Im Vergleich zur Gesamtwirtschaft scheint der Arbeitsmarkt der Pharmazeuten noch in Ordnung: Die Arbeitslosenquote lag im Jänner bei rund drei Prozent. Zum Vergleich: Gesamtwirtschaftlich lag die Quote in Österreich im Jänner bei knapp sechs Prozent. Das Problem dabei: Mit mehr als 180 arbeitssuchenden Pharmazeuten erreichte die Zahl im Jänner den absoluten Höchstwert. So viele jobsuchende Apotheker gab es noch nie. Tendenz steigend.
Besonders dramatisch ist die Situation in Wien, der Steiermark und Niederösterreich, wo es deutlich weniger offene Stellen gibt als Apotheker, die einen Arbeitsplatz suchen. Auch in Tirol und Kärnten war die Situation ernst, rechneten Apothekerkammer-Vizepräsident Mag. pharm. Dr. Christian Müller-Uri und Mag. rer. soc. oec. Josef Fasching aus der Wirtschaftsabteilung der Kammer am Rande der Fortbildungswoche in Schladming vor. Mehr Stellen als Bewerber gibt es lediglich in Oberösterreich und Salzburg.
Das Hauptproblem für die Entwicklungen am Arbeitsmarkt ist, dass immer mehr Apothekenbetriebe in die Verlustzone schlittern. Vor fünf Jahren schrieb jede vierte Apotheke rote Zahlen, heute ist es bereits jede dritte. Eine Wende ist nicht in Sicht. „Die Apotheken in Österreich verdienen aufgrund des Sparzwangs im Gesundheitswesen zu wenig“, sagt Müller-Uri. „2016 erwarten wir kein gutes Geschäftsjahr. Außerdem leisten wir bereits einen zusätzlichen Beitrag für die AGES Medizinmarktaufsicht.“ Wie berichtet fordert der Verband 15 Millionen Euro von der öffentlichen Hand zur Abdeckung von Nachtdienstkosten. Müller-Uri: „Nacht für Nacht erbringen Apotheken eine Leistung, die der Allgemeinheit zugute kommt, für Apotheken aber ein Defizitgeschäft ist.“ Die Bereitschaftsdienste kosten jährlich 33 Millionen Euro. Davon werden 30 Millionen von den Apotheken selbst getragen. Die restlichen drei Millionen werden durch den Nachtzuschlag von maximal 3,80 Euro pro Kunde und einen Bagatellzuschuss der Krankenkassen gedeckt. Die Apotheken bilden damit eine Ausnahme im Gesundheitssystem, wo üblicherweise Ärztenotdienste und Nachtdienste in Spitälern von der öffentlichen Hand gestützt werden. In Deutschland erhalten auch die Apotheken eine Nachtdienstförderung. „Wir müssen die Nachtdienste der Apotheken in Österreich auf neue finanzielle Beine stellen. Ein Zuschuss könnte die schwierige betriebswirtschaftliche Situation entschärfen und die wichtigen Nachtdienste absichern“, so Müller-Uri.
Von den Krankenkassen kommt allerdings postwendend ein Nein. Hauptverbandsvorsitzende Ulrike Rabmer-Koller sieht im Interview mit der Apotheker Krone keine Möglichkeit für Finanzierung von Nachdiensten. „Wir haben aktuell auch enorme Kosten durch hochpreisige Arzneimittel.“ Wenig Chancen gibt es auch zur Finanzierung des von der Kammer propagierten Medikationsmanagements. Hier hat bereits im Herbst Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser abgewunken. Man sehe das schon durch die Apothekerspannen abgedeckt.
Die Apothekerkammer will nun mit einzelnen privaten Krankenversicherungen und kleineren Kassen Pilotmodelle starten und hofft so, den Hauptverband und das Ministerium umzustimmen. Von dort droht allerdings bereits weiteres Ungemach: So plant das Gesundheitsministerium dem Vernehmen nach im Sommer Erleichterungen für das Führen von Hausapotheken. Damit soll verhindert werden, dass Ärzte wegen des Fehlens einer Hausapotheke Stellen am Land nicht annehmen. Zuletzt erwarten die Krankenkassen, dass es immer schwieriger werde, offene Kassenstellen nachzubesetzen.