Prof. Ernst Eber: Die Teilnehmer dürfen sich auf ein sehr attraktives Programm freuen, mit interessanten Inhalten sowohl für Spitalsärztinnen und -ärzte als auch für niedergelassene Kolleginnen und Kollegen, aber auch für andere, eng mit Pneumologen kooperierende Berufsgruppen – etwa die Pflege und die Atemphysiotherapie. Neben einer Reihe von Hands-on-Kursen und einem interprofessionellen Workshop wurden bewährte Formate wie die Pneumologie- Kompakt-Reihe fortgesetzt und besondere Programmschwerpunkte auf Asthma, Infektionen und Tumore gelegt – Schwerpunktthemen, die auch in der vorliegenden Ausgabe von ARZT & PRAXIS widergespiegelt werden.
Ein Bereich, der mir sehr am Herzen liegt, ist die Prävention, und dazu gehört natürlich auch das Thema Impfen. Leider kommt es durch Impfmüdigkeit und Impflücken immer noch bzw. vermehrt zum Auftreten vermeidbarer Infektionskrankheiten wie Pertussis, Influenza und Pneumokokken-Pneumonien. Prävention betrifft aber auch den Schutz vor Schadstoffen. Neben dem angestrebten Schutz vor Passivrauch – ein trauriges österreichisches Kapitel – setzen wir uns auch für die Vermeidung anderer Schadstoffe ein, die etwa im Feinstaub zu finden sind. Es geht hier um nicht weniger als um eine deutliche Reduktion vermeidbarer Atemwegs- und Lungenerkrankungen, aber auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein weiteres wichtiges Ziel, das ich mir für meine Zeit als Präsident der ÖGP gesteckt habe, ist der Ausbau bereits bestehender Kooperationen zwischen der Pneumologie und anderen Sonderfächern wie der Pädiatrie, der Thoraxchirurgie und der Intensivmedizin. Zusammenarbeit und daraus resultierendes wechselseitiges Verständnis sollen einer hochwertigen interdisziplinären Versorgung dienen und den Patienten in den Mittelpunkt stellen. Dies geschieht auch ÖGP-intern durch eine verstärkte Interaktion und Durchlässigkeit der einzelnen Arbeitskreise und Arbeitsgruppen der ÖGP. Hier findet Austausch natürlich bereits statt, ich möchte diesen aber noch weiter forcieren und fördern. Interdisziplinarität und Kooperation gehen Hand in Hand mit qualitativ guter Fortbildung. Zusammenarbeit funktioniert in der Regel dann besonders gut, wenn alle beteiligten Partner umfassend ausgebildet sind. Fortbildungsprogramme innerhalb, aber auch außerhalb des Kongresses sind daher ganz besonders wichtig.
Neben der Jahrestagung bietet die ÖGP auch andere Fortbildungsformate an. Dazu gehört beispielsweise die Veranstaltung „Pneumo Aktuell“, welche im Laufe eines Tages neben Überblicken über aktuelle Entwicklungen und Erkenntnisse in einer Reihe von Disziplinen heuer auch einen Workshop geboten hat. Ebenso empfehlenswert ist der Workshop „Lunge – Umwelt – Arbeitsmedizin“ in Linz. Darüber hinaus werden auch kleinere Fortbildungen von den Arbeitskreisen und -gruppen der ÖGP organisiert. Außerdem öffnet sich die ÖGP verstärkt in Richtung Studierende der Humanmedizin. Medizinstudenten können beispielsweise gratis an der ÖGP-Jahrestagung teilnehmen.
Nicht unbedingt mehr als in einigen anderen Fächern auch; andererseits ist uns jedoch bewusst, dass die Pneumologie nicht als sonderlich „hip“ wahrgenommen wird. Neben einer verbesserten Perzeption unseres Sonderfaches würden wir uns auch wünschen, dass junge Kolleginnen und Kollegen vermehrt aktiv in der Gesellschaft mitwirken und auch Funktionen übernehmen. Das ist nicht nur für eine eventuell angestrebte universitäre Karriere hilfreich, sondern bringt auch eine Reihe von Vorteilen für die Arbeit in der täglichen Praxis. Netzwerke über Ländergrenzen hinweg gewinnen immer mehr an Bedeutung. Viele wissen nicht, dass sie mit aktuell nur 20 Euro zusätzlich zum ÖGP-Beitrag auch Mitglied in der European Respiratory Society sein können, mit all den zugehörigen Vorteilen wie Zugang zu wichtigen Fachjournalen sowie reduzierten Kurs- und Kongressgebühren.
Was alle in diesem Fach Tätigen begeistert, ist seine Bandbreite. Die Pneumologie ist viel attraktiver und bunter, als dies oft von außen wahrgenommen wird, und umfasst weit mehr als nur Asthma und COPD – so etwa kongenitale Fehlbildungen, Infektiologie, Intensivmedizin, Onkologie etc. Die heute zur Verfügung stehenden diagnostischen und therapeutischen Methoden haben sich in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt – man denke nur an die Implantation von Ventilen oder endoskopische Interventionen bei Tumoren. Wer gerne auch manuell tätig ist oder in Richtung Intensivmedizin gehen möchte, ist in der Pneumologie genau richtig.
Es sind die bereits genannten Besonderheiten der Pneumologie, wie die interventionelle Bronchoskopie, die mittlerweile auch in der Pädiatrie Einzug gehalten hat, aber auch die Organphysiologie und die damit verbundenen diagnostischen Möglichkeiten. Wir beschäftigen uns letztendlich mit vitalen Funktionen des Körpers und können daher mit unseren Behandlungen auch sehr viel für unsere Patienten tun. Der Begriff „Pneuma“ bedeutet ja Luft und Atem, aber auch (Lebens-)Geist. Lunge und Atemwege stellen das Organsystem dar, mit dem wir mit jedem Atemzug mit unserer Umwelt in Kontakt und im Austausch sind.
Die pädiatrischen Pneumologen machen tatsächlich nur einen kleinen Prozentsatz in der ÖGP aus. Insofern fühle ich mich besonders geehrt, dass die ÖGP den Schritt gesetzt hat, einen Pädiater einzuladen, die Präsidentschaft zu übernehmen. Ich empfinde mich dabei natürlich als Teil eines Teams – letztendlich ist es das gesamte Präsidium und nicht der Präsident allein, der die Gesellschaft vertritt.
Ja, ich habe vor, auch pädiatrische Themen aufzugreifen – das hat auch interessante wissenschaftliche Aspekte: So wurde in den letzten Jahren zunehmend klarer, wie sehr die Wurzeln vieler Erkrankungen im Bereich der Pneumologie, wie etwa Asthma oder COPD, weit in die Kindheit zurückreichen, zum Teil sogar bis in die vorgeburtliche Zeit. Als Pädiater kennen wir Erkrankungen sehr gut, die Erwachsenenmediziner in der Vergangenheit nicht oder nur wenig beschäftigt haben. Beispiele dafür sind die zystische Fibrose oder auch die primäre ziliäre Dyskinesie; Letztere ist noch immer wenig bekannt und wird entsprechend unterdiagnostiziert.
Der Fortschritt in der Medizin führt zu immer neuen Herausforderungen. Eine besondere Herausforderung stellt in diesem Zusammenhang die Transition, also die Übergabe herangewachsener Patienten an die Erwachsenenmediziner, dar. Dieser Prozess findet in Österreich aktuell noch in sehr unterschiedlicher Qualität statt.
Die COPD ist zu einer Volkskrankheit geworden und weiter auf dem Vormarsch, sowohl die Prävalenz als auch die Mortalität betreffend. Der WHO zufolge ist sie bereits die dritthäufigste Todesursache weltweit und es ist zu befürchten, dass noch mehr auf uns zukommen wird. Wenngleich Tabakrauchexposition zu den Hauptursachen für COPD gilt, so gibt es auch hier wieder einen Konnex zur Pädiatrie: Mittlerweile sind mehr als 10 % aller Neugeborenen Frühgeburten, und insbesondere bei stark frühgeborenen Kindern kommt es zum Zeitpunkt der Entbindung zu einem sogenannten „arrest of lung development“, also zu einem Stopp in der Lungenentwicklung. Epidemiologisch betrachtet, haben diese Kinder ihr Leben lang engere Atemwege und damit auch ein erhöhtes Risiko, eine COPD zu entwickeln.
Aufgrund der hohen Zahl an Betroffenen ist auch Asthma ein Thema, das uns weiter beschäftigen wird. Mit einer Prävalenz von etwa 10 % stellt Asthma die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter dar. Nach einer über lange Zeit zunehmenden Prävalenz scheint jedoch jetzt ein Plateau erreicht zu sein. In dieser Sonderausgabe widmen wir sowohl dem leichten als auch dem schweren Asthma je einen eigenen Fortbildungsartikel.
Ein weiteres „Hot Topic“ ist die Infektiologie: Mit jedem Atemzug interagieren wir mit unserer Umwelt und damit auch mit Krankheitserregern.
Die Resistenzentwicklung gegenüber Antibiotika ist in Österreich zum Glück noch überschaubar, aber eine zukünftige Zunahme ist nicht unwahrscheinlich. In Europa besteht ein eindrucksvolles Nord-Süd-Gefälle mit deutlich weniger Resistenzentwicklung beispielsweise in Skandinavien, wo es strenge Richtlinien hinsichtlich der Antibiotikatherapie gibt, während südliche Länder wie Italien und Spanien bereits zu den Hochresistenzländern zählen.
In den vergangenen Jahren hat sich in der Therapie der zystischen Fibrose sehr viel getan. Aktuell erwarten wir in absehbarer Zeit die Zulassung einer vielversprechenden kombinierten CFTR-Modulatoren-Therapie, mit der die Mehrheit der CF-Patienten gut behandelbar sein wird. Bereits jetzt ist mehr als die Hälfte der CF-Patienten in Österreich erwachsen und mit den neuen Therapeutika könnten im Idealfall viele Betroffene eine normale Lebenserwartung haben. Die zystische Fibrose gehört zwar zu den „Rare Diseases“, sie ist jedoch eine sehr häufige seltene Erkrankung: In Österreich leben zumindest 800 Betroffene.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Fortschritte in anderen Bereichen der Pneumologie, so z. B. in der Behandlung von Bronchuskarzinomen, wie im Artikel von Kollegin Wass nachzulesen ist.
… dann würde ich mir wünschen, dass Kinder ohne Tabakrauchexposition aufwachsen dürfen und Prävention insgesamt mehr Beachtung und einen höheren Stellenwert bekommt.