Die Daten, die am ehesten einen Einfluss auf unseren klinischen Alltag haben, waren die Daten der Tourmaline-AL1-Studie, bei vorbehandelten Patienten, die mit Ixazomib/Dexamethason oder nach physicians choice behandelt wurden. Es hat sich zwar beim gesamthämatologischen Ansprechen kein Unterschied gezeigt, aber komplette hämatologische Remissionen waren deutlich höher in der mit Ixazomib behandelten Gruppe, ebenso wie die mediane Dauer des Ansprechens, die mit 46 vs. 20 Monaten deutlich länger war. Deutlich besser war auch das Organansprechen mit 36 vs. 11%, wobei ein Drittel der Patienten bereits eine Nieren- und Herzbeteiligung aufwiesen. Es ist natürlich ein entscheidender Faktor, wie die Patienten organmäßig ansprechen – in Bezug auf eine Organverschlechterung und den damit verbundenen früheren Tod, erweist sich Ixazomib als überlegen, obwohl sich kein Unterschied im Gesamtüberleben bei einem follow-up von 44 Monaten zeigt. Die Daten weisen aber darauf hin, das Ixazomib in dieser Gruppe von vorbehandelten Patienten, eine Rolle spielen wird. Weitere Untersuchungen werden eventuell zeigen, ob sich eine Subgruppe finden lässt, die am besten profitiert. Man kann aber jetzt schon sagen, dass es eine gute Alternative zu den aktuell verfügbaren Substanzen darstellt.
In dieser Session wurden eine Reihe erfolgsversprechender Daten präsentiert, bei denen wir aber noch auf Phase II und III-Daten warten müssen. Interessant war sicher die Kombination von Selinexor/Pomalidomid/Dexamethason, wo sich deutlich bessere Ansprechraten im Vergleich zur MM03-Studie, bei akzeptabler Toxizität, zeigten. Phase-III Studie sind geplant und man wird sehen, in wie weit diese die künftige Praxis verändern werden.
Interessant sind sicher auch die Daten zum subkutan verabreichten CD-38-Antikörper TAK-079, der eine sehr gute Verträglichkeit aufweist. Es kommt zu keinen Infusionsreaktionen, die bei der Verabreichung von monoklonalen Antikörpern ein Problem werden können. Die Patienten müssen außerdem meist über Nacht hospitalitiert werden. Eine schnelle und verträgliche Verabreichung in nur wenigen Minuten stellt diesbezüglich einen großen Vorteil dar.
Nicht weniger interessant war der nächste Vortrag, der demonstrierte, dass wir mittels Biomarker vielleicht eine Patienten-Gruppe selektionieren können, die von einer Venetoclax-Kombination bestmöglich profitieren können, nämlich Patienten mit t(11;14)-Translokation oder erhöhter BCL-2-Expression.
Präsentiert wurden auch die ersten Ergebnisse zu einem neuen BCMA-Antikörper (B-Cell Maturation Antigen (BCMA) 2+1 T Cell Engager (TCE) CC-93269), der ein gutes Ansprechen zeigt (ORR 43%), aber bei dem es, aufgrund des spezifischen Wirkmechanismus, relativ häufig zum Auftreten eines Cytokine-release-Syndroms kommt. 73% der Patienten zeigten ≥ Grad 3 Nebenwirkungen, wobei hämatologische Nebenwirkungen im Vordergrund standen. Generell waren die meisten Nebenwirkungen gut behandelbar.
Insgesamt werden diese Studien, mit Ausnahme von Ixazomib, die klinische Praxis unmittelbar nicht verändern – zusammenfassend aber eine interessante Session mit Daten, die das therapeutische Armamentarium in Zukunft erweitern können.