Zwei retrospektive Analyse zur ZNS-Prophylaxe bei aggressiven Lymphomen wurden präsentiert:
In einer Analyse aus zwei Zentren in Kanada zeigten 326 von 906 Patienten ein hohes Risiko für ein ZNS-Rezidiv. Definiert war dies durch eine CNS-IPI 4-6, double hit Lymphom oder Hodenbeteiligung. In dieser Hochrisikogruppe war das ZNS-Rezidivrisiko signifikant höher (11,8% vs 3,0%, p<0,0001). Von den 326 Patienten erhielte 115 Hochdosis-Methotrexat als Prophylaxe – es fand sich in der Methotrexat-Gruppe mit einem ZNS-Rezidivrisiko von 11,2% kein signifikanter Unterschied zur Gruppe ohne Prophylaxe (Rezidivrisiko 12,2%). Für Patienten, die mit intensiverer Therapie wie bspw. DA-EPOCH-R (n=35) induziert wurden oder konsolidierend autolog transplantiert wurden (n=68), zeigte sich ein Trend zu einem niedrigeren Rezidivrisiko (6,0% vs. 14,6%, p=0,09).
In einer US-amerikanischen retrospektiven multizentrischen Analyse wurde eine intrathekale MTX-ZNS-Prophylaxe mit systemischer MTX-Prophylaxe verglichen. 216 Patienten erhielten eine systemische Prophylaxe, 808 Patienten eine intrathekale Prophylaxe, der CNS-IPI sagte ein 6,13% Rezidivrisiko voraus, die tatsächliche ZNS-Rezidivrate lag bei 5,5% – ohne signifikanten Unterschied zwischen intrathekaler (Risiko 5,3%) und der systemischen Prophylaxe (Risiko 7,1%). In weiterer Analyse zeigte sich ein Hodenbefall, Leberbefall und die Anzahl der extranodalen Manifestationen als prognostisch für ein ZNS-Rezidiv.
Fazit
Ein Risikokollektiv für ZNS-Rezidive ist gut definiert, im Falle eines Rezidivs ist die Prognose extrem ungünstig. In Zusammenschau der beiden retrospektiven Auswertungen senkt weder die systemische noch die intrathekale Methotrexat-Gabe das Rezidivrisiko zufriedenstellend. Prospektiv randomisierte Daten zur Festlegung der ZNS-Prophylaxe sind dringend notwendig.