetes Typ 2, Alzheimer, Malignomen etc.
Der Begriff „Immunoseneszenz“ beschreibt die Veränderungen im angeborenen und erworbenen Immunsystem im Laufe des Alterns, der Begriff „Inflammaging“ (andere Schreibweise „Inflammageing“) bezeichnet eine chronische Belastung des Körpers mit inflammatorischen Substanzen (Interleukine etc.). Neuerlich gibt es Tendenzen, den Begriff „Inflammaging“ weniger negativ zu konnotieren, so sehen manche Fachleute es als eine Art Anpassungsprozess innerhalb des Gleichgewichts pro- und antiinflammatorischer Mechanismen3. Klar ist, dass im Alter neben zahlreichen anderen physiologischen Veränderungen im Immunsystem eine veränderte T-Zell-Population nachgewiesen werden kann – insbesondere eine Verringerung naiver T-Lymphozyten – also solcher, die durch Präsentation eines neuen Antigens noch aktiviert werden könnten. Regelmäßige Bewegung wird mit verbessertem Impfansprechen, geringerer Zahl an seneszenten T-Zellen, erhöhter T-Zell-Proliferation, geringeren Leveln inflammatorischer Zytokine, verbesserter Phagozytoseaktivität (Neutrophile) und erhöhter Aktivität natürlicher Killerzellen in Verbindung gebracht4. Eine 2018 publizierte Metastudie5 fand zudem sehr gute Evidenz, dass regelmäßige körperliche Aktivität das Risiko insbesondere für Darm- und Brustkrebs verringert.