Präsentation: Jean-Claude Tardif
Evidenz aus experimentellen und klinischen Studien spricht für eine Rolle der Entzündung als treibende Kraft von Atherosklerose, v. a. ihrer akuten Komplikationen. Das Proof-of-Concept dieses Zusammenhangs wurde durch die CANTOS-Studie erhärtet, in welcher der Anti-IL-1β-Antikörper Canakinumab bei Hochrisikopatienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK; nach Herzinfarkt und mit erhöhtem hsCRP) eine 15%-ige Reduktion von tödlichem Myokardinfarkt (MI), Schlaganfall und kombinierten kardiovaskulären Ereignissen bewirkte.
Die COLCOT-Studie1 evaluierte das antiinflammatorische Medikament Colchizin bei Hochrisikopatienten mit KHK (≤ 30 Tage nach MI) unter optimaler medikamentöser Therapie. Der primäre kombinierte Endpunkt war die Zeit bis zum Ersteintritt von entweder Tod, Herzstillstand, Rezidiv-MI, Schlaganfall oder Hospitalisierung wegen akutem Koronarsyndrom. Die sekundären kombinierten Endpunkte waren die Komponenten des primären Endpunkts plus die Kombination von Herz-Kreislauftod, Herzstillstand, Rezidiv-MI, Schlaganfall und Gesamtmortalität.
Ergebnisse: Bei 4.745 Patienten mit rezentem MI verringerte niedrig dosiertes Colchizin (0,5 mg/Tag) das Risiko eines ersten ischämischen kardiovaskulären Ereignisses um 23 % und das der gesamten ischämischen CV-Ereignisse um 34 %, im Vergleich zu Placebo. Es gab wenige Nebenwirkungen, z. B. eine geringe Zunahme an Pneumonien (0,9 vs. 0,4 %) bei einer Basistherapie mit Aspirin, einem P2Y12-Antagonisten und einem Statin. Eine Limitation der Studie ist die relative kurze Beobachtungszeit von 23 Monaten.
Quelle:
1 Tardif JC et al., N Engl J Med 2019, doi: 10.1056/NEJMoa1912388. [Epub ahead of print]