In der randomisierten Phase-III-Studie SKYSCRAPER-02 wurde die Zugabe des anti-TIGIT-Antikörpers Tiragolumab (Tira) zur Erstlinientherapie mit Atezolizumab + Carboplatin/Etoposid beim Extensive Disease SCLC evaluiert. 490 Patienten wurden 1:1 randomisiert; im „primary analysis set“ waren jedoch nur jene 397 Patienten inkludiert, die keine Hirnmetastasen hatten. Sowohl beim progressionsfreien Überleben (median 5,4 Monate für Tira-Chemo vs. 5,6 für Placebo-Chemo, p = 0,35) als auch beim Gesamtüberleben (median 13,6 Monate in beiden Kohorten, p = 0,76) zeigte sich kein Benefit durch Zugabe von Tira. Biomarkerstudien sind ausständig, aber es scheint keine relevanten Subgruppeneffekte zu geben.
Fazit: Es zeigt sich kein Hinweis auf eine relevante Aktivität von Tiragolumab beim kleinzelligen Bronchuskarzinom.
Die Placebo-kontrollierte Phase-III-Studie ASTRUM-005 untersucht Carboplatin/Etoposid ± Serplulimab, einen neuen anti-PD-1-Antikörper, in der Erstlinientherapie beim Extensive Disease SCLC. Am ASCO 2022 wurde eine Interimsanalyse dieser chinesisch geführten Studie gezeigt (> 65 % asiatische Patienten). Beim primären Endpunkt Gesamtüberleben zeigte sich mit median 15,4 versus 10,9 Monaten ein Benefit für Serplulimab (HR 0,63, 95 %-KI 0,49-0,82). Mit Durvalumab und Atezolizumab sind bisher zwei PD-L1-Inhibitoren beim SCLC in der Erstlinie etabliert, mit Serplulimab erreicht nun ein PD-1-Inhibitor vergleichbare Wirkung in einem vorrangig asiatischen Kollektiv.
Fazit: Die ASTRUM-005 Studie bestätigt das Konzept Chemotherapie + Checkpointinhibitor in der Erstlinie beim fortgeschrittenen kleinzelligen Bronchuskarzinom.
Nach den positiven Resultaten der CheckMate 816-Studie, wurden nun die Ergebnisse der randomisierten und Placebo-kontrollierten Phase-II-Studie NADIM II präsentiert. Insgesamt 86 Patienten mit resektablem Stadium IIIA-IIIB NSCLC wurden 2:1 zu 3 Zyklen Paclitaxel/Carboplatin ± Nivolumab randomisiert (gefolgt von 6 Monaten adjuvanter Therapie mit Nivo/Placebo). Der primäre Endpunkt war die Rate an pathologischen Komplettremissionen (pCR). 93 % der Patienten im Nivo-Arm und 69 % im Kontrollarm konnten plangemäß operiert werden. Die pCR-Rate war mit 36,8 % versus 6,9 % signifikant erhöht (p = 0,0068); auch die „major pathological responses“ (52,6 % versus 13,8 %) sowie die radiologischen Ansprechraten (75,4 % versus 48,2 %) waren unter Nivo-Chemo besser. Die Rate an pCRs korrelierte mit dem TPS, sodass PD-L1 ein prädiktiver Marker in diesem Setting zu sein scheint.
Fazit: Die Daten der NADIM II-Studie bestätigen die Effektivität von Nivolumab plus Chemotherapie im neoadjuvanten Setting bei Patienten mit resektablem Stadium III NSCLC.