Im ersten Teil der Session ging es vorrangig um den Wirkmechanismus von Checkpoint-Inhibitoren bei Morbus Hodgkin. Es wurde erwähnt, dass EBV-Infektionen die PD-1-Expression bei Morbus Hodgkin erhöhen können, dass die genetische Alteration 9p24.1 mit einem hohen Ansprechen auf Checkpoint-Inhibitoren assoziiert ist und dass das Microenvironment im Knochenmark eine wichtige Rolle hinsichtlich eines Ansprechens auf Checkpoint-Inhibitoren einnimmt.
Im zweiten Teil der Session wurde der Frage nachgegangen, ob und wie sich PD-(L)1-Inhibitoren von der Drittlinie, in der sie zugelassen sind, auch in die Zweitlinientherapie integrieren lassen können, um die Ansprechraten weiter zu erhöhen sowie Toxizitäten zu reduzieren. In diesem Zusammenhang wurde auch eine Pilotstudie vorgestellt, die anstatt einer autologen Stammzelltransplantation eine kombinierte Immun-Chemotherapie vorsieht.
Der dritte Teil der Session ging der Frage nach, ob ein Vorrücken der Immuntherapie von der Dritt- bzw. Zweit- in die Erstlinie beim Morbus Hodgkin sinnvoll wäre. Prof. Borchmann berichtete, dass es vor allem im Frühstadium der Erkrankung, insbesondere bei Niedrigrisiko-PatientInnen mit z. B. einem befallenen Lymphknoten, Sinn ergeben würde. Ob es ausreicht, eine Immuntherapie mit einer Radiotherapie zu kombinieren, um sich die Chemotherapie zu ersparen, und wie weit Dosisreduktionen vorgenommen werden können, wird in einer randomisierten klinischen Studie untersucht.
Im fortgeschrittenen Stadium des Morbus Hodgkin wird die Implementierung von Checkpoint-Inhibitoren in die erste Therapielinie vielversprechend sein. Ein weiterer Schritt in Richtung individualisierter Behandlung ist die geplante Durchführung mehrerer Studien, wie z. B. eine Phase-II-Studie mit einer mit Pembrolizumab kombinierten Chemotherapie im fortgeschrittenen Stadium des Morbus Hodgkin.
Gespannt werden erste Ergebnis der HD-21-Studie erwartet, dabei erhalten die Patienten entweder die Standardbehandlung mit BEACOPP eskaliert oder die neue Behandlung mit BrECADD. Diese Ergebnisse werden wohl ein neues Licht auf bisherige Therapiekonzepte werfen.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Implementierung von Checkpoint-Inhibitoren als Erstlinientherapie wohl zukünftig eine wichtige Rolle in der Behandlung sowohl des frühen Stadiums als auch des fortgeschrittenen Stadiums des Morbus Hodgkin einnehmen wird. Im frühen Stadium muss geklärt werden, ob eine Strahlentherapie in Kombination mit Checkpoint-Inhibitoren im Vergleich zur etablierten Therapie mit ABVD (Adriamycin, Bleomycin, Vinblastin und Dacarbazin) und Radiotherapie ausreichend ist. Spannend werden die Ergebnisse sein, ob eine Checkpoint-Inhibitor-Therapie in Kombination mit modifizierter Chemotherapie beim fortgeschrittenen Stadium des Morbus Hodgkin dem Regime der Standardbehandlung mit BEACOPP eskaliert in Ansprechen und Toxizitäten gleichwertig, wenn nicht überlegen ist.