Kombinationstherapien mit unterschiedlichen Partnern für das Backbone der hypomethylierenden Substanzen werden trotz aller bisherigen Fehlschläge intensiv weiter verfolgt. Drei 1st-Line-Studien seien hier exemplarisch genannt:
Venetoclax (Target bcl-2) wird in Kombination mit Standard-Azacytidin in einer Phase-1b-Studie bei Hochrisiko-MDS geprüft. Mittlerweile sind 78 Patienten auswertbar, Grad ≥3 AEs, die bei 96% verzeichnet wurden, waren meist hämatotoxischer Natur. Die Gesamtansprechrate betrug 79%, (CR und mCr jeweils 39,7%), die Schätzungen für das Ein- bzw. Zweijahres-Überleben betrugen 76,8% bzw. 59,6%.
Sabatolimab (MBG 453, ein Anti-TIM-3 Checkpoint-Inhibitor) wird aktuell in Phase 3 weiterentwickelt. Das am ASH präsentierte Update der Phase-1b-Studie für myeloische Neoplasien zeigte für Hochrisiko-MDS (n=41) folgende Effizienzdaten: ORR 64,1% (CR 23,1%, mCR 28,2%). Die Zeit bis zum Ansprechen war mit median 2 Monaten verkürzt, das 12-Monats-PFS wird mit 51,9% geschätzt. Immunmediierte Nebenwirkungen waren selten (keine Grad 4, Grad 3: 5%).
Pevonedistat ist eine neue zielgerichtete Substanz, die in den proteasomalen Abbau spezifischer Proteine eingreift. Am ASH wurde aus einer randomisierten Phase-2-Studie ein Update der Subgruppe der Hochrisiko-MDS-Patienten (n=67) präsentiert: der primäre Endpunkt EFS wurde erreicht: median 20,2 vs 14,8 Monate für die Kombination vs. der Azacytidin-Monotherapie (p=0,045). Das Mediane OS war nicht signifikant verlängert (23,9 vs 19,1 Monate – die Studie war hierfür aber nicht gepowert), die CR-Rate war ebenfalls höher: 52% vs 27%. Der Effekt war besonders stark bei IPSS-R high/very-high Patienten. Bemerkenswert ist, dass die Kombination ein vergleichbares Sicherheitsprofil wie die Aza-Monotherapie aufwies und die Myelosuppression nicht verstärkte.
Bedeutung für die Praxis
Während für nicht transplantationsgeeignete MDS-Patienten die Azacytidin-Monotherapie weiterhin einziger Standard außerhalb von Studien bleibt, zeigen laufende Studien mögliche neue Kombinationspartner mit dem Potenzial zur Verbesserung der bisherigen Ergebnisse auf: Neue und möglicherweise breitere Ansatzpunkte können für die heterogenen MDS-Patienten von Vorteil sein. Zumindest Pevonedistat, möglicherweise auch Sabatolimab, weisen geringe zusätzliche Toxizität auf, was für die multimorbiden älteren MDS-Patienten ein Vorteil sein und eventuell auf mögliche zukünftige Tripeltherapien weisen kann. In allen Fällen gilt es jedenfalls, die laufenden Phase-3-Studien abzuwarten.