in seinen frühen Lebensjahren ist der Mensch besonders empfindlich. Die körperlichen Reserven sind gering und junge Patienten sind oft nicht in der Lage, adäquat auf ihre Beschwerden hinzuweisen, sondern sind auf Eltern und Institutionen sowie im weiteren Sinne natürlich auch auf politische Entscheidungsträger angewiesen. Ein diesbezüglicher Blick auf die Entwicklungen der letzten Jahre und Jahrzehnte zeichnet teilweise ein düsteres Bild: Adipositas und Übergewicht nehmen zu, die körperliche Betätigung nimmt ab. Konzepte, die diesem Umstand Rechnung tragen, gibt es viele, zur Umsetzung gelangen nur wenige. Als Beispiel kann die Initiative „Tägliche Turnstunde“ aus dem Jahr 2012 (!) gelten, die zwar von allen Seiten begrüßt wurde (unterzeichnet von allen Nationalratsabgeordneten und über 150.000 Österreicherinnen und Österreichern), deren namensgebendes Ziel aber nach wie vor nicht umgesetzt worden ist. Ab dem Schuljahr 2022/2023 wird nun in 9 Pilotregionen die sogenannte „tägliche Bewegungseinheit“ ausgerollt, die Teil eines 3-Säulen-Modells ist. Die Zeit wird zeigen, welcher Erfolg diesem neuen Projekt beschieden ist.
Dass man aber vom Ziel der täglichen einstündigen Bewegung abgegangen ist, verheißt nichts Gutes. Um die (Primär-)Prävention steht es also nicht gut. Dass aber auch die Behandlung und Betreuung von kranken Kindern insgesamt nicht gut funktioniert, zeigt sich am Beispiel der kinderpsychiatrischen Versorgung in Wien. Die Probleme gehen so weit, dass sie auch seitens der politischen Verantwortungsträger nicht mehr infrage gestellt werden. Hier wird allerdings – wie so oft im österreichischen Gesundheitssystem – die Schuld nicht im eigenen Verantwortungsbereich gesucht. Als eine Lösung für Versorgungsprobleme werden nunmehr Zwangsmaßnahmen für Ärztinnen und Ärzte, wie etwa eine Bindung an die Spitäler nach der Ausbildungszeit, ins Treffen geführt. Dass damit eine Attraktivierung der Arbeit in den Spitälern oder Kassenordinationen einhergehen wird, darf bezweifelt werden. Ein genaueres Bild durfte ich mir im Gespräch mit der Kinder- und Jugendpsychiaterin Dr. Ruth Pöchacker verschaffen, die eine Kassenordination in Wien betreibt.
Abschließend darf ich mich für die erneute Unterstützung von Frau Univ.-Prof. Dr. Daniela Karall (Universitätsklinik für Pädiatrie I, MedUni Innsbruck) bedanken, ohne deren Hilfe dieses Schwerpunktheft mit drei neuen, praxisrelevanten DFP-Beiträgen aus der Kinder- und Jugendheilkunde nicht entstanden wäre.
Ich wünsche Ihnen eine informative und anregende Lektüre!
* Weil ein kleiner Fehler zu Beginn am Ende ein großer ist.