Keimzelltumoren sind die häufigste Tumorentität bei jungen Männern mit steigenden Inzidenzraten in westlichen Industrienationen. Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass Keimzelltumoren eine hohe Heritabilität besitzen, allerdings sind die genetischen Mechanismen der Entstehung von Keimzelltumore noch unbekannt.
Diese retrospektive Studie untersuchte 480 Männer mit einem medianem Alter von 30 Jahren mit testikulären Keimzelltumoren (85%) bzw. mediastinalen Keimzelltumoren (15 %) im Rahmen eines institutionellen „Genomic Profilings“ von April 2015 bis Dezember 2020 mit einer gepaarten Tumor-Keimbahn-Sequenzierung von mehr als 310 Genen. Untersucht wurde die Prävalenz von „pathogenen“ oder „wahrscheinlich pathogenen“ Keimbahnvarianten in Genen mit einer Prädisposition für Karzinome bei diesen Männern, sowie deren Assoziation mit klinisch-pathologischen Faktoren (ursprüngliche Entstehungsort, Histologie, Familienanamnese etc.) und vererbbaren Tumorsyndromen.
Ergebnisse: In ca. 12% der Gesamtkohorte traten Keimbahnvarianten in diesen Genen auf und in über 70% der Fälle waren Gene betroffen, die an der DNA-Reparatur beteiligt sind, u.a. das Tumorsuppressor-Gen TP53, welches p53 codiert, und PMS2 aus der Familie der Mismatch-Repair-Gene, welches mit dem Lynch-Syndrom assoziiert ist.
Fazit: Im Zeitalter der Präzisionsmedizin stellt die genetische Diagnostik einen wichtigen Bestandteil dar. Die Identifizierung von Keimbahnvarianten hat großes Potenzial für eine verbesserte Krebsvorsorge und genetische Beratung bei jungen Männern, besonders bei familiärer Vorbelastung.
Quelle: Truong H et al., Abstract #5007
Innovation: ★★☆ Datenqualität: ★★☆ Praxisrelevanz: ★☆☆