Mehrere Sessions zu Phase-I/II-Studien im (neo-) adjuvanten Setting bestimmten den wissenschaftlichen Diskurs beim Mammakarzinom am Montag.
Interessante Daten aus GEPARNUEVO zeigten eine nicht signifikante, numerische Zunahme der pathologischen kompletten Responserate (pCR) von 44 auf 53% durch den Zusatz des PD-L1-Antikörpers Durvalumab zu neoadjuvanter Chemotherapie mit Anthrazyklin/Taxan-Backbone bei frühem triple-negativem Brustkrebs (TNBC).
Biomarker-Daten in einem ähnlichen TNBC-Kollektiv aus BRIGHTNESS (Carboplatin +/- Veliparib) untermauerten retrospektiv die Bedeutung von CD8+-T-Lymphozyten- und Makrophagen-Infiltration als prognostische Biomarker für pCR. Im Her2-positiven Setting dürfte laut Daten aus NSABP B-41 (neoadjuvantes Trastuzumab, Lapatinib, oder Kombination) die Expression von Her2 selbst sowie jene von PD1 bzw. Immunaktivierungs-Scores signifikant mit dem klinischen Outcome korrelieren.
Patientinnen berichteten über keinen signifikanten Unterschied in der Lebensqualität zwischen den TDM-1- und Trastuzumab-Armen von KATHERINE, deren Ergebnisse in San Antonio Dezember letzten Jahres vorgestellt wurden und deren interventionelles Therapieschema den neuen Therapiestandard für Patientinnen mit frühem Her2-positiven Brustkrebs darstellt, die unter neoadjuvanter Therapie keine pCR erreichen.
In der Phase-III-Studie ETNA zeigte sich kein Vorteil für nab-Paclitaxel über Paclitaxel gemessen am 5-Jahres-EFS bei Patientinnen mit Her2-negativen Hochrisikotumoren, was Daten aus GEPARSEPTO zu widersprechen scheint, möglicherweise aufgrund von Unterschieden im Patientenkollektiv.
Der Idee einer Therapiedeeskalation bei TNBC ging eine Phase-II-Studie nach, die 4x Carboplatin/Paclitaxel gefolgt von 4x Anthrazyklin/Cyclophosphamid mit dem Anthrazyklin-freien Regime 6x Carboplatin/Docetaxel (CbD) verglich. Die pCR-Raten zeigten sich nicht signifikant anders (55% vs. 52%), was nach einer Phase-III-Studie verlangt, bevor mit Sicherheit gesagt werden kann, ob man diesem Patienteninnenkollektiv die Exposition gegenüber Anthrazyklinen ersparen könnte.
Die finalen Daten von KRISTINE erbrachten keinen Benefit für neoadjuvantes T-DM1+Pertuzumab in Bezug auf das EFS (85% vs. 94%) gegenüber dem chemotherapiehältigen Schema TCH+P, wie bereits aufgrund der bekannten negativen pCR-Daten zu erwarten war. Die schwedische PREDIX-Studie randomisierte Patientinnen 1:1 entweder zu sechs Zyklen neoadjuvantes T-DM1 oder Docetaxel/Trastuzumab, gefolgt von entweder vier oder zwei Zyklen EC und einjähriger Trastuzumab-Therapie. Es zeigten sich in dieser Studie keine signifikanten Unterschiede im primären Endpunkt der pCR-Raten (44 vs. 46%), wobei die Größe der Studie keine praxisverändernde, deeskalierende Empfehlung im Sinne des Einsparens von klassischen Zytostatika zulässt.
Die italienische GIM (Gruppo Italiano Mammella) präsentierte Daten zu 5 Jahren verlängerter adjuvanter Therapie mit Letrozol verglichen mit 2-3 Jahren Letrozol nach initialer Therapie mit Tamoxifen für 2-3 Jahre (GIM4-LEAD-Studie). Der primäre Endpunkt 8-Jahres-iDFS ergab einen signifikanten – aber minimalen – Unterschied von 5% zwischen den Behandlungsarmen (85% für 5 Jahre Letrozol gegenüber 80%, HR 0.82) auf Kosten von 3% mehr Osteoporose. Die Interpretation dieser Studie u.a. im Lichte von ABCSG-16 und anderen Studien ist kontroversiell. Die in San Antonio letzten Dezember präsentierte EBCTCG-Metaanalyse ergab jedenfalls keinen Benefit in Hinblick auf Gesamtmortalität für die prolongierte endokrine Therapie, weshalb wohl abhängig vom individuellen Risiko einzeln mit den Patientinnen besprochen werden sollte, ob eine Verlängerung infrage kommt.
In der Phase-II-Studie GeparOLA zeigte der PARP-Inhibitor Olaparib Aktivität bei homologem Rekombinations-defizientem (HRD) Brustkrebs. Die pCR-Raten lagen bei 55% für Olaparib (200mg) in Kombination mit 12x Paclitaxel weekly im Vergleich zu Paclitaxel weekly/Carboplatin jeweils gefolgt von EC. Ein Trend für mehr Ansprechen auf Olaparib zeigte sich bei Hormonrezeptor-positiven Tumoren. Diese Ergebnisse sollten als hypothesengenerierend angesehen und in größeren Studien weiterverfolgt werden.
Zusammenfassend ergab Tag 4 hochinteressante Daten für das kurative Setting von Brustkrebs, jedoch ohne definitive Änderungen des Therapiestandards. Wir erwarten das morgige spannende Finale.