Dexamethason ist dem körpereigenen Glukokortikoid Cortisol sehr ähnlich. Es unterscheidet sich chemisch lediglich durch eine Fluorsubstitution in 9α. Diese Fluorsubstitution bewirkt eine sehr lange Wirkdauer (> 48 Stunden) und eine 7,5-mal stärkere Wirkung als Prednisolon. Dexamethason ist das Glukokortikoid mit der längsten und stärksten Wirkung.1
Dexamethason ist indiziert bei:
Die S3-Leitlinie „Empfehlungen zur stationären Therapie von Patienten mit COVID-19“, Stand 17. 5. 2021, empfiehlt eine Behandlung mit Dexamethason bei invasiven Patienten mit schwerer oder kritischer COVID-19-Symptomatik in einer Dosierung von 6 mg/Tag.2
Dexamethason ist in Österreich in Form von Tabletten, Augentropfen, Augensalbe, Augengel, Ampulle und Injektionslösung am Markt.
Dexamethason wirkt stark antiallergisch, antiphlogistisch und membranstabilisierend.
Zwei verschiedene Wirkmechanismen sind bekannt. Dabei ist der erste Wirkmechanismus abhängig von zytosolischen Glukokortikoidrezeptoren. Diese induzieren die Aktivierung oder Inaktivierung der Genexpression. Durch die Gensuppression an COX-2, Phospholipase A2, Interleukinen und Interleukinrezeptoren kommt es zu einer antiphlogistischen und immunsuppressiven Wirkung. Durch die Aktivierung der Genexpression kommt es ebenfalls durch Induktion von Lipocortin und Hemmung von NFκB zur antiphlogistischen und immunsuppressiven Wirkung. Der zweite Wirkmechanismus ist unabhängig von zytosolischen Glukokortikoidrezeptoren, aber abhängig von membranösen Glukokortikoidrezeptoren, wodurch Membranen stabilisiert werden.1
Dexamethason wird, wenn oral aufgenommen, rasch mit einer Bioverfügbarkeit von 90 % resorbiert. Dosisabhängig wird es im Plasma an CBP (Cortisol-binding Protein) und Albumin gebunden. In der Leber wird es über CYP3A4 und weitere Hydroxylierungsreaktionen metabolisiert und biliär oder renal eliminiert.3
Bei Patienten mit Nierenfunktionsstörung muss keine Dosisanpassung erfolgen.4
Liegt jedoch eine Hypothyreose oder Leberfunktionsstörung vor, so müssen Dosisanpassungen und eine regelmäßige Überwachung der Organparameter erfolgen.3
Mit NSAR kann es zu einem erhöhten Risiko eines gastrointestinalen Ulkus kommen. Östrogene verlängern die Halbwertszeit von Dexamethason, wobei es zu einer erhöhten Dexamethasonwirkung kommen kann.
Die gleichzeitige Einnahme von Dexamethason und Schleifendiuretika, Thiaziden, Laxanzien oder Digitalis kann zu einer Hypokaliämie führen. Werden Diabetiker mit oralen Antidiabetika und Dexamethason behandelt, ist eine verminderte Blutzuckersenkung möglich.
Kontraindiziert ist Dexamethason bei Patienten mit Ulcus ventriculi oder duodeni in der Anamnese, weiters auch bei Osteoporose, Infektionen, erhöhtem Augeninnendruck und in der Schwangerschaft.1, 3
Die Nebenwirkungen von Dexamethason sind stark von der Dosis und der Therapiedauer abhängig. Wird Dexamethason einmalig angewandt, sind Nebenwirkungen sehr selten. Bei Langzeitanwendung von Dexamethason kann es durch die gesteigerte Glukoneogenese und Lipolyse zur unerwünschten Gewichtszunahme kommen. Durch Natriumretention ist eine Ödembildung möglich.1, 3
Hinweise
Literatur: