Den Abschluss des ASCO Meetings 2019 zum Thema Brustkrebs machte eine aufschlussreiche Session mit Studien im metastasierten Setting (mBC) am Dienstagvormittag.
In SOPHIA testeten Kollegen den Her2-gerichteten Antikörper Margetuximab gegen Trastuzumab, jeweils mit Chemotherapie in der dritten Therapielinie. Patientinnen konnten bei Einschluss demnach bis zu zwei Her2-gerichtete Therapielinien erhalten haben, inklusive Pertuzumab. Die Ergebnisse zeigten ein signifikant verbessertes PFS um knapp einen Monat (5,8 vs. 4,9 Monate, HR 0,76). Patientinnen mit Her2-IHC-Score 3+, mehr Metastasen und Vorliegen des CD16A-Genotyps erfuhren mehr Benefit von Margetuximab. Overall-Survival-Daten können für Ende 2019 erwartet werden, bis dahin muss aufgrund des minimalen PFS-Benefits abgewartet werden, welche Rolle Margetuximab in der klinischen Praxis spielen wird.
Pyrotinib/Capecitabin versus Capecitabin/Placebo (chinesischer PHENIX trial) erbrachte in Trastuzumab- und Taxan-vorbehandelten Patientinnen ein signifikant besseres PFS (rund 11 Monate vs. 4 Monate, HR 0,2, ORR 69%). Fraglich ist, ob diese auf den ersten Blick starken Ergebnisse (EMILIAs PFS für TDM-1 war 9,6 Monate) bei dieser Kontrollbehandlung ernst genommen werden können. Der bessere Komparator wäre wohl T-DM1 oder ein anderer Tyrosinkinaseinhibitor gewesen, da anzunehmen ist, dass kein Onkologe seine metastasierte Her2-positive Patientin ohne Her2-gerichtete Therapie lässt. Zudem waren keine T-DM1 vorbehandelten Patientinnen inkludiert (in China nicht erhältlich).
Ein deutlich besseres Studiendesign präsentierte die Phase-III-Studie NALA: In ihren Ergebnissen ergab sich ein signifikanter zweimonatiger PFS-Benefit von Neratinib vs. Lapatinib, jeweils in Kombination mit Capecitabin (8,8 vs. 6,6 Monate). Auch wenn vergleichende Daten zu Trastuzumab+Capecitabin fehlen, sind die Ergebnisse für den klinischen Alltag von Interesse.
Ein OS-Update zur „practice-changing“ IMpassion130-Studie zeigte erneut eindrucksvoll die Rolle von kombinatorischer Immuntherapie (Atezolizumab/nab-Paclitaxel) für die Behandlung des PD-L1-positiven triple-negativen Brustkrebs (PFS 7,5 vs. 5 Monate, HR 0,62; OS 25 vs.18 Monate, HR 0,71). Der Therapieeffekt blieb limitiert auf die PD-L1-positive Kohorte (weiterhin kein signifikanter Benefit in der ITT-Population).
In einer Phase-II-Studie mit Eribulin+Pembrolizumab im Hormonrezeptor-positiven (HRpos) Setting zeigte sich gegenüber Placebo kein PFS-Vorteil durch den Zusatz von Pembrolizumab, das gilt für die ITT-Population und enttäuschender Weise auch für die PD-L1-positive Population.
Der AKT-Inhibitor Capivasertib zeigte gegen Placebo jeweils in Kombination mit Fulvestrant im selben Setting in der Phase-II-Studie FAKTION einen beeindruckenden und signifikanten Benefit im PFS (HR 0,58, 10,3 vs. 4,8 Monate). Phase-III-Daten und Daten nach vorheriger Behandlung mit CDK4/6-Inhibitoren sind hier von großem Interesse, um den potentiellen Benefit von Capivasertib besser abschätzen zu können.
Den Abschluss machten die praxisverändernden Daten aus MONALEESA-7 für prämenopausale Frauen mit metastasiertem HRpos Brustkrebs: Für den Ribociclib-Arm zeigte sich gegenüber endokriner Therapie alleine ein signifikanter OS-Benefit (70% vs. 46% Survival nach 42 Monaten Follow-up; HR 0,71). Da es sich um die erste Phase-III-Studie mit OS-Benefit für einen CDK4/6-Inhibitor handelt, muss Ribociclib derzeit als neuer Standard für prämenopausale Frauen in diesem Setting angesehen werden. Es bleibt abzuwarten, ob Palbociclib und Abemaciclib mit positiven OS-Daten nachziehen werden. In Österreich läuft zur Generierung von „Real World Data“ zum Einsatz von Ribociclib eine Phase-IV-Studie (REACH-AUT), die derzeit rekrutiert (Patienteneinschlüsse über Kontakt zum Autor erbeten, maximilian.marhold(at)meduniwien.ac.at) und ebenfalls am ASCO-Meeting präsentiert wurde.