Epcoritamab, Glofitamab, Odronextamab, Mosunetuzumab: Neuerlich wurden vielversprechende Daten zu bispezifischen CD20xCD3-Antikörpern in der Therapie des DLBCL präsentiert. Einerseits handelt es sich um bestätigende Daten zur Effektivität in der Monotherapie, andererseits um vielversprechende Daten in diversen Kombinationen. Exemplarisch seien an dieser Stelle einige Arbeiten kurz dargestellt.
In der ELM-2-Studie, eine offen Phase-2-Studie, wurde Odronextamab, ein bispezifischer CD20xCD3-Antikörper bei Patient:innen mit r/r DLBCL und zumindest zwei Vortherapien, exklusive CAR-T-Zelltherapie, getestet. 127 Patientinnen mit hohem Risikoprofil, bspw. 55% primär refraktäre Patient:innen und 87% refraktär auf die Vortherapie, wurden in die Studie eingeschlossen. Es zeigte sich in diesem schwer zu therapierendem Patientengut eine ORR von 52% und eine CR-Rate von 32,5%. Für Patient:innen, die eine CR erreichten, lag das mediane PFS bei 20,4 Monaten. Ein CRS trat meist im 1. Zyklus auf und war nahezu immer mild (Grad 1/2).
In der Bicar-Studie der französischen Studiengruppe wurde nach CART-Versagen eine Monotherapie mit Glofitamab getestet. Die primäre Analyse zur r/r DLBCL-Kohorte ist beeindruckend. Bei Patient:innen mit CART-Versagen ist die Prognose schlecht, bspw. lag das mediane OS im französischen DESCAR-T-Register bei 5,2 Monaten. Die zeitlich limitierte Therapie mit Glofitamab führte zu einem medianem OS von 17,6 Monaten. Komplette Remissionen wurde in 36,4% aller Patient:innen erreicht, die Remissionen waren langanhaltend.
In der offenen, nicht randomisierten EPCORE-NHL-5-Studie wurde in Arm 1 bei Patient:innen mit r/r DLBCL nach zumindest einer Vortherapie und nicht Tauglichkeit für eine autologe Stammzelltransplantation bzw. im Rezidiv danach der subkutan zu applizierenden bispezifische CD20xCD3-Antikörper Epcoritamab mit Lenalidomid kombiniert. Von 35 Patient:innen hatte die Hälfte einen Hochrisiko-IPI (R-IPI 3-5), 43% waren primär refraktär, 23% hatte eine CART-Vortherapie. Eine ORR-Rate von 71,9% bei 53,1% Komplettremissionen konnte erzielt werden – bei noch sehr kurzer Beobachtungszeit erscheinen die Remissionen anhaltend, es bestand relevante Effektivität über alle Subgruppen hinweg.
108 nicht fitte Patient:innen mit neu diagnostiziertem DLBCL, medianes Alter 81 Jahre, wurden mit einer zeitlich limitierten Kombination aus dem Antikörper-Drug-Konjugat Polatuzumab Vedotin mit dem bispezifischem CD20xCD3-Antikörper Mosunetuzumab therapiert. Nach Beendigung der Therapie erlangten 56,4% eine Komplettremission, davon hatten 71,4% zumindest ein 9 Monate ereignisfreies Überleben (EFS). Es kam zu 18 fatalen adverse events, davon 10 COVID-Infektionen – alle Patient:innen waren zumindest 1x geimpft, die Todesfälle lagen in der Zeit der Omicron-Variante im Herbst 2022, die im Vergleich zu vorangegangen Varianten deutlich weniger schwere Verläufe zeigte. Die Todesfälle betrafen Patientinnen, die in geriatrischen Assesments als „frail“ klassifiziert wurden. Auf COVID-Infektionen sollte man vor allem bei diesen vulnerablen Patient:innen während und nach Therapie mit bispezifischen CD20xCD3-Antikörpen achten!
In Zusammenschau der Daten bestätigen sich die guten Effektivitätsdaten mit lang andauernden Remissionen der bispezifischen CD20xCD3-Antikörper als Monotherapie im relapsierten Setting. Im klinischen Alltag sollten diese gemäß der Zulassung für Glofitamab und Epcoritamab in der Drittlinientherapie und nach CART-Versagen eingesetzt werden, sie sollten keinen Patient:innen vorenthalten werden. Studien zur Kombinationstherapie in früheren Therapielinien sind in vielen Zentren in Österreich initiiert.