IO-Therapie beim Niedrigrisiko-mRCC: Neue IMDC-Daten hinterfragen Stellenwert der Ipi + Nivo-Kombi in der Subgruppe mit besonders günstiger Prognose

Die Rolle von Immuntherapie-Kombinationen beim metastasierten Nierenzellkarzinom (mRCC) mit niedrigem Risikoprofil nach IMDC-Kriterien bleibt umstritten. Zudem wurde eine besonders günstige Prognosegruppe („very favorable risk”), charakterisiert durch einen Zeitraum ≥3 Jahre von der Erstdiagnose bis zum Beginn der systemischen Therapie, einen Karnofsky-Index von 90-100% und das Fehlen von ZNS-, Leber- oder Knochenmetastasen definiert, und in dieser Studie analysiert.

Analyse: In dieser Analyse des IMDC-Registers wurden 611 mRCC-Patienten mit niedrigem Risiko identifiziert. Von den eingeschlossenen Patienten wiesen 165 (27%) eine besonders günstige Prognose auf. Diese wurden in drei Gruppen unterteilt: Ipilimumab + Nivolumab, IO+TKI (Pembrolizumab + Axitinib, Avelumab + Axitinib oder Nivolumab + Cabozantinib) oder TKI-Monotherapie (VEGFi; Pazopanib oder Sunitinib).

Ergebnis: Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 33 Monaten zeigten sich in der Gesamtgruppe der Niedrigrisikopatienten keine signifikanten Unterschiede im 2-Jahres-Gesamtüberleben. Allerdings war IO-TKI den TKI-Monotherapien hinsichtlich der Ansprechrate, -dauer und Zeit bis zur nächsten Therapie überlegen. In der „very favorable risk”-Subgruppe war das 2-Jahres-Gesamtüberleben unter Ipi + Nivo statistisch signifikant schlechter als unter den IO-TKI-Regimen (HR 3,19; p=0,041). Auch die Ansprechrate war geringer (p=0,039).

Fazit: Die drei vorgestellten Real-World-Studien (Zarba et al., Goebell et al. und Ostrowski et al.) implizieren einen Vorteil der IO+TKI-Kombination im Vergleich zur dualen IO-Blockade. Trotz dieser Daten aus der klinischen Praxis, sollte die Therapieentscheidung beim mRCC weiterhin auf einer sorgfältigen Abwägung patientenindividueller Faktoren, Komorbiditäten, Tumorcharakteristika, Remissionsdruck und Krankheitsdynamik, Toxizitätsprofil und möglichen Implikationen für Folgetherapien beruhen. Prospektive, randomisierte Head-to-Head-Vergleichsstudien sind zur Bestätigung dieser Ergebnisse auf der Populationsebene notwendig. Darüber hinaus sind die Identifizierung und Validierung prädiktiver Marker von großer Bedeutung, um eine personalisierte Therapie zu ermöglichen.