In dieser Phase-II-Studie wurden Patient:innen mit neu diagnostizierter B-ALL im Alter von 14 bis 59 Jahren eingeschlossen. Die Patient:innen erhielten bis zu vier Zyklen Hyper-CVAD mit hochdosiertem Methotrexat (MTX) und Cytarabin (Ara-C), gefolgt von vier Zyklen Blinatumomab. Patienten mit CD20-positiver Erkrankung erhielten acht Dosen eines CD20-Antikörpers. Initial wurden acht Dosen einer prophylaktischen intrathekalen Chemotherapie verabreicht, später wurde auf zwölf Gaben erhöht. Die Erhaltungstherapie erfolgte mit abwechselnden Blöcken von POMP und Blinatumomab. Patient:innen mit Hochrisikomerkmalen (HR) oder anhaltender MRD-Positivität begannen nach zwei Zyklen Hyper-CVAD mit Blinatumomab. Beginnend mit Patient Nr. 39 wurde Inotuzumab (INO) zu den beiden Zyklen MTX/Ara-C und zu zwei Zyklen der Blinatumomab-Konsolidierung hinzugefügt (insgesamt also vier Zyklen mit INO). Bis Juli 2024 wurden 75 Patient:innen behandelt (38 ohne INO und 37 mit INO). Das Durchschnittsalter beider Kohorten betrug 33 Jahre. Alle 59 Patient:innen (100 %) erreichten eine CR. MRD-Negativität mittels FACS-Analyse wurde bei 62 von 65 auswertbaren Patient:innen (95 %) erreicht. Insgesamt erreichten 40 von 56 Patient:innen (71 %) eine auf Next-Generation-Sequencing (NGS) basierende MRD-Negativität. Patient:innen mit Hochrisikomerkmalen hatten vergleichbare FACS-MRD-Negativitätsraten (91 %; 30/33) im Vergleich zu Patient:innen mit Standardrisikomerkmalen (100 %; 32/32), aber einen Trend zu niedrigeren Raten von molekularer MRD-Negativität.
Die mittlere Nachbeobachtungsdauer für die gesamte Kohorte beträgt 38 Monate. Insgesamt erlitten acht Patient:innen einen Rückfall ohne SZT, 23 Patient:innen erhielten in der ersten Remission eine Stammzelltransplantation (SZT) (zwei davon erlitten nach der SZT einen Rückfall), ein Patient erhielt eine CAR-T-Zell-Konsolidierung, und 40 Patienten blieben in kontinuierlicher Remission ohne SCT- oder CAR-T-Zellen. Sieben von den zehn rezidivierten Patient:innen hatten Hochrisikomerkmale. Beide Patient:innen, die nach einer SZT einen Rückfall erlitten, hatten eine TP53-Mutation. In beiden Kohorten betrug das 3-Jahres-rezidivfreie Überleben (RFS) 82 % und das 3-Jahres-OS 90 %. Es gab es keinen Überlebensunterschied zwischen Patient:innen, die sich in der ersten Remission einer SCT unterzogen, und denen, die dies nicht taten. Die Ergebnisse von Patient:innen mit Hochrisikomerkmalen waren mit denen von Standardrisiko-Patient:innen vergleichbar, und auch die SCT verbesserte die Ergebnisse bei Hochrisiko-Patient:innen nicht signifikant. Keiner der Patienten brach die INO-Therapie aufgrund von Toxizität ab und es gab keine Fälle einer venösen Verschlusskrankheit.
Fazit: Bei Patient:innen mit neu diagnostizierter Ph-negativer B-ALL verbessert die Zugabe von Inotuzumab Ozogamicin zu Hyper-CVAD + Blinatumomab im Frontline-Setting das Gesamtüberleben.