Yes we can! – Apotheker impfen in Deutschland

In einigen Gebieten in Baden-Württemberg und Bayern ist es Apothekern nach spezieller Ausbildung erlaubt, in der Apotheke Grippeimpfungen zu verabreichen. Allerdings sind die bürokratischen Aufwände hoch und die räumlichen Voraussetzungen anspruchsvoll. Denn die Impfung muss in einem abgetrennten Raum durchgeführt werden, der über eine Not-Liegemöglichkeit verfügt. Damit stoßen viele Apotheken bereits an Grenzen.

Impf-Pioniere
Die österreichische Exilapothekerin Mag. pharm. Astrid Janovsky arbeitet in einer der ausgewählten Regionen und hat sich von Anfang an für das Projekt begeistert. „Ich finde es wichtig, dass wir Apotheken unser Angebot erweitern. Gerade in Zeiten, in denen das Online-Shopping explodiert, ist es wichtig, den Dienstleistungssektor zu erschließen“, sagt sie.

Obwohl derzeit nur Versicherte der größten deutschen Krankenkasse AOK den neuen Apothekenservice in Anspruch nehmen können und Risikogruppen, Schwangere und antikoagulierte Patienten ausgenommen sind, ist der Zuspruch enorm. „Ich hatte Angst, dass ich an den Impfter­minen allein dasitzen müsste – aber das ­Gegenteil war der Fall“, schildert Janovsky. „Wir mussten sogar schon beim ersten Termin Interessenten auf die nächste Woche vertrösten – und sie kamen dann auch tatsächlich wieder.“

Aufwändige Dokumentation

Der Impfvorgang selbst ist dank der Schulung einfach zu handhaben, die Bürokratie dahinter jedoch weniger. Mit den Impf­willigen muss vor dem Stich ein mehrseitiger Anamnesebogen ausgefüllt und dieser als Einverständniserklärung unterzeichnet werden. Darüber hinaus ist bei jeder verabreichten Dosis eine eigene Dokumentation des Impfstoffes sowie eine schriftliche Nachbefragung des Kunden durch den Apotheker erforderlich.
Der zeitliche Aufwand pro Impfung ist also nicht unerheblich und liegt bei etwa 10 Minuten; manchmal aber auch um einiges darüber. Mag. Janovsky sieht das entspannt: „Viele Kunden freuen sich, dass sie die Apothekerin mal ganz für sich allein haben, und plaudern dann über Gott und die Welt. Aber das ist auch okay. Denn dann freue ich mich wiederum, dass meine Kunden mir so viel Vertrauen entgegenbringen.

Begeisterte Kunden
Bislang waren die Rückmeldungen der Kunden ausschließlich positiv, berichtet Janovsky. „Geschätzt wird vor allem der einfache Zugang zur Impfdosis, und mehrmals war der Entscheid zum Stich ein spontaner im Zuge einer Besorgung.“ Auch einige Grippe-Erstimpflinge saßen bereits vor Janovsky und erklärten, dass ihnen der Gang zum Arzt bisher zu aufwändig gewesen war. Ein Wermutstropfen ist allerdings die Einschränkung auf eine einzige Versichertengruppe. „Ich bin zwar in meinen angesetzten Impfzeiten praktisch ausgebucht, aber trotzdem ist es schade, wenn man Impfwillige wegschicken muss, weil sie bei einer anderen Krankenkasse versichert sind.
Grundsätzlich zieht sie nach den ersten Wochen eine sehr positive Bilanz: „Keiner stellt in Frage, ob ich das als Apothekerin überhaupt kann. Ganz im Gegenteil, die Menschen sind ausgesprochen dankbar, dass sie so einfach zu ihrer Impfung kommen. Ich denke, dass wir durch den niederschwelligen Zugang eine wirklich gute Ergänzung zu den Arztpraxen darstellen.

Wie es sich für Frau Mag. Janovsky angefühlt hat, als sie ihre allererste Spritze in einem fremden Oberarm versenkt hat, können Sie in Ihrer aktuellen Kolumne nachlesen.