Hintergrund: In der Therapie des metastasierten UC (mUC) ist die Standardtherapie in der Erstlinie eine platinbastierte Chemotherapie. In diesem Zusammenhang sind die Daten für Cisplatin jenen von Carboplatin überlegen. In der Zweitlinientherapie haben sich über die letzten Jahre die Checkpointinhibitoren (CPI) etabliert. Eine sehr wichtige Frage ist nun jene der Therapiesequenzierung und des Einflusses der Chemotherapie in der Erstlinie vor CPI.
Methoden: In dieser retrospektiven Analyse von Benjamin Miron et al., Fox Chase Cancer Center, Philadelphia, PA, wurde der Einfluss der Chemotherapie auf das Gesamtüberleben (OS) unter einer CPI-Therappie in der Zweitlinie evaluiert. Es wurde verglichen zwischen Gemcitabine und Carboplatin (Gem/carbo) und Gemcitabine und Cisplatin (Gem/Cis).
Ergebnisse: Insgesamt wurden 1.882 Patienten in die retrospektive Analyse inkludiert. 924 (49,1%) erhielten Gem/Cis und 958 (50,9%) Gem/Carbo in der 1L. Insgesamt 780 Patienten (41,4%) erhielten in der 2L Checkpointinhibitoren: 381 nach Gem/Cis und 399 nach Gem/Carbo. Patienten in der Gem/Cis-Kohorte waren jünger, hatten einen besseren PS (Performance status) und seltener Tumore des oberen Harntrakts (UTUC). Das Gesamtüberleben für die Gem/Cis-Kohorte war numerisch länger als unterGem/Carbo, (median 18,0 vs 16,2 Monate, p = 0,06), aber der Unterschied war statistisch nicht signifikant. Die Zeit bis zur 2L CPI war länger für Patienten mit Gem/Cis (6,5 Monate) im Vergleich zu Gem/Carbo (5,5 Monate, p=0,008). Das Gesamtüberleben unter 2L CPI unterschied sich jedoch nicht zwischen den 1L Chemotherapie-Regimen (Gem/Cis 8,0 Monate vs. Gem/Carbo 8,2 Monate p = 0,36).
Interpretation: Diese Daten zeigen, dass bei mUC-Patienten, die in der 2L CPI erhielten, der Einfluss der Chemotherapie (Carboplatin vs. Cisplatin) auf das OS keinen statistisch signifikanten Unterschied zeigte. Obwohl diese Analyse vor allem aufgrund der restrospektiven Natur eine Reihe von methodologischen Limitationen aufweist, wirft sie den Fokus auf eine äußerst wichtige Diskussion in der Therapie des mUC; nämlich auf die Frage der Therapiesequenzierung. Die Wahl der Erstlinientherapie ist nicht zuletzt erst durch die Beschränkung des Zugangs auf CPI (Atezolizumab und Pembrolizumab) in der 1L durch die Arzneimittelbehörden auf Tumoren mit positiven PD-L1-Status in den Fokus gerückt. Die Wertigkeit der Carboplatin-basierten Chemotherapie muss anhand von prospektiven Studien sorgfältig evaluiert werden, nämlich sowohl vor der 2L mit CPI nach Tumorprogress als auch vor Maintenance-Therapie mit CPI (Avelumab), entsprechend der JAVELIN Bladder 100-Daten, wo auch der Vorteil hinsichtlich des OS unabhängig des Chemotherapie-Regime war.
Innovation: ★★☆ Datenqualität: ★★☆ Praxisrelevanz: ★★★