jeder Arzt ist dazu verpflichtet, den aktuellen Wissensstand in der Medizin zu kennen, indem er sich stetig fort- und weiterbildet. Diese Verpflichtung der Ärzteschaft ist auch im Ärztegesetz verankert (§ 49). In Österreich organisiert dies als Standesvertretung die Ärztekammer, und zwar in Form der Akademie der Ärzte. Sie ist auch für die Akkreditierung von Fortbildungsanbietern sowie die Approbation der Fortbildungen nach einheitlichen Standards zuständig.
Letztendlich sind gerade in Pandemiezeiten geprüfte, transparente und aktuelle Informationsquellen für das ärztliche Handeln unverzichtbar. Denn Ärztinnen und Ärzte sind (nicht nur) in gesundheitlichen Fragen Ansprechpartner für ihr gesamtes Umfeld, beginnend bei den Patienten über Freunde und Bekannte bis hin zur eigenen Familie. Sie sind die Expertinnen bzw. Experten. Wenn man dieses Expertenwissen nicht erwirbt und entsprechend auch nicht teilt, überlässt man denen das Feld, denen gerne geglaubt wird. Etwa Menschen, die – vielleicht ohne böse Absicht – dem Virus jegliche Gefahr, die über eine Erkältung hinausgeht, absprechen. Das Ergebnis eines zu laxen Umgangs mit COVID und dass viele es eben nicht verstanden haben, mit der Krankheit zu leben, kann aktuell im Osten unseres Landes gut beobachtet werden: strenger Lockdown, Ausgangssperre (mit den üblichen Ausnahmen), kein herkömmliches Osterfest.
Dabei ist ein Lockdown der Kniefall vor der Erkrankung, bedeutet er doch nicht viel mehr als die Anwendung des primitivsten Mittels gegen Infektionskrankheiten: der Expositionsprophylaxe. Das geschieht in Ermangelung ausreichender „echter“ prophylaktischer Maßnahmen, sprich, der Impfung. Dieses Kapitel wird wohl kein Ruhmesblatt für die Europäische Union werden. Politik und Wissenschaft sind selten gute Partner und gehen eher Zweckgemeinschaften ein, liegen doch ihre Interessen mitunter weit auseinander.
Wie im Interview mit dem oberösterreichischen Kammerpräsidenten und Präsidenten des wissenschaftlichen Beirats der Akademie der Ärzte, Dr. Peter Niedermoser, thematisiert, zeigen sich aktuell nicht zu unterschätzende Begehrlichkeiten der Politik bei der Bewilligung von Ausbildungsstellen, die eigentlich nach wissenschaftlichen Kriterien erfolgen sollte. Das ist zwar rechtlich korrekt und im Hinblick auf die personelle Ausstattung vieler Krankenanstalten verständlich. Dass diese nun umstrittene Kompetenz aber ein denkbar schlechtes Mittel ist, um der teilweise kritischen Personalsituation Herr zu werden, sollte doch erwähnt werden. Hier geht es offenbar eher um das Prinzip Macht …Wirkliche Macht über COVID zu erlangen, wird uns wohl nicht gelingen, aber es bleibt doch zu hoffen, dass wir in Österreich gerade die letzten Züge dieser Pandemie erleben und die Welt morgen wieder eine andere sein wird.
Viel Kraft und Zuversicht wünscht Ihnen