Im Rahmen der Session „Immunotherapy in Myeloma“ erwähnte Prof. Nina Shah, dass in der zielgerichteten Myelom Therapie das Antigen BCMA (B-Zell Reifungsantigen) eine zentrale Rolle einnimmt. Der Transmembran-Rezeptor BCMA, zugehörig zur TNF-Familie, ist involviert in die B-Zell-Reifung und spielt eine führende Rolle in der CAR-T-Zell-Therapie beim Multiplen Myelom (MM). In bereits publizierten BCMA-CAR-T-Zell-Studien wurden bei relapsierten/refraktären MM Patienten sehr hohe Ansprech- und hohe komplette Remissionsraten beschrieben.
Aktuell werden die sog. „next-generation“-BCMA-CAR-T-Zell-Therapien (z.B. BB21217, LCAR B38M), die ebenfalls mit hohen Ansprechraten, hohen kompletten Remissionsraten sowie mit einer längeren CAR-T-Zell-Persistenz imponieren, untersucht. Das Auftreten eines cytokine-release-syndrome (CRS) wird zwar bei einem großen Anteil der Patienten beschrieben, wobei aber nur wenige Patienten eine Grad 3 Toxizität entwickeln.
Erwähnt wurde, dass derzeit die sog. bispezifischen CAR-T-Zell-Therapien wie z.B. BCMA mit CD19, BCMA mit CD3 oder BCMA mit CD38 untersucht werden und ebenfalls hohe Ansprechraten zeigen. Zudem scheint die sequentielle CAR-T-Zell-Therapie mit Gabe von CD19 CAR-T-Zellen, gefolgt von BCMA-CAR-T-Zellen, vielversprechend zu sein. Rezent wurden auch präliminäre Daten zu den CAR-T- Zell-Therapien zu SLAMF7 sowie zu CD138 publiziert.
Außerdem wird nun der frühere Einsatz von CAR-T-Zell-Therapien in anlaufenden Studien untersucht, nicht, wie bisher üblich, der Einsatz erst bei schwer vorbehandelten MM Patienten. Ziel ist es, bei MM Patienten die CAR-T-Zell-Behandlung in den frühen Therapielinien einzuordnen.
Ein weiteres Highlight im Bereich der Immuntherapien, präsentiert von Dr. Adam Cohen, ist der vielversprechende gegen BCMA gerichtete Antikörper „Belantamab Mafadotin” (anti-BCMA ADC). Bereits in Phase I-II Studien wurden bei schwer vorbehandelten MM Patienten Ansprechraten von immerhin 60%, sowie ein medianes progressionsfreies Überleben (PFS) von 12 Monaten beschrieben. Demnächst werden mehrere Phase III-Studien anlaufen, unter anderem wird eine Kombination von Belantamab Mafadotin mit z.B. VRd im neudiagnostizierten Setting bei Patienten, die nicht für eine autologe Stammzelltransplantation geeignet sind, untersucht. Zudem wird beispielsweise bei MM Patienten, die mehr als eine vorangegangene Therapielinie hatten, Belantamab Mafadotiin/Pomalidomid/Dexamethason vs. Bortezomib/Pomalidomid/Dexamethason untersucht.
Zukünftig wird wohl dieser hoch wirksame Antikörper sowohl in der Frontline Therapie, als auch in der Rezidiv-Situation eine zentrale Rolle einnehmen.
Auch die derzeit in Studien geprüften sog. bispezifischen Antikörper (BCMA-BiTE und CC-93269) werden beim MM vielversprechend sein.
Die letzte Präsentation von Dr. Ivan Borello beleuchtete zelluläre Therapien, unter anderem adaptive T-Zell-Therapien, artifizielle antigenpräsentierende angereicherte T-Zellen, sowie knochenmarksinfiltrierende Lymphozyten, die einen „anti-myeloma response“ aufzeigen und noch Gegenstand weiterer Erforschungen sind.
Zu meinen persönlichen Highlights zählen neben den Antikörper basierten zielgerichteten Therapien (ADC´s und bispezifische Antikörper) die CAR-T-Zell-Therapien beim MM, insbesondere die der zweiten und dritten Generation, die hoch wirksam sind und mittlerweile auch ein länger anhaltendes progressionsfreies Überleben bei schwer vorbehandelten MM Patienten sichern.
Zukünftiges Ziel muss es sein, neben Antikörper basierten zielgerichteten Therapien auch CAR-T-Zell-Studien für Patienten mit MM in Österreich anbieten zu können.