Eine unverzichtbare interventionelle Untersuchung ist die Koronarangiografie. Sie wird in Europa pro Jahr etwa 3,5 Millionen Mal durchgeführt und hat gegenüber anderen bildgebenden Verfahren den Vorteil, dass Stenosen unmittelbar dilatiert bzw. mit Stents versorgt werden können. Bei knapp 60 % der Untersuchungen lässt sich aber gar keine (relevante) Stenose feststellen. Vor diesem Hintergrund vergleicht die DISCHARGE Trial Group1 die Koronarangiografie mit der kardialen CT (Coronary Computed Tomographic Angiography – CCTA) bei Patienten mit stabiler Angina Pectoris und einer mittleren Vortestwahrscheinlichkeit für eine Koronarstenose mit Blick auf das kardiale Outcome (primärer Studienendpunkt).
Erste Ergebnisse wurden nun im NEJM publiziert und zeigen, dass kardiale Events (MACE) in beiden Gruppen im Beobachtungszeitraum von 3,5 Jahren vergleichbar häufig auftraten, untersuchungsassoziierte Nebenwirkungen in der Koronarangiografie-Gruppe allerdings signifikant häufiger waren.1
Ob diese Erkenntnisse die Einsatzhäufigkeit der Herzkatheteruntersuchung reduzieren und das Vorgehen bei stabiler Angina Pectoris nachhaltig verändern werden, ist ungewiss. Die Studie stellt aber sicherlich einen wesentlichen Baustein zur Erstellung entsprechender Leitlinien dar. Ein Interview mit Priv.-Doz. Dr. Deddo Mörtl, in dem es unter anderem um die ESC-Leitlinie zur häufigsten kardiologischen Erkrankung überhaupt, der Herzinsuffizienz, geht, lesen sie hier.
Referenzen
1 The DISCHARGE Trial Group. N Engl J Med 2022; 386:1591–602