Icosapent-Ethyl ist in Form von Weichkapseln mit je 998 mg Wirkstoffgehalt seit März 2021 zur Senkung des Triglyzeridspiegels bei erhöhtem kardiovaskulärem Risiko zugelassen.
Bei Triglyzeridspiegeln über 150 mg/dl und einer bestehenden kardiovaskulären Erkrankung oder Diabetes mit zusätzlichen kardiovaskulären Risikofaktoren werden zweimal täglich zwei Kapseln eingenommen. Zuvor müssen Patient:innen jedoch Ernährungsmaßnahmen umgesetzt und eine LDL-senkende Therapie mit Statinen erhalten haben.
Als besonders stabiler synthetischer Ethylester der Eicosapentaensäure (EPA) soll Icosapent-Ethyl auf multifaktorielle Weise zu einem verbesserten Lipidprofil führen. Obwohl die genauen Wirkmechanismen bisher ungeklärt sind, wird durch Einflüsse auf am Lipidmetabolismus beteiligte Enzyme und Rezeptoren sowohl von einer Senkung der Synthese und Freisetzung von hepatischen Triglyzeriden und des VLDL als auch von entzündungshemmenden, antioxidativen, thrombozytenaggregationshemmenden und endothelstabilisierenden Effekten ausgegangen. Pharmakokinetisch findet nach oraler Gabe eine Hydrolyse und eine Resorption des entstehenden aktiven Metaboliten EPA statt, dessen maximale Plasmakonzentration nach 5 Stunden erreicht wird. Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen höheren Plasmaspiegeln (> 175 µg/dl) und einem besseren kardiovaskulären Outcome. Die Biotransformation findet hauptsächlich hepatisch über Beta-Oxidation statt, und die Elimination läuft unabhängig von der Niere ab, weshalb bei eingeschränkter renaler Funktion keine Dosisanpassung nötig ist.
In der Zulassungsstudie REDUCE-IT zeigte sich für die primären und sekundären Endpunkte (unter anderem kardiovaskulärer Tod, nichttödlicher Myokardinfarkt und nichttödlicher Schlaganfall) eine signifikante Risikoreduktion um 22 % im Vergleich zu Placebo, wobei die Effekte bei Patient:innen über 65 Jahre geringer waren als bei jüngeren. Andere randomisierte und doppelblinde Studien zu Omega-3-Fettsäuren sowie eine Cochrane-Metaanalyse kamen jedoch nicht zu vergleichbaren Ergebnissen, und auch eine Verzerrung durch mögliche negative kardiovaskuläre Effekte des bei der erwähnten Studie im Placebo enthaltenen Mineralöls kann nicht vollständig ausgeschlossen werden. So stiegen im Kontrollarm die LDL- und Apolipoprotein-B-Werte numerisch an, und es traten vermehrt Hyperglykämien, Elektrolytstörungen und Anämien auf. Trotzdem fiel die Bewertung der EMA insgesamt positiv aus und führte schlussendlich zur Zulassung von Icosapent-Ethyl. In der ESC/EAS-Leitlinie von 2019 zum Management von Dyslipidämien wird der Effekt von Nahrungsergänzungsmitteln mit Omega-3-Fettsäuren auf den Triglyzeridspiegel mit 5–10 % bewertet (Evidenzgrad A).
Der Einsatz von EPA in Kombination mit einem Statin sollte bei Hochrisikopatient.innen mit Triglyzeridspiegeln zwischen 135 mg/dl und 499 mg/dl laut Leitlinie erwogen werden (Empfehlungsgrad IIa).
Als relevanteste Nebenwirkung einer hochdosierten, 4 g täglich entsprechend, Einnahme von Omega-3-Fettsäureestern und somit auch bei Icosapent-Ethyl gilt ein erhöhtes Risiko für Vorhofflimmern und Vorhofflattern, das mittlerweile in mehreren Metaanalysen hervorgehoben wurde. Vor allem bei Patient:innen mit einer diesbezüglichen Vorgeschichte ist Vorsicht geboten und auf klinische Anzeichen für Vorhofflimmern besonders zu achten. Aufgrund der Signifikanz dieser Nebenwirkung wurde von der EMA eine Anpassung der Fachinformation gefordert und vom BASG im letzten Jahr ein Rote-Hand-Brief an die Gesundheitsberufe versandt. Eine Nutzen-Risiko-Abwägung sollte außerdem bei antikoagulierten Patient:innen stattfinden, deren Risiko insbesondere für gastrointestinale Blutungen ansteigen kann. Liegt eine Leberfunktionsstörung vor, wird empfohlen, die Transaminasen vor und während der Therapie zu kontrollieren. Als weitere unerwünschte Wirkungen können häufig Obstipation, periphere Ödeme sowie Schmerzen des Muskel- und Skelettsystems auftreten. Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Fisch oder Schalentiere sollte die Anwendung mit Vorsicht erfolgen.