Hintergrund: Bei intermediate- und high-risk-Prostatakarzinomen wird eine Strahlentherapie (RT) meist zusammen mit einer Androgendeprivation (ADT) durchgeführt. Diese wird je nach Risikogruppe für 4 bis 24 Monate durchgeführt (oder länger). In vielen Fällen wird die ADT früh begonnen, um Therapieverzögerungen zu vermeiden, da es einige Zeit dauern kann, bis Termine für die definitive RT frei sind.
Ergebnisse: In diese retrospektive Analyse der National Cancer Database (NCDB) wurden 2.393 Patienten eingeschlossen, die zwischen 2004 bis 2015 eine Strahlentherapie (RT) für ein intermediate- oder high-risk-Prostatakarzinom erhielten. Sie wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: #1 ADT begonnen 2-4 Monate vor RT (neoadjuvant), #2 ADT begonnen innerhalb von 7 Tagen vor der definitiven RT (gleichzeitig).
Es zeigte sich ein signifikanter Vorteil für die gleichzeitige ADT mit einer Hazard Ratio (HR) von 0,58 (95%CI 0,36-0,94; p=0,02). Der Vorteil war besonders groß für Patienten mit prädominanten Gleason Muster 4 oder 5 Karzinomen. Im Gegensatz war die Anzahl der Tage von der Diagnose bis zum Beginn der RT nicht mit einem schlechteren Überleben assoziiert (p=0.61).
Fazit: Diese Studie zeigt erneut, dass eine Therapieverzögerung beim Prostatakarzinom nicht die Prognose verschlechtert. Zusätzlich wird gezeigt, dass die Therapie effizienter ist, wenn die ADT gleichzeitig mit der RT begonnen wird, und die häufige Praxis der neoadjuvanten ADT eher negative Auswirkungen für den Patienten haben kann. Die genauen Gründe für die bessere Wirkung bei gleichzeitiger Gabe sind unklar. Eine Möglichkeit wäre eine schlechtere Wirkung der RT auf Zellen, die durch die ADT bereits ihren Zellzyklus massiv eingeschränkt haben.
Innovation: ★
Datenqualität: ★★
Praxisrelevanz ★★★