Seit Erstveröffentlichung der Ergebnisse der OPACIN-Studie im Jahr 20181 ist das Interesse an neoadjuvanten Therapiestrategien beim Stadium-III-Melanom mit Makrometastasen ungebrochen. Prof. Christoph Höller vom AKH Wien diskutierte in dieser Session, inwieweit die Fortschritte in der neoadjuvanten Therapie in den nächsten Jahren die Rolle der Dermatochirurgie betreffend die Durchführung von Lymphknoten-Exstirpationen bzw. -Dissektionen beeinflussen könnten.
Nach präoperativer Verabreichung zweier Gaben von Nivolumab, kombiniert mit entweder niedrig dosiertem Ipilimumab2 oder neuerdings auch mit dem LAG-3-Antikörper Relatlimab in neoadjuvanter Intention3, wurde ein komplettes pathologisches Ansprechen (pCR) im nachfolgend entfernten Lymphknoten bei annähernd 60 % der Patienten beobachtet, bei gleichzeitig verhältnismäßig guter (Ipi/Nivo) bis sehr guter (Rela/Nivo) Verträglichkeit dieser Immuntherapiekombinationen. Die überzeugenden 2-Jahres-RFS-Raten von über 90 % bei Patienten mit pCR geben nun Anlass zur Vermutung, dass sich neoadjuvante Strategien nach Untersuchung in größeren Kollektiven als therapeutischer Standard durchsetzen werden.
Fazit: Trotz der vielversprechenden Daten der neoadjuvanten Immuntherapie bei Makrometastasen, welche sich höchstwahrscheinlich im klinischen Alltag etablieren wird, wird es weiterhin einer engen Zusammenarbeit der Dermatoonkologen mit ihren chirurgisch tätigen Kolleginnen und Kollegen bedürfen. Einerseits muss weiterhin zumindest der hauptsächlich betroffene Lymphknoten zur Beurteilung des pathologischen Ansprechens entfernt werden und andererseits gibt es auch bei neoadjuvanter Herangehensweise Therapieversager, bei denen die Durchführung einer Lymphknotendissektion nach bisherigen Standards notwendig sein wird.
1 Blank et al., Nat Med 2018; 24(11):1655-61
2 Rozeman EA et al., Lancet Oncol 2019; 20(7):948-60
3 Amaria RN et al., J Clin Oncol 2021; 39(15_suppl):9502-9502
Höller C., Wien, Austria; Presentation ID D2T01.1B