Stoffwechseltoxizitäten treten häufig bei jungen erwachsenen ALL-Patienten auf, die eine Asparaginase-basierte Poly-Chemotherapie erhalten. Bei dieser mexikanischen Arbeit wurden Patient:innen ab 18 Jahren mit einer neudiagnostizierten ALL untersucht. Die demografischen Daten und Komorbiditäten der Patient:innen zum Zeitpunkt der Diagnose sowie die Rate eines neu aufgetretenen Diabetes mellitus und einer Hypertriglyzeridämie wurden erfasst. Die hepatale Steatose wurde vor Beginn der Behandlung beurteilt und anhand etablierter Kriterien definiert (in der Leberelastographie und in der Computertomographie).
Es wurden 92 Patient:innen eingeschlossen, der überwiegende Großteil mit B-ALL, das Durchschnittsalter lag bei 27,5 Jahren, 52 waren männlich, der mittlere BMI betrug 26,15 kg/m² (Bereich 13,8–39,8), und zehn Patient:innen hatten zuvor eine Diabetes-mellitus-Diagnose. Vor Beginn der Behandlung wurde jeweils bei 44 bzw. 74 Patient:innen eine Leberelastographie oder ein CT-Scan durchgeführt, und bei 37 Patient:innen beide Untersuchungen. Eine Lebersteatose mittels Elastographie wurde bei fast einem Drittel der Patient:innen diagnostiziert. Bei einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 20 Monaten und unter Ausschluss von Patient:innen mit einer früheren DM-Diagnose entwickelten 14 Patient:innen einen Diabetes mellitus während/nach Abschluss einer intensiven Chemotherapie, 10 davon Insulin-pflichtig. Ein BMI ≥ 25 kg/m2 und eine Lebersteatose (mittels Elastographie oder CT-Scan) waren mit einem neu aufgetretenen Diabetes assoziiert, weder Alter, Geschlecht noch die Wahl des Steroids (Prednison oder Dexamethason) waren damit verbunden. Bei 41 Patient:innen entwickelte sich während der Einleitung eine Hypertriglyceridämie > 300 mg/dl. Ein BMI ≥ 30 kg/m², Alter ≥ 30 Jahre, die Gabe von Dexamethason und erneut eine Lebersteatose waren mit einer Hypertriglyceridämie > 300 mg/dl während der Induktionstherapie assoziiert.
Schlussfolgerungen: Fast jede:r fünfte ALL-Patient:in entwickelte einen neu aufgetretenen Diabetes mellitus und fast die Hälfte eine Hypertriglyceridämie. Mit der Entwicklung dieser Komplikationen ist eine Lebersteatose assoziiert, die hier entweder durch Elastographie oder eine Computertomographie festgestellt wurde. Durch diese nicht-invasiven Verfahren könnte eine Untergruppe von Patient:innen identifiziert werden, die von frühzeitigen Interventionen zur Vorbeugung metabolischer Komplikationen nach einer Asparaginase-basierten Therapie profitieren könnte.