Im Mittelpunkt des diesjährigen ASCO standen unter anderem neue Ansätze in der Androgendeprivation mit neuen Substanzen, neuen Kombinationen und in neuen Settings. Die wichtigste Studie war die HERO-Studie. Die Studie verglich den ersten oralen GnRH-Rezeptorantagonisten Relugolix mit dem GnRH-Agonisten Leuprorelin bei Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom. Die Studie erreichte den primären Endpunkt.
Rationale der HERO-Studie war, dass GnRH-Antagonisten bisher subkutan verabreicht wurden und erhebliche lokale Reaktionen an der Injektionsstelle auslösten. Noch wichtiger war das potenziell geringe kardiovaskuläre Nebenwirkungsprofil von GnRH-Antagonisten im Vergleich zu GnRH-Agonisten. Weltweit wurden über 900 Patienten randomisiert. Die Patienten erhielten Relugolix oral einmal täglich vs. Leuprorelin alle 3 Monate subkutan. Primärer Studienendpunkt war das Erreichen und das Beibehalten von Serum-Testosteronwerten im Kastrationsbereich von <50ng/dl über 48 Wochen.
Ergebnis: Unter Relugolix erreichten 97% anhaltende Serum-Testosteronspiegel im Kastrationsbereich, aber nur 89 % unter Leuprorelin. Die 8% Unterschiede waren äquivalent mit Nicht-Unterlegenheit. Damit war der primäre Studienendpunkt erreicht.
Relugolix erreichte erwartungsgemäß ein schnelleres Absinken des Serum-Testosteronspiegels und niedrigere Serum-Kastrationswerte von <20ng/dl, bereit am Tag 4 und 15. Am beeindruckendsten – in einer präspezifizierten Analyse wohlgemerkt – war die Inzidenz von schweren kardiovaskulären Nebenwirkungen mit Relugolix, die niedriger war als mit Leuprorelin. Dies galt insbesondere für Patienten mit einer Vorgeschichte von kardiovaskulären Ereignissen. Die kardiovaskuläre Nebenwirkungsrate betrug unter Relugolix 3,6% versus Leuprorelin mit 17,8%. Nach Gabe von Relugolix erholten sich die Testosteronwerte schneller nach Absetzen der Hormontherapie verglichen mit Leuprorelin.
Die Ergebnisse sind praxisrelevant, insbesondere für Patienten mit einer Vorgeschichte von kardiovaskulären Ereignissen.