In dieser von Andrea Necchi aus Mailand präsentierten Studie wurden genomische Alterationen (Mutationen und Mikrosatelliten-Instabilität) bei Patienten mit Chemotherapie-refraktären Keimzelltumoren untersucht; 22 Seminom- und 86 Nicht-Seminom-Patienten wurden eingeschlossen. Da hohe Mutationslast und Mikrosatelliten-Instabilität in anderen Tumoren in Zusammenhang mit dem Ansprechen auf Immuntherapie stehen, kann die molekulare Charakterisierung Hinweise über einen möglichen Einsatz zielgerichteter Therapeutika oder der Immuntherapie in diesen Tumore liefern.
DAS ERGEBNIS: Die mittlere Frequenz an Alterationen betrug 4,1 Mutationen/Tumor in Nicht-Seminomen und 3,1 Mutationen/Tumor in Seminomen.
Die häufigsten Alterationen betrafen die Amplifikation von KRAS (47% im Seminom und 36% im Nicht-Seminom) und Alterationen in KIT (21% vs. 2%). PIK3CA/MTOR (10% vs. 0%), PTEN- (5% vs. 0%) und BRCA2- (5% vs. 0%) Alterationen traten häufiger im Seminom auf, wohingegen BRAF- (2%) und ERBB2-(1%) Alterationen nur im Nicht-Seminom beobachtet wurden.
Mikrosatelliten-Instabilität wurde im Seminom nicht und im Nicht-Seminom nur in 2% der Fälle detektiert. Die mittlere Tumormutationslast für Seminome betrug 2,5 Mutationen/Megabasen (mut/Mb) und für Nichtseminome 2,7 mut/Mb. Nur eine kleine Gruppe der Nichtseminome (5%) wies mehr als 10 mut/Mb auf.
FAZIT: Aufgrund der hohen Amplifikationsrate von KRAS könnte eine MEK-Inhibitor-Therapie in Chemotherapie-refraktären Keimzelltumoren eine Option darstellen. Da eine hohe Tumormutationslast und Mikrosatelliten-Instabilität nur in einem Subset der Nicht-Seminome beobachtet wird, ist die Immuntherapie voraussichtlich nur für einer kleine Untergruppe der Patienten geeignet.